Heiraten für Turnschuhträgerinnen
sage nichts, nur mein Magen, der brüllt. Brüll! Ichmuss lachen, ich lache wie verrückt. Georg schaut immer noch ein bisschen perplex.
»Wie spät ist es?«, frage ich.
»Kurz nach zwölf.«
»Komm«, sage ich.
»Wohin?«, fragt er, dann kommt er selbst drauf: »Das Mitternachtsbuffet?«
Ich grinse. Wir hatten Frau Kronfeld von Bismarck davon überzeugt, unsere Leberwurst-Vorräte zu den anderen Leckereien auf dem Buffet zu stellen. Leberwurst vom Bunten Bentheimer Landschwein! Mit einem Mal habe ich unglaubliche Angst, dass nichts mehr davon übrig ist. Ich nehme Georgs Hand und will ihn hochziehen, aber plötzlich wird sein Gesicht wieder ernst.
»Wart kurz, Lotte.«
Ich sehe ihn an, er mich.
Es steckt so viel Liebe in seinem Blick, dass er gar nichts sagen muss. Zur Antwort küsse ich ihn. Dann schlüpfen wir in unsere Turnschuhe und rennen hinüber zur Scheune, wo unsere Party gerade auf dem Höhepunkt ist.
Das Buch
Eigentlich hatte Charlotte immer gedacht, sie würde einen Lachanfall bekommen, sollte jemals ein Mann vor ihr niederknien und um ihre Hand anhalten. Doch bei Georg war alles anders. Na ja, fast. Denn gelacht haben sie trotzdem – in dem dummen Irrglauben, das Schwerste sei mit dem Antrag schon geschafft.
Herzförmige Nippelaufkleber. Turtelnde Täubchen auf Luftballons. Einladungskarten mit Diddlmaus. Die ersten Recherchen zum Thema »Hochzeit« fallen für Charlotte, bekennende Turnschuhträgerin, niederschmetternd aus. Aber es kommt noch schlimmer. Die Freunde schielen ihr bei der Verkündung erst mal skeptisch auf den Bauch. Die beste Freundin fängt plötzlich an, über die Ehe als Symbol der weltweiten Ausbeutung der Frau zu referieren. Und dann die Verwandtschaft: Die deutsche fordert lauthals Babys, die polnische Wodka, eimerweise. Woher, bitte schön, kriegt man ein Kleid, in dem man nicht aussieht wie Schwarzwälder Kirsch mit Toupet? Und wie soll man sich darauf freuen, »ja« zu sagen, wenn man die ganze Zeit nur »neeeeiiiin« kreischen will?
Sympathisch, gnadenlos ehrlich und herrlich komisch: Wie sich Charlotte auf ihrem Weg zum Glück durch die Tücken der Hochzeitsvorbereitungen kämpft, das ist zum Lachen, Lächeln, Kichern, Brüllen – und manchmal auch ein bisschen zum Weinen. Für alle, die sich trauen.
Die Autorin
Filippa Bluhm, geboren 1977, lebt in Frankfurt. Sie hat vor Kurzem geheiratet, und zwar in Weiß, mit Konfetti und Orgelbegleitung. Ein Irrsinn, und dennoch: das Beste, was sie je in ihrem Leben gemacht hat.
© 2010 by Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG, Köln
eBook © 2010 by Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln
Umschlaggestaltung: Barbara Thoben, Köln
Umschlagmotiv: © plainpicture/Johner
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
eBook-Produktion: www.meta-systems.de
ISBN 978-3-462-04208-5 (Buch)
ISBN 978-3-462-30064-2 (eBook)
www.kiwi-verlag.de
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