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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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neuem an, lauter und eine Tonart höher.
    Delius spürt, wie ihm die Nerven zerspringen: »Das kann man doch nicht aushalten!«
    »Nein, das kann man auch nicht.«
    »Muß das denn sein?«
    Auch Frau Delius ist etwas gereizt: »Du willst es ja so!«
    »Gar nichts will ich! Ruhe will ich! Das ist jetzt schon das dritte Mal, daß ich –«
    »Verzeihung, das zweite –«
    »Nein, das dritte, daß ich – was wollte ich noch sagen?« Er merkt, daß er etwas zu laut gesprochen hat.
    Die junge Frau ist dem Weinen nahe: »Was sollen wir denn machen?«
    »Das weiß ich nicht, das mußt du doch wissen.«
    »Du meinst, man sollte ihn wieder –?«
    »Meinethalben ja!« Delius reißt die Tür auf: »Nun komm schon herein, in Dreideubelsnamen!«
    Pitt schlängelt sich schleunigst zurück ins Zimmer und begibt sich in sein Hundebett, rollt sich beleidigt zusammen, die Schnauze zwischen die Pfoten gesteckt, und tut einen tiefen Seufzer. Er hat seinen Willen durchgesetzt.
    Die Jungvermählten sitzen wieder nebeneinander wie am Anfang. Sie warten, sitzen regungslos und tun fremd, damit der Hund einschläft. Und drücken sich verstohlen die Hände, daß der leise Mißklang verweht.
    In den dichten Vorhängen fangen sich die Geräusche der Stadt. Pitt ist eingeschlafen und träumt. Die Kerzen knistern ungeduldig, es riecht nach Wachs und Honig.
    »Schön bist du!«
    »Das weißt du ja noch gar nicht.«
    »Doch. – Und das gehört jetzt alles mir?«
    »Ja – bitte.«
    »Und – da darf ich – ich meine –«, der junge Gatte blickt um sich.
    »Was hast du, Liebling?«
    »Ich – gar nichts. Der Hund –«
    »Er ist doch ganz ruhig.«
    »Vielleicht gerade darum: er ist so merkwürdig still.«
    »Du bist schrecklich.«
    »Ich weiß – entschuldige – also – hübsches Haar hast du – und alles – und so lieb wie du bist – so – also der Hund macht mich verrückt!«
    »Aber Liebling, er tut doch nichts!«
    »Darauf kommt es ja nicht an, jedenfalls geniert er mich – oder ich mich vor ihm. ich weiß es nicht!«
    »Dann muß er eben wieder hinaus!«
    »Aber dann heult er doch!«
    »Ja, was willst du eigentlich? Hund rein, Hund raus, wo soll ich denn hin mit dem Tier?«
    »Das hättest du dir vorher überlegen sollen. Mach, was du willst, sperr ihn meinetwegen in den Eisschrank!«
    »Du bist unglaublich, deine Laune an einem Tier auszulassen!«
    »Das arme Tier bin ich! Überhaupt eine teuflische Idee, solch ein Hundebiest in eine junge Ehe mitzubringen!«
    »Mach dich nicht lächerlich. Seit zwei Jahren habe ich das Tierchen, und auf einmal soll ich es deinetwegen abschaffen.«
    »Jawohl, meinetwegen! Siehst du, das ist der Punkt: Du wirst dich entscheiden müssen, der Hund – oder ich!«
    Hat nicht jemand gesagt, die Erziehung beginnt in der Hochzeitsnacht? Wer erzieht?
    »Der Hund hat dir nichts getan!« sagt die junge Frau.
    »Also der Hund bleibt? Schön, dann gehe ich!« Delius schreitet auf die Tür zu, dreht sich aber noch einmal um: »Hast du mich verstanden? Ich – gehe!«
    »Ich kann dich nicht festbinden.«
    »Also herausschmeißen willst du mich? Regelrecht herausschmeißen? Und das alles nur um deinen heissgeliebten Köter!«
    »Ach so, eifersüchtig bist du!«
    »Ich? Eifersüchtig auf solch eine Handvoll Kreatur, die man mit einem Griff –«
    »Du, das ist eine Rohheit!«
    »Eine Rohheit ist es, mich hier aus meinen zärtlichsten Gefühlen zu vertreiben, durch dieses widerliche Hundevieh!«
    »Schöne Gefühle, die sich durch ein kleines Tierchen aus dem Gleise bringen lassen! Wenn du nicht einmal Mann genug bist –«
    »Was sagst du da, ich bin nicht Mann genug? Soll das etwa heißen –?«
    »Ganz wie du willst.«
    »So!« Delius fühlt sich im Innersten getroffen und blickt wild um sich. »Soll ich dir zeigen, daß ich Mann genug bin?«
    »Bitte!« Die junge Frau sieht ihn herausfordernd an.
    Delius stampft an ihr vorbei und sucht nach etwas Greifbarem. Nimmt den Teller mit den Pfirsichen vom Nachttisch und schmettert ihn mit der ganzen Wucht seines Mannestums auf den Boden.
    Und nun stehen sie sich gegenüber, Braut und Bräutigam, und starren sich erschrocken an. Sie frieren. Zwischen ihnen auf dem Teppich liegen die Scherben, rollen die Früchte. Keiner sagt ein Wort.
    Dann fassen beide den gleichen Entschluss. Jeder packt mit wütendem Griff seine Steppdecke, reißt sein Laken heraus und stopft sich ein Kopfkissen unter den Arm – und so gehen sie, die Türen hinter sich

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