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Heimkehr zu den Dakota

Heimkehr zu den Dakota

Titel: Heimkehr zu den Dakota Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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den gefesselten früheren Gespielen und Gefährten vom Pferd hob. Stein mit Hörnern konnte in seinen Fesseln nichts bewegen als Rückgrat und Nackenwirbel. Aber er rührte auch diese nicht, sondern lag schwer und schlaff über Kraushaars Schultern.
    »In Hawandschitas Zelt mit ihm«, sagte jemand, doch da Tschapa Schonkas Stimme erkannt hatte, gehorchte er nicht, sondern trug den Gefesselten schnell fort und in das Zelt des jetzigen Kriegshäuptlings der Bärenbande, des Alten Raben. Die Frauen waren alle auf. Auch sie hatten sich nach den Warnrufen der Späher sofort angekleidet. Als Tschapa mit dem Gefangenen in das jetzige Häuptlingszelt eintrat, war die Frau des Raben schon damit beschäftigt, Holz in die Feuerstelle zu schieben, so daß die Flammen lebhafter flackerten.
    Tschapa Kraushaar legte den bewußtlosen Gefangenen neben die Feuerstelle. Er knüpfte den Knoten des ledernen Lassos auf, das den Körper umschnürt hielt. Er zerschnitt die Baststricke, mit denen Hände und Füße gefesselt waren. Er zog dem Ohnmächtigen die von Blut und dem Schweiß des völlig erschöpften Körpers beschmutzten Leggings und Mokassins ab, verwahrte den Wampumgürtel und begann, die von Blut und Wasser aufgeschwollenen Beine zu reiben, um den Blutkreislauf wieder in Gang zu bringen. Stein mit Hörnern war völlig abgemagert und glich einem vor Hunger Gestorbenen. Kraushaar fühlte und horchte, ob das Herz noch ging. Da trat der Alte Rabe in sein Zelt ein, und mit ihm zusammen kamen Schonka und Antilopensohn. Sie brachten die Waffen des Gefangenen und die Kette aus Bärenkrallen mit. Der Häuptling trat zum Feuer heran und betrachtete den noch Bewußtlosen, ohne Tschapa zu stören. Schonka murmelte etwas. Aber davon ließ sich Alter Rabe nicht ablenken. Er tat, als ob er nichts gehört habe. Schließlich setzte er sich beim Feuer nieder.
    »Hole Hawandschita und Tschotanka!« wies er Tschapa Kraushaar an.
    Der junge Krieger beeilte sich. Er lief zunächst zu Tschotanka, dem er die Bitte des Häuptlings schnell mitteilen konnte und der sich sofort auf den Weg zum Häuptlingszelt machte.
    Sodann begab sich Kraushaar in das Tipi des Geheimnismannes. Auch der alte Zauberer saß schon angekleidet in seinem Zelt. Das Feuer beleuchtete sein weißes Haar mit einem gelbrötlichen Schein. Das Gesicht war mager und unbeweglich wie eine Holzmaske. Jede der Falten erschien tief und für immer eingekerbt, Ausdruck eines langen, nicht umkehrbaren Lebens. Lebendig waren nur die Augen, aber ihr Leben erschien Kraushaar rätselhaft und drohend.
    Der junge Krieger wurde erst nach einigen Minuten des Schweigens zum Sprechen aufgefordert. Mit dem vorangehenden Schweigen pflegte Hawandschita die Wichtigkeit der Gedanken oder Zaubergespräche zu betonen, in denen er befangen war, und das Vorübergehende und Unwichtige jedes Anliegens, was auch immer vor ihn gebracht werden mochte, deutlich zu machen. Tschapa Kraushaar lud den Geheimnismann mit ehrerbietigen Worten ein, in das Zelt des Alten Raben zu kommen und den Gefangenen zu besehen.
    Hawandschita hörte sich alle Worte mit Aufmerksamkeit an, versank wieder für einige Minuten ins Schweigen und antwortete endlich leise, aber deutlich:
    »Warum sollen meine Füße mich hinübertragen in das Zelt des Häuptlings Alter Rabe, und warum sollen meine Augen den Sohn des Verräters sehen, ehe er am Pfahl steht? Fünfzehn Tage und fünfzehn Nächte werden vergehen. Dann bringen die jungen Männer den Pfahl, sie schlagen ihn ein, und der Sohn des Verräters wird in seiner Schande davor stehen, einen Tag und eine Nacht hindurch. Er soll nicht sterben wie ein Krieger. Unsere Männer sollen ihn anspeien, und die Frauen sollen ihn verspotten. Die Sonne des folgenden Morgens sieht seinen Tod. Die Weiber und Töchter der Männer, die er getötet hat, werden ihn erschlagen. Es bedarf darüber keiner weiteren Beratung. Ich habe gesprochen, hau.«.
    Tschapa Kraushaar hatte die Worte des Zaubermannes zu wiederholen, damit gewiß war, daß er sie verstanden hatte und dem Häuptling weitergeben konnte. Er wiederholte ohne Zögern; seine Stimme war nicht einmal heiser. Er sprach ganz klar. Hawandschita war zufrieden. Der Zaubermann hatte vor elf Jahren den Vater Kraushaars aus der Gefangenschaft und der Sklaverei gerettet, und er wußte, daß Kraushaar ihm dankbar war. Hawandschita verließ sich auf den jungen Krieger, der anders aussah als seine Gefährten, der aber die Sitten, Gewohnheiten und Vorstellungen der

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