Heiratsantrag auf Portugiesisch
stoßweise, seine Augen funkelten. „Wenn du mich anfassen willst, dann tu es!“ Und er führte ihre Hand, dahin, wo er sie haben wollte. Sie bemerkte, wie er unter ihren Berührungen erbebte.
„Jaime, ich will dich, jetzt!“
Er hielt kurz inne, bevor er sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie legte und sie spüren ließ, wie sehr er sie begehrte.
Die Stimme der Condessa, die schockiert Jaimes Namen ausrief, ließ Shelley erstarren. Geistesgegenwärtig bedeckte Jaime sie mit einem Leintuch, bevor er sich die Bettdecke umwickelte und sich seiner Mutter zuwandte.
Er hatte als Einziger die Fassung bewahrt. Die Condessa war bleich, und Shelley wusste, dass ihr eigenes Gesicht vor Scham glühte.
„Ich dachte, ich hätte dich schreien gehört, Shelley. Deshalb kam ich nachsehen. Ich …“ Sie sank auf einen Stuhl.
„Jaime, wie konntest du nur? Shelley wohnt in meinem Haus, sie steht unter meinem Schutz. Wenn einer von den Dienstboten …“
„Shelley hat angekündigt, abzureisen und nach London zurückzukehren.“
„Sie will abreisen?“ Die Condessa sah völlig entgeistert aus. „Das ist völlig unmöglich, ganz ausgeschlossen. Ihr müsst so schnell wie möglich heiraten. Wenn irgendjemand aus der Verwandtschaft das erfährt! Jaime, du weißt doch, wie voreingenommen deine Tante Maria mir gegenüber immer war.“
Shelley wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Die Situation wirkte auf sie völlig grotesk. Die Zeiten, in denen man heiraten musste, nur weil man mit einem Mann im Schlafzimmer erwischt wurde, waren längst vorbei. Allerdings hatte sie nicht mehr daran gedacht, was Jaime ihr über die Moral und den Ehrenkodex der Portugiesen gesagt hatte. Mit ungläubigem Erstaunen vernahm sie nun, dass die Condessa unter keinen Umständen einen Aufschub der Hochzeit dulden wollte.
Obschon Jaime kein Wort darüber verlor, gewann Shelley den Eindruck, dass ihn die plötzliche Wendung amüsierte und er keineswegs gegen eine rasche Heirat war. Er beschwichtigte seine Mutter, nahm alle Schuld für den Verlauf des Abends auf sich, machte aber keine Anstalten, ihr die sofortige Eheschließung auszureden.
Erst als er versichert hatte, dass er nur noch wenige Minuten in Shelleys Schlafzimmer bleiben würde, war die Condessa schließlich bereit, sich zurückzuziehen.
Als sich die Tür hinter seiner Mutter geschlossen hatte, blickte Shelley ihn bedrückt an. „Ich kann dich nicht Ende der Woche heiraten. Das ist völlig unmöglich. Du weißt doch, dass ich zuvor nach England zurückkehren wollte.“
„Es tut mir leid, aber das ist jetzt nicht mehr möglich, querida .“ Er sprach sanft, aber mit nicht zu überhörender Bestimmtheit. „Du hast gesehen, wie aufgelöst meine Mutter war. Sie hat großen Respekt vor den Verwandten meines Vaters, und ich muss zugeben, dass einige von ihnen tatsächlich recht Furcht einflößend sind. Sollte sich herumsprechen, dass wir eine Affäre miteinander haben, würde man ihr eine Mitschuld daran geben. Und wenn du jetzt nach England abreist, sieht es so aus, als hätte ich dich verführt und dann im Stich gelassen. Dir ist doch klar, dass in Portugal die Ehre eines Mannes von sehr großer Bedeutung ist. Ich weiß, du wolltest dir Zeit nehmen und nichts überstürzen, aber das ist nun nicht mehr möglich. Heute Abend hast du erlebt, wie viel wir uns zu geben haben, wenn wir erst verheiratet sind. Wir brauchen einander.“
Wie konnte sie sich diesen Argumenten entziehen? Sie wusste, sie liebte ihn. Allerdings waren es auch nicht ihre Gefühle, an denen sie zweifelte, sondern seine.
„Aber du kannst mich nicht wirklich lieben“, hielt sie ihm entgegen. „Jaime …“
„Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um zu zögern und zu zaudern. Wir heiraten, und ich werde den Rest meines Lebens damit verbringen, dir zu beweisen, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast.“
Plötzlich wollte sie nicht mehr mit ihm streiten. Es hatte doch keinen Sinn. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihr Leben an seiner Seite zu verbringen. Es war Zeit, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und alle Selbstzweifel, die sie seit ihrer Kindheit mit sich herumgetragen hatte, abzulegen.
Eine letzte Frage lag ihr noch auf den Lippen.
„Heiratest du mich auch wirklich nicht nur deshalb, weil es der Wunsch meines Vaters war? Deine Mutter hat so etwas angedeutet.“
„Er hat sich in der Tat sehr gewünscht, dass wir uns kennenlernen und Freunde werden. Aber sosehr ich ihn
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