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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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ihn wiederum weißen Männern, die eine Bahn bauen wollten, auslieferten. Abermals war er geflüchtet und hatte am North-Platte die Zelte der Bärenbande gefunden. Der erste, dem er begegnet war, das war Harka gewesen. Mattotaupa hatte den kleinen ausgehungerten kraushaarigen Flüchtling in sein Tipi aufgenommen und ihm zu essen gegeben. Schonka hatte den Negerjungen, der nur noch in Fetzen gekleidet war, spöttisch angesehen, aber Harka hatte daraufhin Schwarzhaut Kraushaar sofort die eigenen Festkleider geschenkt. Durch Hawandschita war Kraushaars Vater aus den Händen der Pani befreit worden, mit Hilfe eines Goldkorns, das Harka einmal an einem Flußufer gefunden hatte. So war vielleicht Hawandschita der erste gewesen, der die Pani und die Weißen hatte wissen lassen, daß es in den Jagdgefilden der Dakota Gold gab.
    Tschapa Kraushaar galoppierte nordwärts. Obgleich er große Eile hatte, blieb er vorsichtig. Von Zeit zu Zeit hielt er an und lauschte, oder er machte auch seine Pferde fest, um auf eine Bodenwelle hinaufzulaufen und auszuspähen. Als er zu dem North-Platte und der Furt kam, die die Bärenbande vor elf Jahren überquert hatte, legte er eine längere Rast ein. Die Pferde soffen. Es war Tag geworden, wieder ein grauer frostiger Tag. Das Wasser flutete und schäumte dahin. Es war breit über die Ufer getreten. Tschapa Kraushaar fing sich Fische. Das hatten damals die Knaben an dieser Stelle auch getan, und Kraushaar hatte an dieser Furt den Indianerjungen seine Schwimmkünste gezeigt und von Harka das Kraulen gelernt. Harka war der unbestrittene Anführer der Knabenschar gewesen, und Kraushaar hatte sich unter seinem Schütze sicher und wohl gefühlt. Tschetan, fünf Jahre älter, hatte damals den Burschenbund der Roten Feder geführt, jetzt führte er als Tschetansapa den Bund der jungen Krieger der Bärenbande, den Bund der Roten Hirsche, dem auch Tschapa Kraushaar angehörte. Mit Stolz trug der junge Krieger das Büschel rot gefärbter Hirschhaare.
    Kraushaar dachte an das alles, während er den letzten großen Fisch verspeiste. Als er fertig gegessen hatte, lief er auf eine Uferhöhe, um noch einmal nach allen Seiten Ausschau zu halten, ehe er weiterritt. Gewohnheitsmäßig legte er auch das Ohr an die Erde, um zu lauschen.
    Er hörte ein Geräusch, das seine Aufmerksamkeit erregte. Irgendwo galoppierte etwas, ein Pferd, ein Büffel oder ein Elch. Er lauschte gespannt. Das Geräusch kam näher, und zwar aus Nordosten. Je deutlicher Kraushaar es hören konnte, desto sicherer nahm er an, daß es sich um ein Pferd handelte, um ein Pferd, das in gerader Richtung gelenkt wurde, um ein gerittenes Pferd, das scharf angetrieben auf die Furt zukam. Endlich nahm er zwischen den welligen Höhen den schwarzen Haarschopf eines Reiters wahr. Der Haarschopf war geziert von einem Büschel rot gefärbter Hirschhaare.
    Kraushaar erhob sich. »Hi ­ je!«
    Der Ruf wurde von der anderen Seite her beantwortet. »Hi ­ je!« Gleich darauf erschien der Reiter am Nordufer der Furt. Kraushaar erkannte Tschetansapa, der sein Tier an der Furt durch das Wasser trieb. Tschapa Kraushaar erwartete ihn am Südufer. Tschetan sprang ab.
    »Was ist geschehen?« fragte Tschapa Kraushaar gleich.
    Tschetans Pferd war abgehetzt, hatte Schaum vor dem Maul, seine Flanken schlugen, und aus Tschetans Gesichtsausdruck sprang Erregung. »Sind Antilopensohn und Schonka zurückgekommen?« erkundigte er sich hastig bei Kraushaar.
    »Sie sind bei den Zelten. Schonka ist schwerverletzt.«
    »Ah! Wir haben Blutspuren bei dem Spähernest gefunden. Mit wem hat er gekämpft?«
    »Mit einem schwarzen Wolf.«
    »Mit wem?«
    »Mit einem schwarzen Wolf.«
    »Er träumt wohl nicht gut! Es sind Langmesser zu Bens Blockhaus gekommen. Zahnloser Ben und Jim der Fuchs sind entflohen. Mattotaupa ist tot und skalpiert. Die Fische fressen seinen Leichnam. Die Langmesser bauen Palisaden um das Blockhaus. Es wird harte Kämpfe geben. Ich will dem Alten Raben berichten, und wir müssen auch sofort Boten zu Tashunka-witko und Tatanka-yotanka senden. Von diesen waren keine Späher beim Blockhaus unterwegs. Sie verlassen sich auf uns, scheint es.«
    Die beiden jungen Krieger waren mit Tschetans Mustang zu den Pferden Tschapa Kraushaars gegangen.
    »Du hast ein zweites frisches Pferd!« rief Tschetan. »Wozu brauchst du es? Kann ich es nicht für mich bekommen? Ich gebe dir meinen abgetriebenen Mustang als Packgaul.«
    »Das ist kein Packgaul. Das ist mein Reservepferd.

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