Heiratsmarkt
unsicher an, sagte einfach
„Danke!" und ging aus dem Zimmer.
Als sie noch vor Mitternacht zurückkam, sah sie viel besser aus, doch schuldbewusst.
Sie sagte: „Höchst empörend! Ich muss müder gewesen sein, als mir bewusst war; ich habe auch die Medizin vergessen! Er hätte um elf wieder eine Dosis bekommen sollen, Vetter!"
Er lächelte. „Er hat sie bekommen. Zum Glück haben Sie Elcots Anweisungen auf dem Tisch liegen gelassen, und ich habe sie gelesen. Haben Sie gut geschlafen?"
„Oh, so gut! Vier Stunden, und ich glaube, ohne mich auch nur zu rühren! Wie ging es Felix?"
„Ziemlich unverändert. Ich verlasse Sie jetzt und bin am späten Morgen wieder hier.
Nicht nötig, Ihnen zu sagen, dass Sie sich tapfer halten sollen! Gute Nacht, mein Kind!"
Sie nickte dankbar und äußerte keinen Widerspruch, auch nicht, als er nach dem Frühstück zurückkam und sie informierte, dass sie sich von nun an beide streng die Wache teilen würden. Die Vernunft sagte ihr, dass es, solange der Zustand von Felix kritisch war, über ihre Kraft ging, die ganze Bürde seiner Pflege allein zu tragen. Und während sie sich in den Tiefen ihres Bewusstseins klar war, dass weder sie noch Felix den geringsten Anspruch auf den Marquis hatten, schien es allmählich so natürlich, sich auf seine Unterstützung zu verlassen, dass der Gedanke nur auftauchte, um wieder abgeschoben zu werden. Er war ebenso gut imstande, mit Felix fertigzuwerden, wie sie, und manchmal sogar besser. Felix war völlig zufrieden, in seiner Obhut gelassen zu werden. Andere Überlegungen waren ihr nicht wichtig.
Hätte Alver-stoke die Absicht verkündet, nach London zurückzukehren, hätte sie alles darangesetzt, ihn zum Bleiben zu bewegen. Das tat er aber ohnehin nicht, und so nahm sie seine Dienste fast als selbstverständlich hin.
Der Marquis, sich wohl bewusst, dass sie keinen Gedanken für jemand anderen als ihren fürchterlichen kleinen Bruder hatte, war - wenn auch kläglich - amüsiert. Er mochte Felix gern, doch es wäre müßig gewesen anzunehmen, dass ihm die Aufgabe, ihn zu pflegen, gefiel. Hätte er sich nicht wider Willen heftig in Felix'
Schwester verliebt, wäre ihm nie eingefallen, sich einer so anstrengenden Pflicht zu unterziehen. Aber es entsprang nicht dem Wunsch, sich eine größere Wertschätzung Fredericas zu erringen, dass er in Hertford-shire blieb und sich so ungewöhnlich anstrengte. Sein einziger bewusster Gedanke war, dass sie jetzt schreckliche Sorgen hatte und es sein Vorrecht war, sie davon zu befreien. Er hatte Charles Trevor - wenn auch nicht ohne ein gewisses Bedauern, so doch zumindest ohne Zögern - aufgetragen, alle seine unmittelbaren Verpflichtungen abzusagen.
Denn zum ersten Mal seit vielen Jahren würden seine Freunde im Jockey-Club bei den Ascot-Rennen umsonst nach ihm Ausschau halten. Das war ein Jammer, aber da war nichts zu machen. Er hatte außerdem selbst ein Pferd im Rennen; doch welches Vergnügen hätte er schon dabei empfunden, zuzusehen, wie es gewann - was seiner Meinung nach durchaus der Fall sein konnte -, wenn er wusste, dass Frederica in Not war und seine Unterstützung brauchte?
Somit begann für den Marquis, der sich selten für irgendjemanden anstrengte und der sein ganzes bisheriges Leben in luxuriös müßigem Behagen verbracht hatte, die anstrengendste und unbequemste Periode seines Daseins. Er war gezwungen, in einem bescheidenen, altmodischen Gasthof abzusteigen, er verbrachte fast alle seine wachen Stunden damit, einen kranken Schuljungen zu pflegen, und da seine Ankunft im Bauernhof das Zeichen für Frederica war, sich ins Bett zurückzuziehen, waren die Gespräche, die er mit ihr führte, nur kurz und drehten sich ausschließlich um ihren Patienten. In späteren Jahren pflegte er zu sagen, dass er sich an seine Leiden nicht ohne einen Schauer erinnern könne, aber jetzt äußerte er nicht ein Wort der Klage und verlor keinen Augenblick lang seinen Ausdruck ruhiger Selbstbeherrschung.
Jessamy kam am zweiten Tag. Er hatte von Watford aus querfeldein zu Fuß gehen wollen, aber der Marquis hatte Curry mit dem Phaeton zur Postkutsche geschickt, sodass Jessamy es nicht tun musste. Das war vielleicht auch gut so, denn außer einem bescheidenen Handkoffer brachte er einen großen, mit Büchern vollgestopften Koffer mit. Er erklärte Alverstoke, der gerade Wache hielt, dass neben den Büchern, die er für sein Studium brauchte, auch einige waren, von denen er meinte, dass Felix sie sich
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