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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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heiter und anscheinend unermüdlich; wenn er aber sah, wie müde ihre Augen und wie verhärmt ihr Gesicht war, dann fragte er sich, wie lange es noch dauern mochte, bis sie zusammenbrach.
    Doch in den Morgenstunden des dritten Tages, als er das Krankenzimmer betrat, fand er es seltsam ruhig. Er hatte das Gefühl gehabt, die Verfassung Felix' sei so kritisch, dass er das Bauernhaus am Vorabend nicht verlassen hatte. Jetzt blieb er, von banger Ahnung erfüllt, auf der Schwelle stehen. Felix lag still, murmelte nicht, warf sich nicht herum. Frederica stand am Bett. Beim Geräusch der sich öffnenden Tür wandte sie den Kopf. Alverstoke sah, dass ihr Tränen über das Gesicht liefen, ging schnell auf sie zu und rief unwillkürlich: „Oh, mein armes Mädchen!"
    Dann aber bemerkte er, dass sie unter Tränen lächelte. Sie sagte einfach: „Er schläft.
    Das Fieber hat nachgelassen. Plötzlich sah ich, dass er schwitzt, und da wusste ich alles! Vetter -wir haben es geschafft!"

24. KAPITEL
    Da Felix außer Gefahr war und langsam kräftiger wurde, veränderte sich das Leben auf Monk's Farm. Es war nicht mehr nötig, ständig Wache bei ihm zu halten. Zwar musste Frederica, die auf dem Feldbett in seinem Zimmer schlief, nachts drei- bis viermal aufstehen und sich um ihn kümmern, brauchte aber keine Hilfe mehr.

    Tagsüber war es auch nicht mehr unbedingt nötig, dass sie ständig in Rufweite blieb.
    Felix schlief viel und war fügsam, wenn er wach war, und zu schwach, um seine übliche Widerspenstigkeit zu zeigen. Ein Umstand, der Jessamy, dem endlich erlaubt wurde, sich in die Aufgabe seiner Pflege zu teilen, so unbehaglich war, dass er Rat beim Marquis suchte. „Denn ich möchte Frederica nicht erschrecken", erklärte er ihm. „Nur sieht ihm das so gar nicht ähnlich! Nicht weil er tut, was Sie oder Frederica ihm sagen, denn das würde er natürlich auf alle Fälle. Aber er tut, was ich ihm sage, und streitet nicht einmal! Sie glauben doch nicht, dass sein Gehirn gelitten hat, oder?"
    Der Marquis versuchte ernst zu bleiben und beschwichtigte ihn. Jessamy war aber nicht völlig beruhigt, bis zu dem Tag, da man Felix überreden musste, seine Medizin zu schlucken, und er ihn das größte Biest auf Erden nannte. „Jetzt weiß ich bestimmt, dass alles in Ordnung ist!", erklärte er dem Marquis strahlend. „Bestimmt wird er mir jetzt das Glas nachwerfen!"
    „Wenn dir das Freude macht, dann hoffe ich, dass er es tut", erwiderte Seine Lordschaft. „Aber warne ihn, dass er es ja nicht mir nachwirft!"
    Für eine weitere Änderung sorgte Knapp. Er überwand seinen Stolz und seine Eifersucht auf Curry, der seine Tage als Diener des Marquis im Bauernhof verbrachte, während er selbst in der Sun untergebracht war, und bot seine Dienste an. Daher wurde Felix von einem Kammerdiener besonderer Qualität bedient, was ihm jedoch keinerlei Eindruck machte.
    Man hätte wohl erwartet, dass Seine Lordschaft jetzt nach London zurückgekehrt wäre, doch dazu kam es nicht. Er wohnte weiterhin in der Sun, unter Bedingungen, an die er keineswegs gewöhnt war, und verbrachte seine Tage in Monk's Farm.
    Sobald Frederica den Eindruck hatte, dass man Felix ruhig ein, zwei Stunden in der Obhut seines Bruders lassen konnte, überredete sie der Marquis zu einem Spaziergang. Dazu war sie sehr gern bereit. Sie behandelte ihn mit der Ungezwungenheit einer langjährigen Freundschaft, sie befragte ihn bei jedem Problem, das sich ergab, aber ihre völlige Unbefangenheit zeigte ihm, dass es ihr nicht in den Sinn kam, ihn im Licht eines Freiers zu sehen. Er konnte nicht umhin, sich zu fragen, ob sie ihn wie einen älteren Bruder oder sogar - ein erniedrigender Gedanke - wie einen Onkel behandelte.
    Seine eigenen Zweifel waren geschwunden. Je öfter er sie sah, umso mehr liebte er sie, wie er noch nie eine Frau geliebt hatte. Nicht die schönste seiner Mätressen hatte in ihm den Wunsch geweckt, sie vor widrigem Geschick zu beschützen. Er hatte sich selbst bei dem amüsantesten seiner hochgeborenen Flirts niemals vorgestellt, dass sie seinen verschiedenen Haushalten vorstehen könnte, und noch viel weniger hatte er je eine dauerhafte Verbindung mit einer dieser Damen in Betracht gezogen. Aber nachdem er Frederica etwas mehr als zwei Monate kannte, hatte sie sein Leben so grundsätzlich durcheinandergebracht, dass er in einen Zustand der Unentschlossenheit gedrängt worden war - ein neuartiges Erlebnis, das durchaus nicht angenehm war. Als er Hals über Kopf

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