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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Materie herstellen.«
    Charles ließ das wirken. Ti Sandra sah die Olympier aufmerksam, aber immer noch skeptisch an. »Würde das eine Energiequelle darstellen?«, wollte sie wissen.
    »Ungeheure Mengen von Energie«, antwortete Leander. »Wir haben noch keinen Hochleistungsreaktor gebaut, aber die Energiemenge, die wir freisetzen können, ist theoretisch unbegrenzt. Wir müssen sie nur nutzbar machen.«
    »Und Blei in Gold verwandeln?«, fragte Winkleman.
    »Wir können keine Masse schaffen«, sagte Charles. »Noch nicht.«
    Ti Sandra wirkte jetzt tatsächlich wie vor den Kopf geschlagen. »Noch nicht?«, wiederholte sie. »Aber vielleicht in naher Zukunft?«
    »Das wissen wir nicht«, antwortete Charles. »Unmöglich ist es nicht, glaube ich. Aber einige Leute sind da anderer Meinung.«
    Royce und Kwang hoben beschwichtigend die Hände. »Wir sorgen dafür, dass die anderen auf dem Boden bleiben«, bemerkte Royce.
    »Ich halte es für eine Möglichkeit«, erklärte Leander.
    »Ebenso wichtig ist die Tatsache, dass wir die Konversion aus der Ferne durchführen können«, fuhr Charles fort. »Das heißt, wir können auf ein bestimmtes Gebiet zielen und innerhalb dieser Region Materie in Antimaterie umwandeln – mit einer Reichweite bis zu neun oder zehn Milliarden Kilometern. Praktisch überall innerhalb des Sonnensystems.«
    Die Gruppe schwieg einen Augenblick lang. Die Olympier sahen einander und uns gequält an, wie Jugendliche, die man bei einem Streich ertappt hat.
    Ich starrte Charles mit einer Mischung aus Angst und Ehrfurcht an.
    »Weiß die Erde, dass ihr diese … diese Entdeckung gemacht, diesen Durchbruch geschafft habt?«, fragte ich.
    Die Olympier schüttelten verneinend den Kopf. »Vielleicht vermuten sie es«, antwortete Charles. »Aber wir haben die Sache sorgfältig unter Verschluss gehalten. Nur wir neun und Ira haben begriffen, wie weit wir vorgestoßen sind. Und diese jüngsten Entwicklungen … die bedeutsamsten Entwicklungen … sind nicht älter als sechs Monate.«
    »Und Cailetet?«, fragte ich.
    »Wir haben ihnen vorgemacht, wir hätten nach unserer Trennung von ihnen einen kleineren Durchbruch in der Kommunikationstechnik geschafft. Das – und nur das.«
    »Wie klein?«, fragte ich.
    »Wir haben ihnen mitgeteilt, dass wir den Zugang zu Deskriptoren geschafft haben und dadurch Funkübertragungen mit ihrem ursprünglichen Zustand am Ausstrahlungsort korrelieren können. Mit anderen Worten: Dass wir zerhackte ausgestrahlte Signale entstören können.«
    »Und könnt ihr das wirklich?«, fragte ich.
    »Selbstverständlich«, antwortete Charles. Es war mir peinlich, dass er sich mit seltsam entrücktem Gesichtsausdruck so eifrig auf mich konzentrierte.
    »Aber in Wirklichkeit können wir noch viel mehr. Wir können Signale ohne Zeitverlust durch das ganze Sonnensystem schicken.«
    »Habt ihr das schon gemacht?«, fragte ich.
    »Nein. Nur über den Mars«, antwortete er. »Wir brauchen dazu natürlich zwei Anlagen. Es gibt aber keine zweite, weder auf der Erde, noch sonst wo im Sonnensystem.«
    »Was erwarten Sie von uns? Was sollen wir tun?«, meldete sich Ti Sandra.
    Leander und Charles sprachen sich miteinander ab, Charles schob Leander die Antwort zu. Mir wurde klar, dass Charles die Gruppe leitete, aber Leander zu ihrem Sprecher auserkoren hatte, weil Leander reifer wirkte. Das hinderte Charles allerdings nicht daran, ihm bei Bedarf dazwischen zu fahren.
    »Frau Präsidentin, Sie stehen an der Spitze der ersten funktionsfähigen Regierung in der Geschichte des Mars«, sagte Leander. »Seit Jahren haben wir befürchtet, unsere Arbeit könne in einem politisch ungünstigen Klima ausreifen und missbraucht werden. Oder nur der Erde Vorteile bringen. Schon in wenigen Jahren, vielleicht noch früher, werden Forscher auf der Erde denselben Wissensstand wie wir haben. Und das könnte gefährlich werden.«
    »Gefährlich ist es, wenn nur der Mars solche Kenntnisse besitzt«, wandte ich ein. »Falls die Erde annimmt, dass wir eine solche Macht haben …«
    »Einverstanden«, sagte Charles. »Aber wir können nicht einfach auf unserem Wissen sitzen bleiben.«
    Ti Sandra verschränkte die Arme auf der Brust und rieb sich mit den Händen ihre kräftigen Schultern. »Wir stellen nur eine Interimsregierung dar. Wir sind nur für wenige Monate im Amt.«
    »Und wir glauben nicht, dass wir es uns leisten können, noch länger zu warten«, entgegnete Leander.
    Charles neigte den Kopf, wiegte ihn bedächtig

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