Heiratsmarkt
alles, was ich kann, zu tun, um dir einen Gefallen zu erweisen. Ob ich allerdings Clubkarten für zwei Mädchen bekommen
kann, über die ich nichts weiß, wenn sie auch gesellschaftsfähig sind - ich werde mich darum bemühen."
„Das klingt schon besser!", sagte er, immer noch lächelnd, aber weitaus freundlicher. „Statte Jane erstklassig, im elegantesten Stil aus und schicke mir eine beiläufige Rechnung. Einzelheiten interessieren mich nicht. Ich bringe Miss Merriville zu einem Besuch hierher. Sie wird dir vermutlich gefallen. Es fehlt ihr weder an Verstand - noch an Entschlossenheit! Vergiss nicht, Charles die Liste zu schicken!"
Nach dieser Ermahnung ging er und überlegte sich dabei verschiedene Kriegslisten, durch welche man die jüngere Miss Merriville von dem bevorstehenden Besuch im Grosvenor Place ausschließen konnte, ohne den Widerspruch ihrer herrischen Schwester zu erregen.
Im weiteren Verlauf der Ereignisse löste sich dieses Problem früher, als er erwartet hätte, und ohne sein Zutun. Fortuna, in Gestalt des Hundes Lufra, führte Frederica zwei Tage später ins Alverstoke-Palais, ohne Charis, und zu einer für Seine Gnaden, der kein Frühaufsteher war, ungewöhnlich frühen Stunde.
Da sich Jessamy streng an seine selbst auferlegte Regel hielt, jeden Vormittag zu studieren, hatten es seine Schwestern übernommen, mit Lufra spazieren zu gehen.
Sie nahmen den Hund auf lange Ausgänge mit und erforschten dabei London. Wenn Lufra nicht so stark an der Leine gezogen oder sich weniger ungestüm benommen hätte, wenn man ihn losließ, wäre ihr Vergnügen an diesen Expeditionen ungetrübt gewesen. Auf dem Lande aufgewachsen, waren sie an viel längere Spaziergänge gewöhnt, als man sie in London unternehmen konnte. Alles war ihnen neu, und sie brachen auf, wann immer es das Wetter erlaubte. Frederica hatte Lufra an der Leine, und Charis war mit einem Reiseführer bewaffnet. Sie besichtigten die Gebäude, Denkmäler und Paläste, zu denen sie dieses unschätzbare Buch lenkte, ja, drangen sogar in die
City ein, wo sie zwar viel Aufmerksamkeit erregten, aber kein einziges Mal angesprochen wurden. Selbst dem unverschämtesten Stutzer lag nichts daran, sich zwei jungen Damen in Begleitung eines großen, zotteligen Hundes zu nähern, der an der Leine zog und zwischen den Lefzen keuchend sein prachtvolles Gebiss sehen ließ.
Doch zwei Tage nach Alverstokes siegreichem Gefecht im Grosvenor Place wachte Charis mit schmerzendem Hals und einem stechenden Husten auf. Sie kam zwar zum Frühstück herunter, wurde aber schleunigst ins Bett zurückgeschickt. Miss Winsham erklärte beim dritten Niesen, dass sich Charis eine ihrer fiebrigen Erkältungen zugezogen habe, und falls sie nicht eine Lungenentzündung bekommen wolle, dann müsse sie sich sofort ins Schlafzimmer zurückziehen.
Das tat Charis. Während Miss Winsham der Köchin anordnete, Brotpudding und Haferschleim zu machen, und selbst Gurgelwasser für die Leidende vorbereitete, entwischte Frederica aus dem Haus. Hätte sie ihrer Tante gesagt, sie wolle ihren üblichen Spaziergang machen, dann hätte sie sich, wie sie wusste, anhören müssen, ob sie wohl denke, dass sie sich in London ebenso frei betragen könne wie in Herefordshire. Miss Winsham versuchte sie dann bestimmt zu überreden, eines der Dienstmädchen oder Felix mitzunehmen. Da sich aber Frederica dem Alter entwachsen glaubte, in dem noch eine Anstandsdame nötig war, und bereits entdeckt hatte, dass die Londoner Dienstboten nichts für lange, flotte Spaziergänge übrig hatten, hielt sie es für klug, zu entschlüpfen und nur Buddle zu sagen, wohin sie ging. Buddle schüttelte den Kopf und schnalzte missbilligend mit der Zunge; bis auf den Vorschlag, Master Felix solle sie begleiten, versuchte er jedoch nicht, sie zurückzuhalten. Da ihr aber Felix schon eine halbe Krone abgeschmeichelt hatte, den Eintrittspreis für Merlins Mechanisches Museum (täglich von elf bis drei Uhr geöffnet), sah seine Schwester
klugerweise davon ab, eine Einladung ergehen zu lassen, die er bestimmt abgelehnt hätte.
Ihr Ziel war der Green Park. Weder sie noch Charis hatten ihn je besucht, da der Reiseführer ihn nur einer flüchtigen Erwähnung würdigte. Allerdings beschrieb er begeistert bis ins Detail den Temple of Concord, der dort als Teil der prunkvollen Dekoration anlässlich der Friedensfeiern 1814 errichtet worden war. Da aber dieser nur auf Zeit gedachte Bau demoliert worden war, meinte Charis,
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