Heiratsantrag auf Portugiesisch
Reisekostüm geschlüpft, als Jaime ihr Schlafzimmer betrat.
Ihr Schlafzimmer? Ein kurzer freudiger Schauer überlief sie. Nun war es ihr gemeinsames Schlafzimmer.
„Lass dein Brautkleid von einem der Mädchen einpacken, damit wir es mitnehmen können“, sagte er und küsste sie leicht auf den Mund. Als sie ihn fragend ansah, flüsterte er: „Ich will es dir nachher selbst ausziehen. Das ist das Vorrecht des Bräutigams.“
Ihr Herz begann zu hämmern, und ein Beben durchlief sie. Sie war versucht, ihm zu sagen, dass sie nicht mehr warten, sondern hier und jetzt von ihm geliebt werden wollte. Da wurde die Tür aufgerissen, Carlota stürmte herein und teilte ihnen mit, dass alle Gäste bereitstanden, um dem Brautpaar nachzuwinken.
Als sie endlich abfuhren, war es Nachmittag. Glücklicherweise hatte niemand Konservendosen an den Wagen gebunden oder einen Spruch aufgesprüht. Dennoch war sich Shelley ihres neuen Status als Jaimes Frau sehr bewusst.
Er wartete, bis sie den Stadtverkehr hinter sich gelassen hatten, dann hielt er am Straßenrand an. Zuerst glaubte sie, mit dem Wagen sei etwas nicht in Ordnung. Ein Blick in seine Augen genügte allerdings, und sie wusste, warum er angehalten hatte.
„Diese Woche wollte kein Ende nehmen“, sagte er mit rauer Stimme, als er sie nach einem heißen Kuss wieder losgelassen hatte. „Weiß der Himmel, wie ich es hätte überstehen sollen, wenn du mich länger auf die Folter gespannt hättest.“
Sie trug bereits sein Hochzeitsgeschenk – eine wunderschöne Perlenkette, über die sie nun sacht mit den Fingern strich.
„Gefällt sie dir?“
„Ich liebe sie.“ Shelley blickte ihn fest an, nahm all ihren Mut zusammen und fuhr fort: „Aber nicht annähernd so sehr, wie ich dich liebe.“
„Daran werde ich dich nachher erinnern. Und dann kannst du mir zeigen, wie sehr du mich liebst“, sagte er leise. „Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du für zwei Monate nach England zurückgekehrt wärst. Wahrscheinlich hätte ich dich entführt.“
„Wenn wir neulich in deine Wohnung gegangen wären, hätte uns deine Mutter nicht …“
„Ich wollte dich als meine Frau, nicht als Geliebte“, unterbrach er sie barsch. „Irgendjemand hätte uns garantiert gesehen. Und ob es uns beiden nun gefällt oder nicht, einige Mitglieder meiner Familie haben sehr konservative Moralvorstellungen. Ich wollte nicht, dass man über dich herzieht.“
„Du meinst, deine Familie hätte mich nur aus diesem Grund abgelehnt?“
Jaime hörte, wie entrüstet sie war, und seufzte. „Wir sind hier in Portugal, nicht in England, Shelley. Aber warum ruhst du dich jetzt nicht ein wenig aus? Wir haben noch eine ziemlich lange Fahrt vor uns. Versuch doch einfach ein bisschen zu schlafen.“
„Das ist ja eine schöne Braut“, erwiderte sie neckend, „die noch nicht einmal vier Stunden verheiratet ist und schon einschläft.“
„Oh, du wirst es später wiedergutmachen“, versicherte er ihr und beobachtete, wie ihr langsam die Röte in die Wangen stieg. Seine dunklen Augen blitzten auf. „Ich mag es, wenn du errötest“, raunte er. „Daran erkenne ich, dass es in deinem Leben noch keinen anderen Mann gegeben hat. Und heute Nacht werde ich dir zeigen, wie sehr mir das gefällt.“
8. KAPITEL
Als Jaime vor der quinta anhielt, wachte Shelley auf. Im Nu kamen die Angestellten herbeigeeilt, halfen ihnen beim Aussteigen und gratulierten überschwänglich.
Großes Gelächter war die Folge, als Shelley sich nach alter Gewohnheit auf den Weg in ihr Zimmer machen wollte und von Jaime daran erinnert wurde, dass sie von nun an die große Suite bewohnen würden. Dabei handelte es sich um die Räume, in denen die Condessa einst mit Jaimes Vater gewohnt hatte. Aus diesem Grund waren die Zimmer später nicht mehr benutzt worden, und die Einrichtung wirkte ein wenig altmodisch und düster. Sowohl vom Schlafzimmer als auch vom angrenzenden Wohnraum hatte man jedoch einen bezaubernden Blick auf die Weinberge und die höher gelegenen Pinienwälder.
„Was machst du da draußen?“, fragte Jaime neckend und trat hinter Shelley auf den Balkon, nachdem er die Helfer verabschiedet hatte. „Es ist zu dunkel, um etwas zu erkennen.“
„Ich kann gerade noch die Umrisse der Berge sehen“, antwortete sie dann: „Befinden wir uns hier über dem großen Innenhof?“
„Nein, zu der Suite gehört ein eigener, privater Patio.
Vom Wohnzimmerbalkon führt eine Treppe hinunter.“ Sein Blick streifte
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