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Heinz Strunk in Afrika

Heinz Strunk in Afrika

Titel: Heinz Strunk in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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Riesenteller Pommes rot-weiß abmüht. Der will und will und will nicht leerer werden. Zum einen, weil die Portion wirklich groß ist, zum anderen, weil Dustin bummelt. Beim Essen bummeln ist schlimmer als Gewalt gegen Sachen, fällt mir ein. Lustig. Für Dustin ist das jedoch alles kein Spaß, das Essen nicht, der Urlaub nicht, das ganze Leben nicht. Hin und wieder hebt er prüfend ein Stäbchen, die meisten legt er nach einem undurchsichtigen Auswahlverfahren wieder zurück, andere teilt er in der Mitte, oder er schmoddert mit ihnen im Ketchup herum. Er treibt seine Eltern zur Weißglut! Jeden Tag dasselbe, wieso kann er sich nicht wenigstens im Urlaub zusammenreißen! Schneller, Dustin, wenn schon keine Normalgeschwindigkeit, dann wenigstens Schritttempo! Doch Dustin kann einfach nicht, er kann aus irgendwelchen Gründen nicht schneller essen, und er lernt es auch nicht mehr. Wo er es doch schon so oft versucht hat!
    Es reicht.
    Der Vater macht dem Trauerspiel ein Ende. Er fasst Dustins Teller am Rand und zieht ihn langsam zu sich rüber. Sehr langsam. Ganz langsam. Zentimeter für Millimeter. Ein Wahnsinn, muss man sich mal vorstellen, kann sich kein Mensch vorstellen. Gleich, gleich ist der Teller weg. Dustin steht die blanke Panik im Gesicht. Er hat doch noch solchen Hunger!
    «Dustin, du weißt, warum. Du weißt ganz genau, was los ist.»
    Dustin schießen die Tränen in die Augen.
    «Du brauchst hier gar nicht zu heulen. Das bringt jetzt auch nichts mehr.»
    Sein Weinen wird immer verzweifelter. Und vor allem lauter.
    Die Frau, sich umschauend:
    «Merkst du nicht, dass du dich lächerlich machst?»
    Dustin ist blind vor Tränen.
    «Guck mal, die Leute lachen über dich. Die lachen dich aus.»
    Es gab Zeiten, in denen ich davon überzeugt war, dass heutige Mütter ganz bestimmte, schwerwiegende Fehler nicht mehr machen. Das stimmt leider absolut überhaupt nicht. Ein Kellner räumt den Teller ab. Dustins Geplärre ist ohrenbetäubend.
    C., mit versteinertem Gesicht: «Ich halte das nicht aus. Abmarsch.»
    Schaukel, schaukel. Der leichte Schwung und das leise Quietschen beruhigen die Nerven. Die bröckelnden Farben, die kleinen schabenden Windgeräusche. Wir sind wie ein Paar einsamer alter Krähen, die auf einem Ast sitzen. Unter uns tobt die Hölle. Gröl, schrei, pöbel. Gleich haben die Briten ihren Peak erreicht. Robuste Konstitution, die Insulaner.
    «Bursche, es ist gleich zwei. Lass uns weiterarbeiten. Ich habe uns nämlich für 16 Uhr zwei Plätze im Magic Glass Boat reserviert. Freust du dich?»
    «Nein.»
     
    Finale.
    INT ./ FESTSAAL / TAG
    In der Mitte des mit diversen Pudelmotiven dekorierten Festsaals ein breiter Laufsteg, rechts eine Tribüne mit ca. 100 Zuschauern, links die vierköpfige Jury unter dem Vorsitz von Herrn König. Nach seiner Begrüßungsansprache eröffnet der Hinterwäldler den Wettbewerb. Er versucht mit seinem Pudel eine Art Bodybuilder-Performance (der Hund hebt beispielsweise mit seiner Schnauze Knochen auf, die die Form von Hanteln haben). Plötzlich stürzt der Hinterwäldler und fällt sogar von der Bühne. Obwohl er sich sofort wieder aufrappelt und weitermachen will, wird er vom unerbittlichen König disqualifiziert.
    EXT ./ HOTELVORPLATZ / TAG
    Das Auto mit den vier Schlägern hält vor dem Hotel.
    INT ./ FESTSAAL / TAG
    Omas Performance heißt
Meister des Krocket
, eine Synchron-Nummer, bei der Oma mit Krocketschläger und der Hund mit seinem Näschen synchron einen Hindernisparcour mit Krockettoren durchlaufen und der Ball zum Schluss in einem Loch versenkt wird.
    INT ./ FESTSAAL / TAG
    Die Russin ist an der Reihe. Frauchen und Hund, extrem aufgetakelt und onduliert, setzen sich an einen Tisch und nehmen gemeinsam eine Mahlzeit ein. Dann tanzen sie zu Cembaloklängen ein Menuett.
    INT ./ SCHILDKRÖTENSTAMMTISCH / TAG
    Die Schläger durchforsten systematisch das Hotel und platzen schließlich in den Seminarraum, in dem der allwöchentliche Schildkrötenstammtisch stattfindet. Etwa ein Dutzend harmlos ausschauender Leute sitzen um einen großen Tisch, im ganzen Zimmer krabbeln Schildkröten umher. Der Anführer fragt, wo
das Schwein
ist, erhält jedoch keine Antwort, die Stammtischler sind völlig paralysiert. Daraufhin nagelt der Anführer eine Schildkröte an die Wand. Erneut fragt er: «Wo?» Keine Reaktion. Die nächste Schildkröte wird getötet. «Wo?» Schockiert vom barbarischen Vorgehen des Trupps, sind die Schildkrötenfreunde zu keiner Gegenwehr fähig.

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