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Heinrich Spoerl

Heinrich Spoerl

Titel: Heinrich Spoerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ADMIN JR.
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So fütterten und wehrten sie sich gegenseitig und gerieten allmählich in eine verliebte Balgerei, und damit waren sie auf dem Wege, der weiterführen könnte, wenn nicht der kleine Hund das Beginnen mißverstanden hätte und ein leises Knurren vernehmen ließ.
    Delius hält inne und fragt vorsichtig: »Mein Liebling, du weißt, ich habe nichts gegen deinen Hund, im Gegenteil, ich mag das Tierchen gern. Schon weil du daran hängst. Aber hältst du es für nötig, daß er hier im Zimmer schläft?«
    »Bestimmt nicht. Ich habe nur gedacht, weil er es so gewohnt ist.«
    »Dann natürlich.«
    »Aber wenn es dir nicht recht ist?«
    »Doch, doch«, sagt Delius und versucht, an den Hund nicht zu denken. Aber die Sache mit den Pfirsichen ist unterbrochen, man muß einen neuen Anlauf nehmen. Die junge Frau spielt mit der Spitze ihres Atlasschuhes in dem weißen Schafwollteppich.
    »Woran denkst du?« fragt Delius.
    »An alles!«
    »Sag mal, Liebes, deine Freundin Marga, was hat die eigentlich mit dir noch geflüstert?«
    »Muß ich das sagen?« – »Ach so.«
    »Das heißt, eigentlich kann ich es dir ruhig erzählen. Ich soll nicht vergessen, hat sie gesagt, wenn man einen Mann heiratet, dann heiratet man einen Junggesellen, und die Junggesellen sind natürlich Banditen und Zigeuner und entsetzliche Egoisten, die muß man sich zurechtbiegen, da darf man sich nichts gefallen lassen. Die Erziehung des Mannes beginnt in der Hochzeitsnacht, hat sie gesagt.«
    Delius lacht, scheint aber doch etwas beunruhigt. »So, und nun hast du dir vorgenommen, dir von mir nichts –«
    »Die ist ja dumm.« Sie sieht ihn aus runden Augen an. »Von dir lasse ich mir alles gefallen.« – »Alles?« fragt er leise.
    Die junge Frau lehnt sich wohlig zurück in die Kissen. »Alles.«
    Der Gatte beugt sich über sie küsst ihr andächtig Stirn, Mund und Hals, entblößt schüchtern ihre Schulter. Pitt in seinem Hundebett verfolgt mit wachsendem Misstrauen das ungewohnte Gebaren. Er steigt aus seinem warmen Körbchen, runzelt die faltige Stirn und hält es schließlich für notwendig, mit einem plötzlichen harten Bellen einzuschreiten.
    »Lächerlicher Köter!« sagt Delius und streicht sich das Haar aus dem Gesicht. »Also mit dem Hund, ich glaube, das geht nicht.«
    »Nein, das geht auch nicht«, bestätigt die junge Frau. »Siehst du, ich hätte ihn lieber heraus tun sollen.«
    »Warum hast du es nicht getan?«
    »Ich wollte doch, aber du hast nicht gewollt.«
    »Kind, du verwechselst das; ich war es, der die Bedenken hatte.«
    »Verzeih, aber hast du nicht ausdrücklich gesagt: ›Natürlich‹ und ›doch doch‹?«
    »Möglich, aber ich sagte es nur, weil ich höflich sein wollte. Das hättest du merken müssen.«
    »Und jetzt gibst du mir die Schuld?«
    »Mein Liebling, ich würde dir niemals die Schuld geben, selbst dann nicht, wenn du sie hast. Aber es ist immerhin dein Hund, und du siehst ja auch, daß er stört.«
    »Natürlich, aber wo soll ich denn hin damit?«
    »Setz ihn vor die Tür. Er wird sich daran gewöhnen müssen. Ich finde, Hunde gehören überhaupt nicht –«
    »Du siehst, ich tu es ja schon.« Sie bückt sich und will Pitt greifen, Delius bückt sich ebenfalls; sie wollen ja beide dasselbe, und so tragen sie gemeinsam das kleine, struppige Ehehindernis hinaus.
    »Hattu ganz recht, Pitti, so ein großer, fremder Mann!« Dann machen sie die Tür behutsam zu und lächeln sich an. Sie sind endlich allein.
    Aber sie fühlen, daß ihre hochzeitliche Laune etwas gelitten hat, daß eine leichte Bewölkung zurückgeblieben ist. Da erinnert sich Delius der Flasche Champagner, die er für diese Stunde bereitgestellt hat. Es wäre vielleicht angebracht, sie jetzt schon zu trinken. Er beginnt, den Draht zu lösen.
    »Häschen, willst du mir nicht helfen?« sagt die junge Frau und steht am Spiegel, »ich kann das nicht allein.«
    Sie ist großartig, denkt Delius und beginnt, ihr die winzigen Knöpfe, versteckten Häkchen und sonstigen Verschlüsse zu lösen. Er tut es langsam, mit verwirrten Händen und klopfendem Herzen. Plötzlich hat er inne. »Hörst du das?«
    Draußen vor der Tür hat ein leises Winseln und Jaulen eingesetzt. »Das ist Pitt«, sagt Frau Delius kleinlaut.
    »Das weiß ich! Aber glaubst du, daß man dabei schlafen kann?«
    »Er fühlt sich einsam.« Dann droht sie durch die Tür: »Pitt! Wenn du noch einen Muckser tust!«
    Pitt schweigt.
    Aber nur für einige Augenblicke, dann stimmt er sein Klagelied von

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