Heimkehr
es auch diesmal nicht für nötig befunden, seine Entscheidungen m it m ir zu besprechen. Ebenso wenig, wie ich ihn etwa bei meinen künstlerischen Betätigungen um Rat fragen würde. Dennoch: Mein Ehrgeiz m u ss einmal mehr leiden, da m it er den s e inen befriedigen kann! Meine lange Abwesenheit wird n ä m lich die Vollendung m e ines Kunstwerkes ›Schwebende Klänge aus Stein und Metall‹ e m pfindlich hinaus z ögern. Der Bruder des Satrapen wird untröstlich sein, weil m it meiner Installation sein dreißigster Geburtstag hätte g e feiert werden sollen.
Tag fünfzehn des Tischmondes
Im vierzehnten Jahr der Regentschaft des
Hochherrschaftlichen und Erhabenen Satrapen Esclepius
Ich war ja so dumm. Nein. I c h wurde getäuscht. Es ist keine D u mmheit, je mandem zu vertrauen, bei dem ma n mit jedem Recht Vertrauenswürdigk e it erwarten darf. Als m e in Vater me in e Hand sowie mein Schicksal Lord Jathan Carrock anvertraute, glaubte er, seine Tochter an einen Mann von großem Reichtum und tadellosem Ruf zu verheiraten. Mein Vater pries Sas Namen, dass m eine küns t lerischen Erfolge einen Freier von derart erhabenem Rang angezogen hatten. Als i c h das Schicksal beweinte, das m ich an einen um so vieles älteren Mann band, riet m ir me i ne M utter, mich einfach da m it abzufinden, m eine Kunst weiterzuverfo l gen und meinen Ruf als Künstlerin unter d e m Schutze seines Einflusses zu fest i gen. Ich achtete ihre Weisheit. In diesen vergangenen zehn Jahren, in denen meine Jugend und meine Schönheit im Schatten meines Gatten verblassten, g e bar ich ihm drei Kinder und trage nun unter meinem Herzen den aufblühenden Ke i m eines weiteren Sprosses. Ich war Zierde und Segen für ihn, und dennoch hat er m i ch so schnöde h i ntergangen. Wenn ich an all die Stunden denk e , die ich aufgewendet habe,
seinen Haushalt zu führen, Stunden, die ich meiner Kunst hätte widmen können, dann brod e lt es in me inem Blut vor Bitterkeit.
Heute habe ich ihn zunächst angefleht und schließlich, getrieben von der Pflicht meinen Kindern gegenüber, regelrecht von i hm verlangt, dass er den Kapitän dazu zwänge, uns bessere Quartiere zu geben. Daraufhin hat er unsere drei Kinder m it der Zofe auf das Deck geschickt. Unter vier Augen hat er m ir gestanden, dass wir keineswegs freiwillig in dieses Kolonialsierungsvorhaben des Satrapen investiert h ä tten. Stattdessen wären wir Exilanten, denen man die Gnade gewährt hätte, der Entehrung zu entfliehen. Wir hätten alles zurückgelassen, Besitzungen, unser Heim, alle wertvolle Habe, Pferde, Vieh … Das alles sei nun an d e n Satrapen gefallen, ebenso wie diese Kisten und Truhen, die man uns bei der Einschiffung abgenommen h a t. Mein vornehmer und ehrenwerter Gatte entpupp t e sich als nichtswürdiger Verräter an unserem freund l ich e n und geliebten Satrapen und Verschwörer gegen den von Sa gesegneten Thron.
Selbst di e s es Eingeständnis m u sste ich ihm Stück für Stück abr i ngen. Er hatte immer gesagt, ich so l le m i ch nicht um Politik kümmer n , weil dies allein seine Aufgabe wäre. Er meinte, eine Frau sollte es ihrem Ehemann überlassen, ihr Leben zu regeln. Er versichert, dass er längst w i eder zu einem Ver m ögen gekommen sein würde, wenn im nächsten Frühjahr die Schiffe kä me n, die unsere Siedlung m it Nachschub versorgten. D a nn könnt e n wir an den Hof Ja ma illiastadts zurückkehren. Ich jedoch stellte unablässig weiter meine albernen weibli c hen Fragen. Ob etwa all unsere Besitzungen beschlagn a h m t seien, wollte ich wissen. W irklich alle? Er erw i derte, nur so habe er den Namen Carrock schützen könn e n. Er er m ögliche da m it seinen Eltern und dem jüng e ren Bruder, ehrenvoll weiterzuleben, ohne von dem Skand a l besch m utzt zu werden. Seinem Bruder bliebe dazu noch ein kleineres Besitzt u m als Erbe. Am Hof des S a trapen würde m a n davon ausgehen, dass Lord Jathan Ca r rock sich entschieden habe, sein ganzes Ver m ögen in dieses kühne koloniale Unternehmen einzubringen. Nur d a s engste U m feld des Herrschers wusste, dass dieser Carrock in Ungnade gefallen und sein Besitz konfisziert worden war. Sogar für dieses geringe Entgegenkommen hatte Jathan viele Stunden lang auf den Knien gebettelt und sich erniedrigt und den Satrapen um G n ade angefleht.
Mein Gatte zeichnete die S z ene recht ausführlich, als versuchte er, m ich da m it zu b eeindrucken. Aber seine Knie kümmerten mich nicht. »Was
Weitere Kostenlose Bücher