Heiratsantrag auf Portugiesisch
geliebt und bewundert habe, so würde ich doch nie seine Tochter heiraten, nur damit sich seine Träume erfüllen. So gut müsstest du mich eigentlich kennen.“
Sie nickte und erwiderte seinen kurzen Kuss, bevor er sie verließ. Dann schwirrten ihr erneut alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Ich kenne ihn eben nicht besonders gut. Ich liebe ihn, aber ich weiß nicht wirklich viel über ihn .
Es war idiotisch, immer wieder dieselben alten Zweifel aufzuwärmen. Die Entscheidung war gefallen, und es gab kein Zurück mehr, wenn sie die Condessa nicht zutiefst verletzen wollte.
Erneut brannte ihr Gesicht vor Scham, als sie sich noch einmal das Entsetzen der Condessa vergegenwärtigte, ihren Schock, nachdem sie unvermittelt ins Zimmer getreten war. Dass sie mich bereits über ihre Moralvorstellungen aufgeklärt hat, macht alles noch schlimmer, dachte Shelley. Und doch war ihr Ärger in erster Linie gegen Jaime, nicht sie, gerichtet gewesen.
Kurz vor dem Einschlafen gingen ihr Bilder von Sofia durch den Kopf. Sie wusste, dass Jaime kein unerfahrener Jüngling war. Warum sollte er sie begehren, wenn er eine Frau wie Sofia haben konnte? Und Sofia hatte es sehr deutlich gemacht, dass sie ihn noch immer haben wollte. Ständig würde er auf Frauen treffen, die es auf ihn abgesehen hatten. Würde sie mit den Sofias dieser Welt zurechtkommen? Konnte sie es lernen? Denn eines wusste sie sicher: Jaime würde keine Freude an einer zänkischen, eifersüchtigen Ehefrau haben. Und bald war sie seine Frau. Bei der Vorstellung wurde ihr innerlich warm, und es blieb kein Raum für grüblerische Gedanken, sodass sie schließlich mit einem Lächeln auf den Lippen einschlief.
„Natürlich ist noch viel zu erledigen. Zum Glück haben die meisten Verwandten dich ja bereits kennengelernt und wissen von euren Plänen. So kommt die Ankündigung nicht allzu überraschend. Wenn jemand Fragen stellt, werde ich sagen, dass alles schon seit Langem ausgemacht ist. Ihr habt euch schon früher einmal getroffen, in England vielleicht …“
Der Schwung, mit dem die Condessa die Hochzeitsvorbereitungen anging, überraschte Shelley.
Sie hatte befürchtet, ihr erstes Zusammentreffen nach der Begegnung in ihrem Schlafzimmer könnte einen peinlichen Verlauf nehmen. Als sie die Condessa jedoch am nächsten Morgen allein im Frühstückszimmer antraf, kam diese sofort zur Sache. Sie ließ Shelley wissen, sie habe bereits ein ernstes Wort mit Jaime geredet und wolle die Geschichte nun nicht mehr erwähnen.
„Natürlich ist er ein erwachsener Mann. Immerhin aber auch mein Sohn und hat sich an gewisse Verhaltensregeln zu halten. Allerdings gebe ich gern zu, dass man Nachsicht mit einem verliebten Mann üben muss, der befürchtet, von der Frau, die er liebt, verlassen zu werden.“
„Davon kann keine Rede sein. Ich wollte nur für zwei Monate nach England zurück. Alles ist so schnell gegangen. Da hielt ich es für das Beste, uns ein wenig Bedenkzeit zu geben.“
„Ach was … das ist typisch englisch“, meinte die Condessa. „Du bist übervorsichtig. Als ich deinen Vater kennenlernte, wusste ich am ersten Tag, dass ich ihn liebe. Jedenfalls kannst du nun nicht mehr nach England zurück. Das ist ausgeschlossen.“
Widerspruch schien zwecklos, zumal Shelley innerlich schon längst den Hochzeitsplänen zustimmte. Sie brachte einfach nicht den Willen auf, sich ihrem eigenen Herzen und den Wünschen von Jaime und seiner Mutter zu widersetzen.
In atemberaubendem Tempo liefen nun die Hochzeitsvorbereitungen an. Die meisten Familienmitglieder hielten sich bereits in Lissabon auf, was die Sache sehr erleichterte. Zusätzliche Bedienstete wurden eingestellt, die alles im Haus herrichteten und sich um die Essensvorbereitungen kümmerten. Da Shelley und Jaime derselben Konfession angehörten, gingen auch die Vorbereitungen für die kirchliche Trauung zügig vonstatten.
Während der nächsten zwei Tage sahen sich Shelley und Jaime jeweils nur kurz zwischen Tür und Angel. Weitere Verwandte erschienen, um Shelley kennenzulernen. Außerdem war die Condessa entschlossen, ihre zukünftige Schwiegertochter mit Unmengen von neuen Kleidern auszustatten. Demzufolge verbrachten sie einen Großteil ihrer Zeit in Boutiquen. Es schien in Portugal Sitte zu sein, dass die Braut eine üppige Aussteuer mitbrachte. Das alles war Shelley nur vom Hörensagen bekannt.
Am dritten Tag verkündete die Condessa, sie würden nun das Hochzeitskleid aussuchen. Shelley spürte, wie
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