Heimkehr
Wasserader. Das Land war jedoch auch damals schon ruh e los, und manchmal wurde das Flusswasser milchig und ä t zend. Jetzt haben die Bäume Weiden u nd Äcker zurückerob e rt, aber ich erkenne immer noch, wie es vorher aussah. I c h weiß auch, welc h e Bä u me gut für B a uholz geeignet sind, aus welchen Blättern wir eine n angeneh m sti m ulier e nden Tee gewinnen können, welc h es Schilf sowohl Papier als auch Stoff liefert, wenn es gedroschen und z u Mus verarbeitet worden ist, und … ach, ich erinnere noch viele andere Dinge. Wir werden überleben. Es wird kein üpp i g e s oder einfaches Leben, aber wenn wir wertschätzen können, was das Land uns schenkt, wird es genügen. Und das ist gut so.
Ich habe me ine Bau m si e dlung beinah vollkommen verlassen vorgefunden. Nach der Katastrophe, die uns in der Stadt eingeschlossen ha tt e, gaben die meisten der Zurückgebliebenen auf und f l ohen. Von den Reichtümern, die sie gesammelt und auf der Plattform aufgehäuft hatten, nahmen sie lediglich einen Bruchteil m it. Nur einige wenige haben ausgeharrt. Marthi und ihr Ehemann gehören zu ihnen. Marthi weinte vor Freude über meine Rückkehr.
Als ich meinem Ärger darüb e r Ausdruck verlieh, dass die anderen sie einfach im S tich gelassen hätt e n, erwiderte sie ganz ernsthaft, diese h ä tten versprochen, Hilfe zu schicken. Sie war überzeugt, dass sie ihr Wort halten würden. Schließlich hätten sie ihre Schätze zurückgelassen.
Was m i ch angeht, so habe ich me inen Schatz gefunden. Petrus ist letzten E n des doch hier gebli e ben. Jathan, hartherzig wie er ist, machte sich ohne seinen Sohn auf den Weg, als Petrus im let z ten Augenblick seine Meinung geändert und erklärt hatte, er wolle hier auf die Rückkehr seiner Mutter warten. Ich bin froh, dass er es nicht vergeblich tat.
Es hat m i ch überrascht, d a ss Marthi und ihr Ehemann geblieben sind, bis s i e m ir d e n Grund dafür in me ine Ar m e legte. Sie hat ihr Kind zur Welt gebracht, und um seinetwillen m ö chten sie hier leben. Der Kleine ist geschmeidig und lebhaft, aber er hat Sch u ppen wie eine Schlange. In Ja ma illia wäre er eine Missgeburt. Er gehört hierher in die Rege n wildnis.
So wie wir alle. Je t zt.
Ich glaube, dass m i ch die Veränderungen, die m it Marthi vorgegangen sind, ebenso erschreckt haben, wie meine Veränderungen sie. Wo sie die Juwelen aus dieser Stadt um Hals und Handgelenke getragen hatte, sind jetzt kleine Geschwüre vorgewachsen. Und als sie m i ch anstarrte, dachte ich zunächst, sie täte es, weil sie sehen konnte, wie sehr die Erinnerungen der Stadt mei n e Seele v erändert hatten. In Wirklichkeit hab e n die gefiederten Schuppen um meine Augenlider und um meine Lippen ihr e n Blick angezogen. Ich habe keinen Spiegel, also kann ich nicht sagen, wie auffallend sie s i nd. Ich habe nur Retyos Wort, dass die Linie aus roten Schuppen, die m ein ganzes Rückgrat sä u m t, eher verfüh r erisch als ab s toßend wirkt.
Ich sehe diese Schuppen auch an den Kindern und finde sie tatsäc h lich nicht abschrec k end. Fast alle von uns, die i n die Stadt hinabgestiegen sind, tragen nun i h r Mal. Entweder ist es ein Ausdruck tief in i h r e n Augen oder eine zierliche Spur von Schuppen oder vie l leicht ein Streifen warziger Haut am Kinn. D i e Regenwildnis hat uns m it ihrem Mal gezeic h net und uns zu Hause willkommen geheißen.
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