Heimat Mars: Roman (German Edition)
Himmel in klaren Nächten.
Ich habe mir die galaktische Bestandsaufnahme 22 vorgenommen und einen gelben Zwergstern von etwa neun Zehnteln der Sonnengröße gefunden. Perturbationen deuten auf vier große Planeten hin. Welche Mineralien er hat, können wir natürlich nicht wissen. Und in derselben Region gibt es ein Dutzend ähnlicher Sterne.
Ich schenke sie dir«, schloss er. »Alle Wolken, Sterne und einen neuen Blumengarten.« Er wartete auf meine Reaktion. »Du hast die Wahl. Du kannst die Mutter des neuen Mars werden.«
Mir fielen die Blumen ein, die Charles mir in der Nähe von Très Haut Médoc geschenkt hatte. Er hatte sie aus dem Boden des Gläsernen Meeres herausgeschnitten. Jetzt bot er mir einen Sternenstrauß an. Trotz meiner Erschöpfung, trotz meines Kummers schaffte Charles es immer noch, mich sprachlos zu machen.
»Ich möchte mich bei dir entschuldigen«, sagte ich. »Ich bin sehr grob zu dir gewesen. Du hast großartige Arbeit geleistet.«
»Danke«, antwortete er. Sein Gesicht hellte sich auf, er sah mich mit sanfter Eindringlichkeit an. Ich hatte es immer noch in der Hand, Charles glücklich zu machen. Ilya hatte ich nie so fest im Griff gehabt. Vielleicht hatte ich ihn deshalb so geliebt.
Ich starrte auf die Sterne, die am Rande der länglichen Blase kreisten und aufblitzten. »Meinst du, wir sollten vorsichtshalber reservieren?«, fragte ich.
Als ich am nächsten Tag zusammen mit Dandy und Lieh nachsehen wollte, wie die Arbeit an den großen Tweakern vorankam, platzte ich mitten in einen Streit. Das Zentrallabor war vor einer Woche fertig geworden. Man hatte die Geräte in einen Raum zusammengestellt und ein paar einfache, kleinere Probeläufe zur Umwandlung von Sauerstoff in Anti-Sauerstoff durchgeführt. Als wir das Labor betraten, hörte ich, wie Leander das Stimmengewirr übertönte.
»Versteht denn niemand, mit wem wir es hier zu tun haben?«
Mitchell Maspero-Gambacorta und Tamara Kwang hatten sich gegen Charles, Leander und Royce verbündet. Kwang sah mich eintreten und verzog das Gesicht zu einer kühlen Maske. Maspero-Gambacorta schüttelte den Kopf, fluchte lautlos vor sich hin und hockte sich auf den niedrigen Tisch, auf dem die größeren Hochleistungspumpen standen. Royce griff nach seinem Kom und einigen Geräten und wollte anscheinend gehen, zögerte aber und blieb mit vollbeladenen Armen linkisch stehen. Charles hatte die Beine übereinander geschlagen und die Hände ums Knie gelegt. Er wirkte gelassen und fast unbeteiligt.
»Meinungsverschiedenheiten?«, fragte ich.
»Wir kommen schon klar damit«, antwortete Leander etwas voreilig.
»Tamara und Mitchell meinen, wir sollten unsere Forschungen offenlegen«, sagte Charles.
»Das wäre das Vernünftigste«, erklärte Kwang.
»Alles hier ist jenseits jeder Vernunft«, knurrte Maspero-Gambacorta und verschränkte die Arme.
»Wen würden wir zuerst informieren?«
»Die Erde natürlich«, antwortete Kwang. »Ich habe Freunde auf der Erde. Leute, die uns allen hier dabei helfen könnten, die Dinge wieder ins Lot zu bringen. Die politischen Probleme, die Missverständnisse …«
»Missverständnisse?«, fragte ich.
»Ich bin doch nicht blöde«, fuhr mich Kwang an. »Ich weiß, in welcher Lage wir sind. Aber wenn wir einfach miteinander reden könnten, wenn wir einen gemeinsamen Nenner finden würden … Das wäre mir so viel lieber …« Sie brach ab und schüttelte den Kopf.
»Das haben wir doch schon x-mal durchgekaut«, brummte Leander.
»Es ist ein Dilemma, das auf Rückkoppelungseffekten beruht«, stellte Charles fest.
»Ich weiß!«, brüllte Kwang und schwang die Fäuste. »Vielleicht vernichten sie uns, wenn sie annehmen müssen, dass wir wissen, wie man sie vernichten kann … Allerdings vernichten sie uns nicht, wenn sie annehmen müssen, dass wir schneller als sie zuschlagen könnten. Und wir können ihnen nicht sagen, was wir wissen. Denn wir wissen ja tatsächlich, wie wir sie vernichten können. Und wenn wir es ihnen sagen, werden sie ihrerseits wissen, wie sie uns vernichten können. Das ist der helle Wahnsinn !«
»Stimmt«, sagte ich. »Die beste Lösung besteht darin abzuwarten, bis sich die Dinge in Balance befinden und abgekühlt haben.«
»Und auch darin, einfach davonzulaufen?«, fragte Maspero-Gambacorta. »Scheint mir nicht gerade ein Ausdruck von Reife zu sein.«
»Haben Sie eine bessere Idee?«, fragte ich.
»Allerdings«, antwortete er. »Dutzende. Aber Charles und Stephen gefällt
Weitere Kostenlose Bücher