Heimweh nach dem Ort, an dem ich bin
dass ich
nicht abgestumpft war, ich hatte es nur bislang geschafft, meine Frau und
meinen Sohn davon auszuschließen.
Noch etwas wurde mir klar: Ich fuhr nach Hause. Zu Isso und Carmen
und Johannes, aber auch zu mir selbst. Und dort, im Bungalow, in den Wein- und
Tabakfeldern, zwischen Ahorn und Birken würde nicht nur ich auf mich warten,
der Mann, der ich mal gewesen war und vielleicht wieder sein würde, der Mann,
der wieder ein Buch schreiben würde, ein eigenes, keinen Auftragstext – es
würden dort auch die auf mich warten, die ich aus meinem Inneren ausgewiesen
hatte. Irgendwann würden sie wieder da sein, und ihr Da-Sein wäre ein Fehlen,
ein Abwesend-Sein, und es würde mich so erschüttern, wie mich Minnies Tod
erschüttert hatte. Und ich wäre nicht allein damit. Eine schräge Katze mit
esoterischen Anwandlungen und eine Nachbarin, die fest vorhatte, mir auf die
Nerven zu gehen, würden mir beistehen, wenn ich Beistand brauchte.
˜
Nach dem Umsteigen in die Privatbahn, die mich das letzte
Stück befördern würde, saß mir ein kleines Mädchen gegenüber und starrte mich
an. Sie saß neben ihrer Mutter und starrte so lange, bis ich sie fragte:
»Kennen wir uns?«
Sofort dachte ich, die Mutter wird mich als Kinderschänder
verdächtigen, der eine Anbahnung versucht, aber sie sah mich ohne gesteigertes
Interesse an, als das Kind antwortete: »Sie sind der Mann, der auf dem Holzstoß
geschlafen und von einer Katze geträumt hat.«
Ich lächelte und nickte. Das Mädchen hatte recht. Man konnte das
alles auch als Traum ansehen. Ich hatte nur das Glück, diesen Traum zu erleben.
Ich hatte sogar die Chance, ihn weiterzuträumen.
Den ersten Satz des Buches wusste ich schon: Sakrament,
bist du schön .
Danke an meine Frühleser:
Jone Heer, Axel Hundsdörfer, Bernhard Lassahn, Christiane
Mühlfeld, Uli Gleis, Michael Kröher, Sybille Hempel-Abromeit, Patrick Langer,
Klaus Hemmerle und Claudia und Uli Kettner.
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