Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
treffen uns morgen mit den Leuten, die für die zivilen Vorbereitungen zuständig sind, und sprechen es mit ihnen durch. Doktor Wachsler, Doktor Abdi, ich ermächtige Sie hiermit, Gelder aus der Regierungskasse, sprich aus der Schwarzen Kasse Auftakt zu verwenden. Aelita wird Ihre Forschungen überwachen, und Sie werden jede Woche diesem Ausschuss Bericht erstatten.«
    Wachsler starrte uns an, als hätten wir alle den Verstand verloren. »Ich verstehe, dass wir es hier mit einer spektakulären Technik zu tun haben. Aber haben Sie auch die Konsequenzen für die Menschen bedacht?«
    Sein herablassender Ton brachte mich in Rage. »Ich habe an kaum etwas anderes gedacht, Doktor.«
    »Was könnte die Erde uns denn überhaupt antun, das schlimmer ist als das, was Sie in Erwägung ziehen? Wir alle haben die Zerstörung in Melas Dorsa gesehen. Aber das ist noch gar nichts im Vergleich zu den Hunderten von Siedlungen, denen Beben drohen.«
    Charles hob wie ein Schüler im Unterricht die Hand. »Darf ich antworten?«
    »Sicher«, sagte ich.
    »Die Heuschrecken sind nur der Anfang. Ein paar Monate später können sie den Mars in einen brennenden Schutthaufen verwandeln. Und wenn das noch nicht reicht, können sie uns in die Sonne stürzen oder in den Tiefenraum werfen.«
    Wachsler wurde bleich, aber sein Zorn hielt an. Er konnte offensichtlich nicht begreifen, was Charles da sagte, und wollte es als stark übertrieben abtun. Er kniff die Augen skeptisch zusammen. »Und das glauben Sie wirklich?«
    »Mein lieber Doktor«, warf Abdi ein. »War es eine alltägliche Sache, dass ein Mond aus seiner Umlaufbahn geschoben wurde und sich sofort in die Nähe der Erde bewegt hat?«
    »Ich weiß nur, was man mir erzählt hat«, erklärte Wachsler stur.
    »Ich war dort«, sagte Leander. »Genau wie Charles.«
    Wachsler zuckte die Achseln. »Also gut, Frau Vizepräsidentin. Ich weiß, was ich zu tun habe. Aber ich muss mein Missfallen darüber ausdrücken, dass man so viel Schaden, ja sogar völlige Zerstörung einkalkuliert und die Marsianer nicht einmal fragt, was sie davon halten.«
    »Ich wünschte, wir hätten dazu die Zeit und die Mittel«, erwiderte ich.
    »Das stimmt ja gar nicht«, entgegnete Wachsler. »Das sagen Sie nur so. Denn falls sich die Marsianer dafür entscheiden würden, lieber hier zu bleiben, dann …«
    »Das wäre glatter Selbstmord«, unterbrach ihn Charles.
    »Haben wir das Recht, unser Schicksal selbst zu bestimmen?«, fragte Wachsler hitzig. »Oder sind Sie der Meinung, dass Sie für uns alle entscheiden können, weil Sie so viel besser informiert sind?«
    Was sollte man darauf antworten? Wachsler hatte das Dilemma bewundernswert deutlich formuliert. »Ich hoffe, die Geschichte wird uns nicht mit dieser Härte beurteilen«, sagte ich leise.
    »Darauf sollten Sie besser nicht bauen, Frau Vizepräsidentin.«
    Charles blieb nach Ende der Sitzung noch da, ebenso Aelita. »Wir haben gar nicht über Ilya gesprochen«, sagte er.
    »Das möchte ich auch lieber nicht«, erwiderte ich.
    »Doktor Abdi hat mich daran erinnert … Ich möchte dir mein Beileid aussprechen. Er war ein wunderbarer Mann.«
    »Bitte«, sagte ich und wandte den Blick ab. Von Charles’ Seite konnte ich eine solche Bemerkung schon gar nicht ertragen.
    »Gibst du mir die Schuld an seinem Tod?«, fragte Charles traurig.
    »Nein. Wie könnte ich?«
    »Wenn ich vor zehn Jahren gestorben wäre, hätte nichts dergleichen geschehen können … jedenfalls nicht auf diese Weise.«
    »Bist du jetzt völlig größenwahnsinnig geworden?«
    »Ohne meinen Beitrag hätten wir erst in fünf oder zehn Jahren einen Tweaker bauen können. Vielleicht wäre die Erde uns zuvorgekommen.«
    Ich starrte ihn an und fragte mich, ob ich es schaffen würde, die mühsam gepflegte Maske von Sachlichkeit und Tüchtigkeit zu bewahren. »Ich trage ebenso viel Schuld wie du.«
    »Ich muss es wissen. Denn wenn du mich für Ilyas Tod verantwortlich machst, könnte ich das, glaube ich, nicht verkraften. Wirklich nicht.«
    Tränen schossen ihm in die Augen. Ich wandte mich ab. Ich wollte dieses Zurschaustellen von Gefühlen auf keinen Fall mitmachen. »Reiß dich zusammen«, forderte ich ihn ein bisschen ruppig auf.
    »Ich hab mich in meinem ganzen Leben noch nicht mehr zusammengerissen und einen klareren Kopf bewahrt.«
    »Aber ich habe keinen klaren Kopf und bin nicht gerade in Höchstform. Bitte. Bitte. « Ich ließ meine Faust auf den Tisch knallen. »Bitte, lass es einfach.«
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher