Heimkehr
ngfräulichen Wäldern und weitem Ackerland, das uns bereits erwarte. Ich war der Meinung, dies verhieße wenigstens das Ende unserer Reise, doch sie dauert immer noch an.
Zuerst half uns d i e Flut noch bei unserer Fahrt flussaufwärts. Jetzt jedoch m u ss die Mannschaft für jede Schiffslänge, die wir vorankommen, rudern. Die Gefangenen wurden von i hren Kett e n befreit und als Ruderer in winzigen Booten eingesetzt. Sie rudern ein Stück flussaufwärts, setzen Anker und ziehen uns dann gegen die Strö m ung weiter. Nachts ankern wir und lauschen dem Rauschen des Wassers und den Lauten uns i chtbarer Geschöpfe des Dschungels, der sich bis zum Ufer erstreckt. Täglich wird die Szenerie f a ntastischer und bedrohlicher. Die Bäume am Ufer sind dopp e lt so hoch wie der Mast unseres Schiffes, und diejenigen dahinter sind noch viel höher. Wenn der Fluss sich ver e ngt, werfen sie ihre tiefen Schatten über uns. Man sieht k a um mehr als einen nahezu undurchdringlichen Wall aus V e getation. Unsere Suche nach einem freundl ic hen Gestade scheint verrückt zu sein. Ich kann keine Anzeichen davon erkennen, dass hier je ma ls Menschen gelebt haben. Die e i nzigen Kreaturen scheinen bunte Vögel und große Echsen zu sein, die sich auf den d i cken Baumwurzeln am Ufer sonnen. Und in den Wipfeln der Bäume kreischt u nd raschelt es unablässig. Es gibt weder saftigen Weiden noch f e ste Strände, nur m ooriges Ufer und wuchernde Vegetation. Andere, riesige Ba u mwurzeln erhe b e n sich wie Stelzen aus dem Wasser, und von i hnen baumeln wie S c h m uckgehänge Lianen, die bis in das kreidige Wasser zurückreichen. An einigen dieser Kletterpflanzen wachsen Blüten, die sogar in der Nacht weiß leuchten. Sie hängen fleischig und prall herunter, und der Wind trägt i h ren süßen Aasgeruch zu uns herüber. Stechende Insekten quälen uns, und die Ruderer leiden unter sc h m erzhaftem A u sschlag. Das Flusswasser ist nicht gen i eßbar. Schlimmer no c h, es zerstört Fleisch und selbst Holz. Es weicht die Ruder auf und ruft Geschwüre auf der Haut hervor. Lässt m an es eine We i le in Gefä ß e n stehen, kann m an die oberste Schicht irgendwann trinken. Doch der Bodensatz frisst rasch Löcher in die Eimer. Und wer von diesem Wasser trink t , klagt bald über Kopfsch m erzen und wilde Träume. Einer der Verbrecher faselte etwas von »entzückenden S c hlangen« und s t ürzte sich anschließend über Bord. Zwei Matrosen wurden wegen ihrer sinnlosen Plapperei sogar in Eisen gelegt.
Ein Ende dieser schrecklichen Reise ist nicht abzusehen. Unsere beiden Begleitschiffe haben wir längst aus den Augen verloren. Kapitän Triops sollte uns sicher an einer Stelle absetzen, die für eine Siedlung und Ackerbau geeignet erscheint. Die Hoffnung der Co m p anie auf freie, sonn i ge Weiden und sanfte Hügel sinkt jedoch m it jedem Tag, der verstreicht. Der Ka p itän m eint, dass dieses Flusswasser schlecht für den Rumpf seines Schiffes wäre. Er will uns mitten im Su m p f abs e tzen und behauptet, dass die Bäume am Ufer vielleicht ja nur den Blick auf höher liegendes Land und Wälder v e rstellen. Unsere Männer widersprechen und verweisen auf die Bulle, die uns der Satrap verliehen hat. Sie rollen sie immer wieder auf und zeigen auf die Versprechungen, die man uns darin ge m a cht hat. Und jedes Mal hält T r iops m it den schriftlichen Befehlen dagegen, die der Satrap ihm m itgegeben hat. In ihnen ist die Rede von Weg m arken, die dann gar nicht existieren, von fährb a ren Kanälen, die aber viel zu flach und stein i g sind, und von St ä d t e n an S t ellen, wo sich nur der Dschungel erstreckt. Sas Priester haben diese Übersetzung angefertigt, und sie lüg e n nicht. Aber irgendetwas kann trot z d em nicht stimmen.
Auf dem Schiff brodelt es. Es gibt häufig Streitereien, und selbst die Mannschaft m u rrt über i h ren Kapitän. Ich werde von einer schrecklichen Unrast gepeinigt und bin oft den Tränen nahe. Petrus leidet unter Alpträumen, und Carl m in, der schon i mmer ein v e rschlossenes Kind war, ist jetzt beinahe vollständig verstummt.
Ach, Jamailliastadt, Ort m ei n er Geburt, sehe ich deine sanften Hügel und s c hlanken Türme je wieder? Mutter, Vater, trauert ihr schon um mich, als wäre ich für immer verloren?
Diesen dicken Klecks hat Petrus verursacht, als er auf meinen Schoß klet te rte und sich beklagte, weil er sich langweilte. Meine Zofe ist m ittlerweile vollkom m e n nutzlos. Sie verdient ni c h t
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