Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)
Model nach sich ziehen würde. Der Vertrag, den er mit ihr geschlossen hatte, sah für einen solchen Fall eindeutig entsprechende Konventionalstrafen vor.
Doch das brachte ihn im Moment auch nicht weiter. Viel wichtiger war jetzt die Frage, wie er auf die Schnelle einen angemessenen Ersatz finden sollte. Immerhin fand das erste Shooting schon morgen statt!
Er griff zum Zündschlüssel, um den Motor wieder anzulassen, hielt dann aber inne, als sein Blick nach Osten fiel. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wo er während des Telefonats mit Lasse angehalten hatte: ganz in der Nähe von Linneas Elternhaus.
Es lag am Fuße des Hangs, auf dem die Straße nach Dvägersdal entlangführte, am Rande eines Birkenwäldchens. Nur ein einziger schmaler Weg führte hinunter zu dem in rotbraunem Falun getünchten Holzhaus. Und gerade als Kristian den Blick wieder abwenden wollte, sah er einen ihm unbekannten Kombi auf das Haus zufahren.
Er wusste selbst nicht, warum er sich überhaupt dafür interessierte, aber unwillkürlich fragte er sich, um wen es sich bei dem Ankömmling handeln könnte. Stina Eklund besaß kein Auto und lebte seit dem Weggang ihrer Tochter und dem Tod ihres zweiten Mannes sehr zurückgezogen. Nur die geistig leicht zurückgebliebene Malin kam zwei Mal die Woche, um ihr bei den Hausarbeiten zur Hand zu gehen und sich um den Garten zu kümmern.
Jetzt ging die Tür des Wagens auf, und eine Frau stieg aus.
Kristian kniff die Augen zusammen. Nein, das konnte nicht sein. Das war doch …
Hastig griff er zu seinem Fernglas, das auf dem Beifahrersitz lag und das er aus beruflichen Gründen immer dabeihatte. Er hielt es an die Augen und sah die Besucherin jetzt in voller Größe, jedoch nur von hinten, da sie ihm den Rücken zukehrte. Sie war nicht sehr groß und ausgesprochen zierlich, und ihr haselnussbraunes Haar reichte ihr bis zu den Schultern.
Fast wie … Kristian schüttelte den Kopf. Kein Zweifel, zumindest von hinten sah sie Linnea zum Verwechseln ähnlich.
Aber das konnte nicht sein! Sie würde es doch nicht wagen, persönlich …
Er nahm das Fernglas herunter und schloss für einen Moment die Augen. Längst vergessen geglaubte Erinnerungen stürmten auf ihn ein. Plötzlich sah er sich, wie er als junger Bursche abends heimlich Steinchen an Linneas Fenster warf. Oder als er sie zum ersten Mal küsste. Auch ihre erste gemeinsame Nacht kam ihm unweigerlich in den Sinn. Damals war er …
Er hielt inne. Das waren die guten Erinnerungen. Doch leider gab es noch mehr schlechte. Wie hatte er nur jemals so dumm sein können, auf Linnea hereinzufallen?
Wütend öffnete er die Augen wieder. Da bemerkte er, dass Linneas Doppelgängerin sich langsam umdrehte.
Sofort hielt er das Fernglas wieder an seine Augen und betrachtete das Gesicht der Frau näher. Sah die großen graublauen Augen, die von dichten dunklen Wimpern beschattet wurden. Die fein geschnittenen Züge. Die kleinen Grübchen, die sich auf ihren Wangen abzeichneten, wenn sie lächelte oder emotional angespannt war.
Überrascht schnappte er nach Luft, als ihm mit einem Schlag klar wurde, dass er es keineswegs mit einer Person zu tun hatte, die Linnea einfach nur ähnelte.
Nein, dort unten stand sie selbst: Linnea – seine Ehefrau.
Das Haus meiner Kindheit, dachte Linnea und atmete tief durch.
Sie stand neben ihrem Mietwagen, mit dem sie am Morgen nach einem langen Flug aus London und einer Nacht im einzigen Hotel zwischen Mora und Dvägersdal aus losgefahren war. Mit einer Hand schirmte sie nun die Augen ab, während sie sich einmal um die eigene Achse drehte. Was sie sah, ließ melancholische Gefühle in ihr aufsteigen.
An diesem Ort war sie aufgewachsen, am Fuße der Berge, deren schroffe Gipfel geradewegs bis in den Himmel zu reichen schienen. Ringsum erstreckten sich tiefgrüne Wälder, nur durchbrochen von einer düster wirkenden Felsformation aus schwarzgrauem Granit, die wie ein mahnender Finger in die Höhe ragte.
Trollfjällen
– der Trollfelsen.
Viele Legenden rankten sich um diesen Ort. So sollten Trolle kleine Kinder entführen und sie zu sich in den Berg hineinziehen, um sie nie wieder in die Freiheit zu entlassen. Linnea wusste, dass es so etwas nicht geben konnte. Aber daran, dass irgendetwas mit diesem Berg nicht stimmte, zweifelte sie auch nicht. Nicht seit …
Sie atmete tief durch und zwang sich, den Blick abzuwenden. Der Trollfelsen erinnerte sie an Dinge, über die sie besser nicht nachdenken sollte. Stattdessen
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