Heiratsmarkt
Einerseits standen sie einer Anzahl von Personen gegenüber, die darauf versessen waren, den Vorfall dem Stellvertretenden Parkaufseher zu melden, andererseits dem Delinquenten, einer Straßenmischung, die einer jungen, weder von einem Lakaien noch einer Zofe begleiteten Person gehörte - also sahen sie ihre Pflicht klar vor sich: Lufra, sagte der ältere der beiden Wächter unheilverkündend zu Frederica, müsse ihnen in Gewahrsam übergeben werden, bis ein Beamter sein weiteres Schicksal verkündete.
Lufra, dem der Ton und das entschlossene Vorgehen des Redners missfiel, hörte zu japsen auf, erhob sich mit gesträubtem Fell und deutete mit einem warnenden Knurren an, dass jeder Versuch, Frederica anzurühren, auf eigene Gefahr des Parkwächters unternommen würde - ein kampflustiger Anblick, der den Hirten so aufregte, dass er die sofortige Hinrichtung Lufras verlangte, und den Parkwächter bewog, Frederica zu befehlen: „Bringen Sic den Hund zu mir her!"
Von allen Versammelten wusste nur der Hirte besser als Frederica, wie unverzeihlich Lufras Verbrechen war. Ein einziger Blick auf das wütende Gesicht dieses Kerls überzeugte sie, dass ein Appell an ihn den Atem verschwenden hieße. Innerlich zitternd, sagte sie: „Vorsicht! Dieser Hund gehört dem Marquis von Alverstoke. Es ist ein äußerst wertvolles Tier, und wenn ihm irgendetwas zustoßen sollte, wäre Seine Gnaden wirklich sehr böse!"
Der jüngere Parkwächter, der sich seine eigene, nicht ganz unfachmännische Meinung über Lufras Abstammung gebildet hatte, sagte rundweg: „Blödsinn! Den da hat kein Marquis gekauft! Den könnte man um einen Pappenstiel bekommen! Das ist ein Bastard, nichts anderes!"
„Ein Bastard?!", rief Frederica aus. „Dann lassen Sie sich sagen, dass das ein reinrassiger Barcelona-Collie ist, der unter ... unter ungeheuren Kosten nach England gebracht wurde. Es tut mir leid, dass er die Kühe gejagt hat, aber ... aber er hat bloß versucht, sie zusammenzutreiben! Die Rasse wird in Spanien zu diesem Zweck verwendet, und ... und er ist noch nicht an englische Kühe gewöhnt!"
„Versucht, sie zusammenzutreiben!", stieß der Kuhhirte hervor. „Das habe ich noch nie im Leben gemacht, in meinem ganzen Leben nicht! Aber Sie sind ja genauso schlecht wie er."
Der jüngere Parkwächter zögerte nicht, diesen Urteilsspruch zu bekräftigen. Er sagte, dass das Fräulein etwas zu stark auftrage, und fügte hinzu, dass er zwar nichts über Barcelona-Collies wisse - einen Bastard hingegen genau erkenne, wenn er einen sähe. Er sagte auch, auf seiner ursprünglichen Behauptung beharrend, dass seiner Meinung nach kein Marquis je einen solchen Hund wie Lufra kaufen würde.
„Ach nein, wirklich?", sagte Frederica. „Und, bitte sehr, kennen Sie vielleicht meinen Vetter, den Marquis von Alver-stoke?"
„Unverschämtheit!", stieß die scharfgesichtige Dame hervor. „Sich die Base eines Marquis zu nennen und dabei allein in der Stadt herumzustreifen! Eine äußerst unglaubwürdige Geschichte!"
Nach vielem Hin und Her, bei dem der jüngere Parkwächter die scharfgesichtige Dame in ihrer Ansicht unterstützte, der Kuhhirte - wiederholt - sagte, Marquis hin, Marquis her, jeder Schaden, der seinen Kühen zugefügt wurde, müsse bezahlt werden, und der ältere Parkwächter sich abwartend verhielt, schlug ein dicker Bürger in einer tabakbraunen Schwalbenschwanzjacke vor, man solle sich doch an den Marquis wenden, damit er die Geschichte der Miss bestätige.
„Eine ganz ausgezeichnete Idee", erklärte Frederica. „Gehen wir doch sofort zu ihm!
Sein Palais ist ganz in der Nähe, am Berkeley Square."
Wäre er allein gewesen, so hätte der ältere Parkwächter in diesem Stadium die Affäre fallen lassen. Wenn die junge Dame bereit war, den Marquis aufzusuchen, schien ihm dies zu beweisen, dass sie wirklich dessen Base war. Obwohl er wusste, dass dies nichts mit dem strittigen Punkt zu tun hatte, war er gar nicht bereit, in der Sache weiter vorzugehen. Natürlich musste der Marquis - falls er wirklich der Besitzer des Hundes war - eine Geldstrafe bezahlen, ganz abgesehen davon, was Mr.
Beals vorgesetzter Kuhhirte von ihm als Schadenersatz fordern würde. Aber wenn man es mit Lords zu tun bekam, sollte man lieber vorsichtig sein. Der jüngere Parkwächter, dem er diese vertrauliche Mitteilung zukommen ließ, wurde mit einem Schlag nachdenklich, doch der Kuhhirte nahm Fredericas Aufforderung grimmig an und sagte, er bestehe auf seinem Recht -
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