Heimlich Fee - 05 - Wie mein Amulett für Wirbel sorgte
Äste zur Seite, sodass die Sonne in das Versteck schien.
Und Mia schrie: „Lauf, Amanda, lauf!“ Sie fasste mich an der Hand und rannte mit mir ins Helle.
Fabula fluchte und schimpfte und spie wohl Galle vor Wut. Aber das störte uns nicht mehr. Wir waren einfach nur erleichtert.
„Ich glaube, Fabula sind wir los!“, rief Nelly lachend.
Mia grinste. „Ihr Schirm ist ins Matschloch gefallen. Kann zwei Tage dauern, bis sie für so etwas den richtigen Zauber findet!“
Im Handumdrehen packten wir den Picknickkorb und tanzten glücklich zum Schuppen zurück. Gerade rechtzeitig. Mamas Mannschaft brauchte nur noch ein paar Minuten.
„Schön, dass ihr so gute Laune habt“, begrüßte uns Mama. Sie musterte uns von oben bis unten und schüttelte dann ernst den Kopf. „Nee, Mädels, tut mir leid. So kann ich euch nicht fotografieren!“
Wir guckten an uns herunter. Ich musste Mama Recht geben. Sicher waren selten vier so verdreckte Mädchen um unseren See gelaufen. Die Farben unserer Kleider waren kaum noch zu erkennen.
Alle vier waren wir mit Matsch besprenkelt, hatten Zweige und Blätter in den Haaren. Vom Dreck unter unseren Fingernägeln hätte sich jeder Maulwurf einen Luxushügel bauen können.
„Wir duschen schnell in deiner Wohnung“, schlug ich vor.
Mama schüttelte den Kopf. „Keine Zeit mehr.“
„Ich hab doch gleich gesagt, wir sind nicht hübsch genug“, murmelte Nelly.
Da fuhr Mama aber sofort dazwischen. „Erzähl nicht so einen Unsinn, Nelly! Ihr seid schmutzig, nicht hässlich.“ Sie wandte sich an eine ihrer Garderobenfrauen und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Die Frau nickte.
„Geht mal mit Sarah in den Schuppen“, sagte Mama schmunzelnd. Mehr verriet sie nicht.
Was glaubt ihr, was wir im Schuppen fanden? Wetten, ihr kommt drauf? Eine Tasche voller nagelneuer, übelstgenialer Badeanzüge.
„Freie Auswahl!“, schmetterte Sarah wie eine Losverkäuferin.
Schnell hatte jede von uns ihr Lieblingsstück gefunden. Wir zogen uns um. Das Amulett blieb – na klar – um meinen Hals. Dann nahmen wir Anlauf und hopsten vom Steg in den See.
Nelly schwamm zu mir.
„Du bist aber wirklich sehr dreckig“, tat sie harmlos. „Ich glaub, du musst gewaschen werden!“ Dann tunkte sie mich unter.
Natürlich rächte ich mich. Gleich vier Mal. Anschließend verbündeten wir uns gegen Mia und Kimi. Erst spritzten wir sie nur nass. Dann nahm mich Nelly auf die Schultern, Kimi hockte sich auf Mia, und schon ritten wir Angriffe gegeneinander.
Am tollsten war es, wenn wir rücklings ins Wasser platschten. Da konnte man so schön kreischen.
„Du entkommst mir nicht!“, brüllte ich und Nelly wankte mit mir vorwärts.
„So muss es sich anfühlen, ein Plumpfuß zu sein“, japste Nelly.
Ich lachte. „Still, mein Pferdchen Spitzohr, sonst bekommst du keinen Hafer!“
Da bockte Spitzohr und warf mich einfach in den See. Mia bockte auch und Kimi landete neben mir im Wasser.
Als wir glaubten, sauber zu sein, schwammen wir zum Ufer zurück.
Mama und ihre Mannschaft standen dort mit allen Lampen und Kameras. Papa auch. Er sah sehr zufrieden aus.
„Wir können gleich anfangen“, sagte ich schlapp.
Mama tauchte hinter einem dicken Objektiv auf. Sie grinste breit und zufrieden.
„Falsch. Wir können gleich weitermachen. Zieht euch jetzt die Bikinis an, die ersten Bilder sind schon im Kasten.“
Wir konnten es nicht fassen! Es ging hier um Bademode! Jorinde Birnbaum hatte uns beim Herumalbern im See fotografiert. Ohne Schminke, ohne Rumposieren, ohne zickige Anweisungen von irgendwelchen Besserwissern. Sie hatte einfach uns geknipst und wie wir Spaß hatten.
Ich nehm’s vorweg: Die Bilder waren der Knaller. Alle Modezeitschriften vom Nordpol bis nach Honolulu druckten sie und Jorinde Birnbaum wurde noch ein bisschen berühmter. Mädchen auf der ganzen Welt kauften die Bikinis und Badeanzüge. Aber wisst ihr, was der größte Hit wurde? Meine Kette. So ein Amulett, das aussieht wie ein Schneckenhaus, aber in Wirklichkeit das Horn eines jungen Einhorns ist. Die konnten ja nicht ahnen, dass ich dieses Schmuckstück zwei Tage lang verzweifelt gesucht und verteidigt hatte. Selbst Justin trug so eine Kette, aber nur heimlich, wenn sein Vater nicht hinsah.
Zurück zum See. Mama schoss ein Foto nach dem anderen und wir wurden langsam müde. Immer nur Wasserschlachten machen wird auch irgendwann unlustig.
Endlich klatschte Mama in die Hände. „So, fertig für heute!“
Ihre Mannschaft
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