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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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das zu viel Selbstbewusstsein besaß und offenkundig überheblich war.
    „Ich hätte das nicht sagen sollen", bekannte Frederica, als Alverstoke wieder seinen Platz neben ihr in der Kutsche einnahm.
    „Oh, warum nicht? Sie haben ihr recht hübsch den Wind aus den Segeln genommen!"
    „Es war gar nicht hübsch von mir, denn sie wird Charis ja wirklich in die Gesellschaft einführen - dabei bin ich überzeugt, dass sie das gar nicht will!" Frederica wandte den Kopf, um einen ihrer verwirrenden Blicke auf ihn zu richten: „Haben Sie ...
    haben Sie sie dazu gezwungen, Sir?"
    „Wie hätte ich dazu imstande sein sollen?", entgegnete er.
    „Ich weiß nicht, aber ich stelle mir vor, Sie könnten es. Und ich glaube nicht, dass sie aus Gutmütigkeit eingewilligt hat oder aus dem Wunsch heraus, Ihnen Freude zu machen, weil ..."
    „Sie irren sich", unterbrach er mit spöttisch verzogenem Mund. „Sie hat durchaus den ernstlichen Wunsch, mir Freude zu machen."
    Sie sah ihn noch immer prüfend an und sagte nach einer Weile: „Nun, mir gefällt die Sache nicht. Und ihr wird es erst
    recht nicht gefallen, wenn sie Charis sieht. Keiner Mutter würde es gefallen, die eine Tochter wie Jane, mit einem so gewöhnlichen, hässlichen Gesicht, debütieren lassen will."
    „Also wollen Sie absagen?"
    Sie überlegte kurz und sagte darauf in entschlossenem Ton: „Nein. Wenn es um mich ginge, dann ja, aber ich bin entschlossen, Charis eine Chance zu geben.
    Entschuldigen Sie, dass ich nicht respektvoller von Ihrer Schwester spreche, aber die bohrenden Fragen, die sie mir gestellt hat, haben mich ganz kribbelig gemacht. Ich werde nichts mehr sagen."
    „Halten Sie sich nicht um meinetwillen zurück! Zwischen uns Geschwistern wird keine Liebe verschwendet."
    „Gar keine?", fragte sie mit weit aufgerissenen Augen.
    „Nicht ein Fünkchen! Sagen Sie mir, schöne Base, wird in den Einöden Herefordshires Walzer getanzt?"
    „In einigen Häusern ja, aber nicht sehr viel, und Quadrillen nie. Daher habe ich einen Tanzmeister engagiert, der uns die Schritte lehrt, damit wir Ihnen keine Schande als .Basen vom Lande' machen."
    „Da bin ich aber sehr erleichtert!"
    „Das können Sie auch sein - außer, dass ich mir vorstelle, es kümmert Sie keinen Pfifferling, als was wir erscheinen."
    „Im Gegenteil! Denken Sie doch, wie sehr mein Ruf leiden würde!"
    Sie lachte, schüttelte aber den Kopf. „Ihnen liegt auch daran nichts. Oder ... oder vielleicht an überhaupt nichts."
    Einen Moment lang war er darüber verblüfft, dann antwortete er jedoch ohne merkliches Zögern: „Nicht sehr viel."
    Sie überlegte sich das stirnrunzelnd. „Ich kann ja verstehen, dass das sehr bequem sein muss. Denn wenn Ihnen an niemandem und nichts etwas liegt, können Sie auch nicht niedergeschlagen oder krank vor Angst sein, ja sich nicht einmal aufregen.
    Andererseits glaube ich keineswegs, dass Sie auch je himmelhoch jauchzen können.
    Für mich wäre das nichts -
    das wäre zu eintönig." Sie wandte den Kopf, um Alverstoke wieder zu betrachten, und lächelte plötzlich. „Bestimmt ist das auch der Grund, warum Sie sich stets langweilen."
    „Ich langweile mich oft", gab er zu. „Trotzdem gelingt es mir - hm -, mich erträglich gut zu amüsieren."
    „Sicher, aber das ist nicht ..." Sie unterbrach sich und wurde rot. „Verzeihung! Ich wollte, ich könnte es lernen, meinen Mund zu halten."
    Er überging das und sagte mit einem schiefen Lächeln: „Sie verachten mich, nicht wahr, Frederica?"
    „Nein, nein", widersprach sie rasch. „Sie nennen mich zwar gern ein unreifes Mädchen, aber meine Milchzähne habe ich doch schon verloren, und ganz töricht bin ich nicht. Was können Sie dafür, dass Sie alles langweilt, wenn Sie sich alles leisten können - allen angenehmen Luxus, Ihr ganzes Leben lang? Ich vermute auch", fügte sie weise hinzu, „dass Sie, als einziger Sohn, sehr verwöhnt wurden."
    Alverstoke erinnerte sich der kalten Förmlichkeit seines Vaters und - etwas schwerer
    - der kurzen Blicke, die ihm seine mondäne Mutter gegönnt hatte, die gestorben war, als er noch zur Schule ging, und das spöttische Lächeln vertiefte sich. Er sagte aber nur: „Sehr richtig. Ich kam schon gestiefelt und gespornt auf die Welt und war meinen Eltern so kostbar, dass für mich ein eigener Haushalt geschaffen wurde. Bis zu meinem Abgang nach Harrow genoss ich die ungeteilte Aufmerksamkeit von Kindermädchen, Kammerdienern, Reitknechten, Erziehern und ... und allem, was

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