Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)
weiß sehr genau, warum du mich verlassen hast”, durchbrach er das Schweigen und betonte jedes Wort. “Du hast mich doch von Anfang an nicht als richtigen Mann gesehen! Für dich war ich nichts weiter als ein idealistischer Träumer, doch wonach du dich sehntest, war ein Mann mit Erfolg und Geld und …”
“Halt gefälligst den Mund!”, schrie Linnea ihn an, der bei dem ganzen Unfug, den Kristian von sich gab, der Kragen platzte. Sie holte tief Luft. “Du glaubst also, ich habe dich verlassen, weil ich ein verwöhntes geldgieriges Flittchen war, hm?” Aus zu Schlitzen verengten Augen sah sie ihn an. “Dann sag mir: Warum sollte ich dich erst heiraten und dann davonlaufen, wenn du mir doch von Anfang an nicht Manns genug warst?”
“Was weiß ich? Wahrscheinlich, um deinen Stiefvater und deiner Mutter eins auszuwischen. Oder dir wurde dein Fehler doch erst nach der Hochzeit so richtig bewusst.”
“So ein Unsinn! Ich habe unsere Hochzeit nie als Fehler angesehen, jedenfalls nicht bis …” Sie winkte hastig ab. “Jedenfalls habe ich mich zu keinem Zeitpunkt nach einem reichen erfolgreichen Mann gesehnt. Du warst es, den ich wollte, und niemand sonst!”
“Das hat deine Mutter nach deinem Verschwinden aber ganz anders dargestellt.”
“Mutter? Was hat sie damit …”
“Als ich dich an jenem Abend abholen wollte, hat sie mir gesagt, dass sie von der Hochzeit wüsste und dass dir klar geworden ist, dass du an meiner Seite nicht glücklich werden kannst.” Er schluckte hörbar. “Sie sagte, dass du Schweden verlassen hast und nie wieder zurückkehren wirst. Ich solle mir keine Hoffnungen mehr machen.”
Linnea schloss die Augen. Das also hatte ihre Mutter vorhin mit ihrer angedeuteten Entschuldigung gemeint. Sie schüttelte den Kopf. Aber das war jetzt auch egal. Als sie die Augen wieder öffnete, bemühte sie sich um einen betont entschlossenen Gesichtausdruck. “Was meine Mutter gesagt hat, stimmte nicht”, sagte sie. “Ich habe dich geliebt, Kristian. Aber du hast meine Liebe mit Füßen getreten!”
“Ich habe – was?” Drohend deutete er mit dem Finger auf sie. “Jetzt reicht es mir aber! Du wirfst mir hier Dinge an den Kopf, die …”
“Ich habe euch gesehen!”, platzte es aus Linnea hervor. “Ich habe dich gesehen, Kristian. An jenem Abend. Durchs Küchenfenster. Du warst nicht allein. Ina war bei dir, und ihr …” Sie spürte, wie ihr die Tränen kamen, doch sie kämpfte sie tapfer zurück. Sie wollte nicht vor Kristian weinen, nicht jetzt. “Ihr habt euch geküsst und …” Sie holte tief Luft. “Ich denke, mehr brauche ich dazu nicht zu sagen.”
Einen Moment lang starrte Kristian sie nur entgeistert an. Dann schüttelte er den Kopf. “Was redest du denn da, ich … ich habe Ina ganz bestimmt nicht geküsst. Nie wieder habe ich sie geküsst, nachdem ich mich damals von ihr getrennt habe und …” Er wirkte sehr nachdenklich, was Linnea nicht entging, und plötzlich hellte sich seine Miene auf. “Moment, du sagst, es war an dem Abend, an dem du Dvägersdal Hals über Kopf verlassen hast?”
“Ja, genau.” Linnea nickte. Sie erinnerte sich, als sei es gestern gewesen. Nachdem sie Kristian zusammen mit Ina gesehen hatte, war sie zurück nach Hause gelaufen, hatte einige Sachen gepackt und war anschließend nach Stockholm gefahren. In der Zweitwohnung ihrer Freundin Finja hatte sie einige Tage Unterschlupf gefunden, ehe sie den Entschluss fasste, endgültig alle Brücken hinter sich abzubrechen und nach London zu gehen.
“Es stimmt, Ina kam an jenem Abend zu mir, aber es hat sich nicht so abgespielt, wie es für dich ausgesehen haben muss”, sagte Kristian. “Sie wollte mich zurück und hat dafür alle Register gezogen. Ja, ich erinnere mich daran, dass sie sich mir an den Hals geworfen und mir einen Kuss aufgezwungen hat. Aber hättest du noch zwei Minuten länger gewartet, da draußen am Fenster, dann wärst du Zeugin davon geworden, wie ich ihr erklärt habe, dass ich nur eine Frau geliebt habe: dich, Linnea.”
“Du lügst!” Sie erwiderte seinen Blick fest.
“Frag doch Ina, wenn du mir nicht glaubst.”
Er sagte das mit einer solchen Selbstsicherheit und Überzeugung, dass Linnea klar wurde, dass er die Wahrheit sagte. Sie spürte, wie ihr die Knie weich wurden, und im rechten Moment fing Kristian sie auf, sonst wäre sie wohl einfach umgefallen. Jetzt in seinen Armen zu liegen war das größte Glück, das sie sich vorstellen konnte, und da störte es
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