Heimlich Fee - 05 - Wie mein Amulett für Wirbel sorgte
Schirmspitze wie einen Dolch auf sie. „Es ist hier auf dem Hof, hast du gesagt. Mein Amulett, das Amanda um den Hals getragen hat!“
Ich wollte „Hör auf!“ rufen, aber es kam nur ein Krächzen heraus.
„Ich hab die blöde Kette nicht“, jammerte Jill. „Wenn ich Schmuck will, muss ich nicht klauen. Papa kauft mir doch alles!“ Sie schluckte. „Wie das Pferd gestern. Das hat er so einer blonden Tussi vor der Nase weggekauft, die sich jetzt die Augen ausheult. Es steht hier im Stall …“
Fabula starrte Jill ein paar Sekunden lang fassungslos an, dann drehte sie sich zu mir. Oh weh, jetzt war ich an der Reihe!
Ohne auch nur einen Schritt zu machen, stand sie plötzlich ganz dicht vor mir.
„Ich werde es bekommen“, zischte sie bedrohlich. „Und dann müssen sie mich wieder ins Feenreich lassen. Denn es ist MEIN Amulett! Also: Denk mal scharf nach, wo du es gelassen hast!“
„Amanda?“
Keine Stimme hätte ich in diesem Augenblick lieber gehört als diese. Die Stimme von Papa!
Zwanzig Meter hinter meinem Rücken klopfte er mit der Faust gegen die Stalltür. Als keiner antwortete, riss er sie auf. Greller Sonnenschein fiel in den Gang.
„Amanda? Hast du dein Buch?“
Fabulas Pupillen wurden schmal wie bei einer Katze. Sie stieß einen spitzen Schrei aus, hielt sich den Arm vor die Augen und flüchtete in die Finsternis der Sattelkammer.
Ich wollte zu Papa. Nicht, dass er gegen Fabula etwas hätte ausrichten können. Aber ich bin immer noch ein neunjähriges Mädchen und fühle mich bei Gefahr in seinen Armen sicherer.
Sogar Nelly, Kimi und Mia wollten zu ihm, das sah ich ihnen an. Aber so viel Mut hatten wir nicht. Um zu Papa zu gelangen, hätten wir nämlich an der Sattelkammer vorbeigemusst, und da lauerte ja Fabula. Also nahmen wir stattdessen die Hintertür.
Was sollten wir tun? Wenn die Hüterin des Spiegeltors sich von dem Lichtschock erholt hatte, würde sie uns nachjagen. So viel war klar.
Auf der Koppel hinter dem Stall stolperte ich fast über ein wildes Kaninchen. Insgesamt hockten da vier Stück, der Hafer und die Möhren hatten sie wohl angelockt.
Vier Kaninchen, wie praktisch! Ihr ahnt sicher schon, auf was für eine verrückte Idee ich kam. Offensichtlich konnte Fabula ja meine stummen Hilferufe mithören, weil ich das immer noch nicht perfekt hinbekam. Das machte ich mir zunutze!
„Ich schicke euch jetzt einen stummen Hilferuf“, zischte ich meinen Freundinnen zu, während wir um den Stall herumliefen. „Aber ihr sollt das nicht tun. So können wir Fabula reinlegen. Okay?“
Dann sagte ich meinen Zauberspruch auf und bat sie in Gedanken, sich in Kaninchen zu verwandeln. Fabula sollte die echten Kaninchen für verwandelte Feen halten. Klingt kompliziert? War es auch.
Mia und Kimi kapierten den verworrenen Plan nämlich nicht so schnell und verwandelten sich wirklich in Kaninchen. Vor lauter Aufregung fiel aber weder Nelly noch mir der Rückzauber ein.
Bevor sie zu den anderen Kaninchen hoppeln konnten, klemmte ich mir die beiden unter den Arm und rannte in Richtung Lieferwagen.
„Kimi und Mia, benehmt euch!“, japste ich ihnen ins Ohr. „Wenn ihr in Papas Auto Böhnchen legt, gibt’s was auf die Löffel!“
Hinter mir keuchte jemand, aber das war bloß Nelly. Ich kicherte bei dem Gedanken, wie Fabula gerade jetzt über die Koppel schwebte und versuchte, die vier wilden Karnickel einzufangen.
Papa trat vorne aus dem Stall. Auf seiner Stirn wuchsen die Falten. Wahrscheinlich machte er sich Sorgen um die geistige Gesundheit seiner einzigen Tochter.
„Alles klar?“, fragte er mit einem irritierten Blick auf die Kaninchen.
„Ja, ja“, flötete ich. „Können wir dann?“
Um zu unterstreichen, dass es mir ernst war, stieg ich schon mal ein. Diesmal rutschten Nelly und ich auf den Sitz, Kimi und Mia mussten in den Fußraum. Das war nur gerecht, auf dem Hinweg war es schließlich andersherum gewesen.
„Kommen die andern beiden nicht mit?“, erkundigte sich Papa vorsichtig.
Nelly und ich schüttelten gleichzeitig den Kopf.
„Sie können ruhig losfahren“, sagte Nelly.
Papa rieb sich das Kinn, aber dann warf er doch den Motor an und rollte zurück auf die Straße.
„Kaninchen brauchen Freiheit“, meinte er auf halbem Weg. „Du kannst Wildtiere nicht einfach so mit nach Hause nehmen.“
„Ich weiß, Papa“, antwortete ich. „Aber die zwei hier sind eine Ausnahme. Morgen setze ich sie wieder aus, versprochen!“
Gerne hätte ich nun ein
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