Heiratsantrag auf Portugiesisch
sich ihr kurz die Brust zusammenschnürte, als sie den entschlossenen Gesichtsausdruck ihrer zukünftigen Schwiegermutter sah. Doch die gesamte Vorbereitung war ihr bereits so weit entglitten, dass sie es nicht mehr über sich brachte, zu protestieren und der Condessa mitzuteilen, sie wolle lieber ganz schlicht heiraten.
Sie verbrachten den gesamten Morgen mit der Suche nach einem Kleid, das den strengen Maßstäben der Condessa genügte. Als sie eines gefunden hatten und Shelley sich darin in dem großen Spiegel betrachtete, stockte ihr der Atem.
Sie sah aus wie im Märchen. Ihre Schwiegermutter hatte ein wahrhaftes Prinzessinnen-Brautkleid entdeckt. Die eng anliegende Korsage betonte Shelleys schlanke Taille. Der weite ausgestellte Rock war mit tropfenförmigen Strass-steinen bestickt, die wie Tränen auf dem edlen Material schimmerten. Nichts hätte besser zu Shelleys hellem Teint passen können als zarte Seide und Spitzen. Nach allem, was sie über eine einfache Hochzeit gesagt hatte, musste sie nun feststellen, dass sie von diesem Kleid einfach hingerissen war.
In Hochstimmung suchten sie am Nachmittag weitere Geschäfte auf und kauften hauchzarte Unterwäsche. Shelley hatte protestieren wollen, dass sie keine extravaganten Dessous brauche, doch als sie sich Jaimes Reaktion auf die edlen Spitzenhöschen vorstellte, kam ihr der Protest nicht über die Lippen.
Zu ihrem eigenen Erstaunen sehnte sie nun den Samstag herbei und wünschte sich nichts sehnlicher, als Jaimes Frau zu werden. Sie liebte ihn, und alle Zweifel, die ihr so lange zugesetzt hatten, verblassten. Ich werde mich nicht mehr von diesen Grübeleien beherrschen lassen, nahm sie sich vor.
Hochzufrieden mit ihren Einkäufen kehrten Shelley und die Condessa einträchtig und in bester Stimmung nach Hause zurück.
Während der folgenden Tage sah Shelley noch weniger von Jaime. Für Freitag, den einzigen Abend, den er zu Hause verbrachte, hatte die Condessa die Verwandtschaft zum Abendessen eingeladen. Shelley, die mit einer Handvoll Gäste gerechnet hatte, sah zu ihrem Erstaunen, dass der offizielle Speisesaal prunkvoll hergerichtet war und man für etwa fünfzig Personen gedeckt hatte. In Portugal wurde eben immer die komplette Großfamilie eingeladen. Nun verstand sie auch, warum ihre Schwiegermutter ihr empfohlen hatte, eines ihrer neuen Abendkleider anzuziehen.
Aus Rücksicht auf die Braut blieb keiner der Gäste länger als bis elf Uhr. Doch gerade als Shelley dachte, nun könne sie sich noch mit Jaime unterhalten, meinte die Condessa, es sei Zeit, zu Bett zu gehen.
„Du hast morgen einen langen Tag vor dir“, sagte sie behutsam, und Shelley wusste, dass sie recht hatte. Der Empfang nach der Trauung würde hier im Hause stattfinden, und am Nachmittag wollten sie und Jaime zurück zur quinta fahren, wo sie ihre Flitterwochen verbringen würden. Jaime hatte sie gefragt, ob sie verreisen wolle. Aber ihr lag nichts an einer Hochzeitsreise, schließlich stand die Weinlese bevor. Sie wollte nur endlich Zeit für ihren Mann haben und sie mit ihm gemeinsam in ihrem neuen Zuhause verbringen.
Am frühen Morgen wurde sie von einem Hausmädchen geweckt, das ihr mit freudiger Erregung das Frühstück servierte. Noch bevor Shelley den Kaffee getrunken hatte, erhielt sie bereits Besuch von der Condessa und Carlota. Ihre Stiefschwester fiel sofort mit der Tür ins Haus und begann aufgeregt über den bevorstehenden Tag zu reden. Die Condessa, wesentlich gelassener, erinnerte Shelley an den bevorstehenden Friseurtermin.
Ab da lief alles wie am Schnürchen, ohne dass Shelley Einzelheiten wahrgenommen hätte. Nur für einen Moment in der ruhigen Kühle der Kirche, als sie und Jaime sich das Jawort gaben, war sie ganz bei sich und völlig ruhig. Der Gottesdienst wurde auf Englisch abgehalten, und die zeitlose Schönheit des Eheversprechens trieb Shelley die Tränen in die Augen.
Sie waren verheiratet. Mann und Frau. In guten wie in schlechten Zeiten.
Der Empfang verlief fröhlich und laut. Der Salon und die angrenzenden Räume füllten sich mit plaudernden, gestikulierenden und lachenden Gästen. Kinder und Erwachsene, alle umarmten und küssten Shelley, bis ihr ganz schwindelig wurde.
Ihr Kleid wurde sehr bewundert. Nur Jaime verlor kein Wort darüber, doch als er sich am Altar zu ihr umgedreht hatte, hatte sein Blick ihr alles verraten.
Nur mit Bedauern zog sie nach dem Empfang das traumhafte Hochzeitskleid aus und war gerade in ihr hübsches
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