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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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an, dass sie lange Zeit nicht benutzt worden war. Vieles war eingepackt, abgedichtet und mit Antioxidationsmitteln behandelt worden. Nur eine kleine Ecke wirkte so, als sei hier in jüngster Zeit gearbeitet worden.
    »Dieses Projekt läuft seit rund drei Jahren«, berichtete Winkleman. »Vielleicht haben Sie schon davon gehört, Miz Majumdar … Zumindest haben Sie, glaube ich, einige Aspekte davon erfahren. Die Wissenschaftler und ihr Personal haben vor sechs Monaten einmütig beschlossen, mit Cailetet zu brechen. Ich habe mein Amt in Cailetet niedergelegt und bin mit ihnen zur Forschungsuniversität Tharsis gegangen. Inzwischen haben wir eine Vereinbarung mit der Mars-Universität Sinai getroffen. Wir verlegen einen Teil unserer Arbeit hierher.«
    »Um was geht es denn überhaupt?«, fragte Ti Sandra und runzelte ungeduldig die Stirn.
    Winkleman wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen. Aber er war zu nervös, an sich zu halten. »Wir – das heißt die Olympier – sind zu der Auffassung gelangt, dass Cailetet unter zu großem Druck steht, unter dem Druck der Erde. Wir haben uns dazu entschlossen, das Projekt abzubrechen und so zu tun, als wären wir gescheitert.« Er schüttelte den Kopf und schloss die Augen, so dass sein Gesicht einen frustrierten Ausdruck annahm. »Wir wollten Achmed Crown Niger nicht solche Macht in die Hände geben.«
    Er führte uns zur gegenüber liegenden Seite des Labors, in den benutzten Abschnitt. Hinter einem Wandschirm verborgen saßen dort drei Männer und zwei Frauen um einen Tisch herum. Sie tranken Tee und aßen Krapfen. Als wir in ihr Blickfeld traten, standen sie auf, wischten sich die Krümel von der Kleidung und begrüßten uns respektvoll.
    Charles Franklins Gesicht war hagerer geworden. Sein Blick war konzentrierter und forschender als früher, und er schien an Würde und Reife gewonnen zu haben. Seine Kolleginnen und Kollegen wirkten rastlos und von unserer Gegenwart gehemmt – aber Charles war gelassen.
    Winkleman machte uns miteinander bekannt. Charles lächelte, als wir einander die Hand schüttelten, und murmelte: »Wir kennen uns bereits.«
    »Sind dies die berühmten Olympier?«, fragte Ti Sandra.
    »Vier weitere sind in Tharsis. Nebenbei bemerkt, sind wir gar nicht mehr so berühmt«, sagte Charles. »Eigentlich mochte ich den Namen noch nie. Er hat eher Werbezwecken als sonst etwas gedient …«
    »Und das bei einem Projekt, das streng geheim war«, ergänzte Chinjia Park Amoy, eine kleine dunkelhaarige Frau mit großen Augen. Ich fragte mich, ob sie und Charles wohl etwas miteinander hatten. Und wo war Charles’ Ehefrau?
    Der Anwalt besorgte Stühle aus dem Labor, wir setzten uns im Kreis um den Tisch. Nur Charles blieb stehen. Winkleman überließ die Erklärungen gern einem anderen, zog sich vom Tisch zurück und nahm im Halbschatten Platz.
    Unsere Koms wurden mit kurzen Infos über alle hier Versammelten gefüttert. Während wir uns miteinander bekannt machten, bemühte ich mich, mir die wichtigsten Einzelheiten zu merken. Sie waren Mathematiker und Theoretische Physiker, allesamt auf das Bell-Kontinuum und die Deskriptor-Theorie spezialisiert.
    Der älteste Wissenschaftler hieß Stephen Leander, hatte eine dicke, silbrige Haarmähne und eine freundliche, wenn auch spitze Art. Chinjia Park Amoy stammte aus dem Gürtel und war zum Mars ausgewandert. Sie hatte einen gedrungenen Rumpf und die langen Extremitäten, die so typisch für die Bewohner des Gürtels sind. Die Jüngste, Tamara Kwang, hatte große schwarze Augen, Haut von der Farbe Oolong-Tees und trug mehrere, offen sichtbare Erweiterungen als Reifen um Hals und Oberarm. Nehemiah Royce von der BG Steinburg-Leschke war groß, hatte glänzende Augen und feines braunes Haar, auf dem ein seidenes Käppi saß.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit dem Tisch zu. Mehrere schwarze Schachteln, deren Höhe zwischen zwanzig Zentimetern und einem Meter betrug, nahmen das eine Ende des Tisches ein. Am anderen Ende stand nur ein glänzender weißer Kasten, der mit den Schachteln durch dicke Glasfaserkabel verbunden war. Augenscheinlich enthielt der weiße Kasten einen Denker, aber es war nirgendwo ein Etikett zu sehen, das auf Herkunft oder Eigentümer hätte schließen lassen.
    Leander gab Royce und Kwang Zeichen, Stühle für uns heranzurücken. Wir nahmen Platz. Ti Sandra lehnte sich mit einem tiefen Seufzer zurück.
    »Die Sache gefällt mir offengestanden nicht«, sagte sie.
    »Warten Sie’s ab«, erwiderte Leander

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