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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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geschaffenen Jobs von Regierungsangestellten bewältigen. Man musste überlegen, welche Erfahrungen man mit den Strukturen der Interimsregierung gemacht hatte und was daraus für eine künftige, gewählte Regierung zu lernen war. Man musste die divergierenden Gesetze der Bezirke und BGs miteinander in Einklang bringen.
    Die Wirtschaftsbündnisse der Erde übermittelten ihre Glückwünsche und versprachen, Botschafter in die neue Bundesrepublik zu entsenden. Der Mond und die BGs des Gürtels folgten dem Beispiel der Erde.
    Eine Zeitlang schien es möglich, Cailetet und die anderen Dissidenten einfach zu ignorieren.
    Eine Woche nach der Ratifizierung wurde zur Feier des Tages ein riesiges Bankett in der Mars-Universität veranstaltet. Alle Gouverneure, die ehemaligen Delegierten, die Rechtsvertreter, Anwälte und ihre Helferinnen und Helfer, darüber hinaus auch die frischgebackenen Regierungsangestellten und die Botschafter versammelten sich in der alten Mensa der Mars-Universität Sinai, um den Sieg zu feiern. Insgesamt waren es fünfhundert Menschen.
    Ilya saß geduldig neben mir, während ein Glückwunsch-Vid nach dem anderen abgespielt wurde. Ich hielt seine Hand. Heimlich steckte er mir sein Kom zu, das die Ergebnisse des ersten Kapselversuchs zeigte. Ich machte einen Schnelldurchlauf durch Fotos und chemische Resultate. »Schneckenschleim?«, flüsterte ich.
    Er grinste. Sie wächst immer noch, schrieb er auf dem Kom. Ti Sandra warf mir einen Blick zu. Der neue Botschafter der Erde begann mit seiner Rede, und ich konzentrierte mich ganz darauf – oder tat zumindest so. Ilya streichelte meinen Oberschenkel, ich freute mich auf einen langen Abend mit ihm allein in einem Zimmer, das wieder einmal eins in einem Gasthof sein würde.
    Gegen Ende des Banketts zog ein Anwalt der BG Yamaguchi (die alten Beziehungen und Zuordnungen hatten bislang überlebt) Ti Sandra beiseite, in den Gang vor der Mensa. Er flüsterte ihr irgend etwas ins Ohr. Ti Sandra nickte, kam zu mir und sagte mit gedämpfter Stimme: »Sag Ilya, er soll euer Bett warmhalten. Du wirst in ein paar Stunden zurück sein. Sie behaupten, es sei wichtig.«
    Ich küsste Ilya. Er griff nach meiner Hand, da er fürchtete, es sei etwas schiefgegangen.
    Ti Sandra umarmte Paul, beide machten grässliche Leidensmienen, aber nur zum Spaß. Der Bezirksgouverneur von Syria-Sinai, der Anwalt von Yamaguchi und zwei bewaffnete Wächter begleiteten Ti Sandra und mich. Wir gingen tief in den Forschungstrakt der Mars-Universität Sinai hinein.
    Die Wächter trugen die Uniformen des öffentlichen Sicherheitsdienstes von Sinai, an die sie provisorisch Abzeichen mit der Fahne der Republik geheftet hatten. Ti Sandra ignorierte es gelassen.
    Unterwegs machte man uns mit einem Mann bekannt, den ich als einen der Cailetet-Anwälte wiedererkannte. Ira Winkleman. Weder Ti Sandra noch ich wussten genau, wohin man uns führen wollte. Mir schoss vage der Gedanke durch den Kopf, Cailetet könne einen Staatsstreich oder eine andere Machtdemonstration ausgeheckt haben. Nach unserem rauschenden Festbankett schlug mir diese Geheimnistuerei ein bisschen auf den Magen.
    »Wir sind jetzt vom Hauptkomplex der Universitätslabors ein gutes Stück entfernt«, sagte Winkleman mit unstetem Lächeln. »Ich bin auch zum ersten Mal hier unten.« Sein Gesicht war von Sorgenfalten durchzogen. Er sah aus, als habe er nächtelang nicht geschlafen.
    Wir erreichten eine schwere stählerne Schiebetür. »Freunde, an diesem Punkt trennen sich unsere Wege«, verkündete Winkleman. »Nur die Präsidentin, die Vizepräsidentin und ich werden weitergehen. Tut mir leid, aber Sicherheit hat Priorität.«
    Der Gouverneur und der Anwalt von Yamaguchi schüttelten zwar den Kopf, erhoben jedoch keine Einwände. Sie traten beiseite, als Winkleman seine Handfläche zur Identifikation gegen das Schloss legte.
    »Bitte sorgen Sie dafür, dass die neue Präsidentin und die Vizepräsidentin ihre Handflächen zur Sicherheitscodierung vorlegen«, forderte die Tür. »Danach wird Ira Winkleman seine Handfläche zur Bestätigung der Identifikation ein weiteres Mal gegen die Platte legen.«
    Wir befolgten die Anweisungen, die Tür ging auf. Auch die Wächter blieben draußen. Vor uns führte ein kurzer Gang zu einem Labor mit hoher Decke. Es enthielt Arbeits- und Versuchstische, schwer isolierte Rohre, dicke Bündel elektrischer Kabel und Glasfaserleitungen sowie Behälter mit Flüssiggas. Einem Großteil der Ausstattung sah man

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