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Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Heiraten für Turnschuhträgerinnen

Titel: Heiraten für Turnschuhträgerinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Filippa Bluhm
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fester.
    Arm in Arm spazieren wir weiter. Als der Steg vor unsauftaucht, bleibt Georg plötzlich stehen und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Ich denke, dass er mir eine Liebeserklärung machen will, und strahle ihn an, aber er ruft: »Wer zuerst im Wasser ist!« und rennt los. Perplex beobachte ich, wie er direkt auf den Steg zupest.
    Na toll. Dieses Kind!
    »Los, komm schon!«, ruft er. Ich frage mich einen Moment lang, ob er jetzt vollkommen betrunken oder doch nur ein bisschen übermütig ist, dann renne ich hinterher. Ich sehe gerade noch, wie Georg eine Arschbombe ins Wasser macht, ich laufe bis ans Ende des Stegs, blinzle ins Dunkel, aber da ist nur schwarzes Wasser und Wellen, die im Mondlicht glitzern.
    »Georg?«, rufe ich.
    Keine Antwort.
    »Georg!«
    Die Wellen beruhigen sich. Ganz still liegt der See da.
    »Georg, mach kein Scheiß!«
    Nichts. Mein Herz fängt an zu rasen. War das Wasser nicht tief genug? Was ist passiert?
    Ich setze mich an den Rand des Stegs, um mich ins Wasser gleiten zu lassen, da packt mich plötzlich etwas am Knöchel. Ich quietsche erschrocken, es ist eine Hand, die mich ins Wasser ziehen will. Plötzlich taucht Georg auf, das Gesicht zu einer Monstervisage verzerrt.
    »Äch binnn därrr Mann aus dem Wassssärrr«, ruft er mit Darth-Vader-Stimme, dann lacht er: »Uuh-hoahoahoa!«
    Er greift meinen Knöchel fester, versucht, mich ins Wasser zu ziehen, ich kreische, lache, strample, schaffe es, aufzustehen und mich seinem Griff zu entziehen.
    Ich sehe auf Georg hinab, wie er da schwimmt, man sieht nur seinen Kopf und die Krawatte, die auf dem Wasser treibt wie eine Schlange.
    »Spring!«, ruft er und streckt die Arme nach mir aus.
    Zögernd mache ich einen Schritt nach vorne. Soll ich?
    »Na los, holde Braut, so rette mich!«
    Ich denke an mein Kleid, die zweitausend Euro – und vor allem die Nerven, die es mich gekostet hat.
    »Das Wasser ist ganz warm!«
    Zweitausend Euro! Ich sehe an mir hinunter, sehe einen Fetzen Stoff, der doch eigentlich völlig egal ist. Mir wird klar, wie idiotisch es war, unbedingt schön sein zu wollen, wenn es doch eigentlich nur darum geht, dass man glücklich ist. Ich hätte genauso gut in Jeans und Turnschuhen zur Trauung marschieren können, es hätte sich kein bisschen anders angefühlt. Und es wäre auch völlig egal gewesen, wenn auf den Einladungskarten keine Vöglein abgedruckt gewesen wären, wenn wir keine Menükarten gehabt hätten und keine Vergissmeinnicht-Sträußchen und keine farblich passenden Servietten und Kerzen. Wir sind verheiratet, und es gibt nichts, was das wunderbarer machen könnte, als es ist.
    Mein Herz macht einen Hüpfer, dann stoße ich einen Schrei aus und springe.

    »Arme hoch!«, sagt Georg und trocknet mich mit dem Handtuch unter den Achseln ab. Er rubbelt mir den Rücken, den Hintern, die Beine, dann kniet er sich vor mich hin und trocknet jede einzelne meiner Zehen.
    »Das kitzelt!«, lache ich.
    »Schon fertig!«
    »Was zieh ich denn jetzt an?«, frage ich und werfe einen Blick auf mein Brautkleid, das tropfend neben Georgs Anzug in der Dusche hängt.
    »Keine Ahnung. Irgendwas.«
    Ich tapse zum Kleiderschrank, ziehe frische Wäsche, Jeans und ein weißes T-Shirt heraus und schlüpfe hinein. Ich sehe in den Spiegel, meine Haare sind noch nass, dafür hat die Wimperntusche gehalten, was sie versprochen hat. Georg nimmt mich von hinten in den Arm, küsst mich am Ohr, am Hals, am Nacken.
    »Ach, Lotte, du bist die schönste Braut, die man sich vorstellen kann. Weißt du das?«
    »Und du bist betrunken«, sage ich.
    »Nein! … Na gut, ein bisschen. Aber es stimmt! Die schönste Frau der Welt!«
    Aus Reflex will ich »Blödmann« sagen, aber dann muss ich doch lächeln und sage: »Ja?«
    »Ja! Mir wollte schier das Herz zerspringen, als du in der Kirche auf mich zugekommen bist. Du warst so schön, aber gleichzeitig, na ja.«
    »Na ja?«
    »Na ja …« Georg streichelt meinen Bauch und meine Hüften. »Könntest du jetzt bitte wieder du werden? Bitte?«
    »Wieder ich? «
    Ich sehe ihn an, er erschrickt.
    »Nein, nein, so war das doch gar nicht gemeint! Es ist nur … wenn du dünn bist, gefällst du mir natürlich auch, aber wenn du vielleicht wieder ein bisschen dicker werden könntest, dann …«
    Plötzlich habe ich ein komisches Gefühl im Bauch, ein ganz komisches Gefühl.
    »Lotte? Was guckst du denn so? Ich wollte dich wirklich nicht verletzen, wenn du dünn bleiben willst, dann bleib dünn, bitte!«
    Ich

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