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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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durchaus imstande war, jeden derartigen Versuch mittels einer seiner brutalen Abfuhren im Keim zu ersticken, hätte er es doch nicht sehr gern getan. Er mochte sie gut leiden. Sie war ungewöhnlich und daher unterhaltsam. Sie war zwar keine Schönheit, besaß jedoch sehr viel Haltung und Anstand, was ihm gefiel. Ihre Schwester war ein hinreißendes Juwel, und er war durchaus bereit, sie in die große Welt einzuführen. Es würde wohl in mehr Taubenschlägen als in dem, den er soeben betrat, Geflatter geben, und das würde ihm einige Unterhaltung verschaffen.
    Lady Buxted war zu Hause lind befand sich im Salon; ihre beiden Töchter leisteten ihr Gesellschaft. Als die Besucher gemeldet wurden, erhob sie sich in ihrer würdigsten Manier und legte die runde Sticktrommel ohne Hast beiseite, bevor sie auf Frederica zuging. Sie musterte sie scharf und gönnte ihr zwei Finger sowie ein kaltes How do yoit do. Frederica verriet keinerlei Verlegenheit. Sie berührte die Finger nur leicht - wie Alverstoke beifällig vermerkte -, machte dabei einen leichten Knicks und sagte mit ihrem freimütigen Lächeln: „How do you do, Ma'am? Vetter Alverstoke war so freundlich, mich zu einem Besuch hierher zu geleiten, den ich sehr gern schon früher gemacht hätte - um Ihnen für Ihre freundliche Güte zu danken, uns in die Obhut Ihres Ansehens nehmen zu wollen. Meine Schwester wäre mitgekommen, liegt aber mit einer fiebrigen Erkältung zu Bett und bittet mich, sie zu entschuldigen."
    Lady Buxted taute etwas auf. Sie hatte nunmehr jede Einzelheit von Fredericas Erscheinung aufgenommen, und der quälende Verdacht, dass sich Miss Merriville als eine jener leichten, blendenden Schönheiten herausstellen würde, von denen sich Alverstoke so beklagenswerterweise angezogen
    fühlte, verschwand. Nachdem sie erkannt hatte, dass Frederica weder eine Schönheit war noch in der ersten Jugendblüte stand, war Ihre Gnaden imstande, sie mit unparteiischen Augen zu betrachten und ihr sogar Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Sie würde sich bei ihrem Schützling für nichts schämen müssen. Das Mädchen hatte nette Manieren und war adrett und schicklich angezogen. Daher geruhte Ihre Gnaden recht gnädig zu ihren Töchtern zu sagen, sie sollten doch herkommen und sich ihrer Cousine vorstellen lassen. Während die drei jungen Damen eine ziemlich stockende Konversation in Gang setzten, zog sie Alverstoke etwas beiseite und äußerte, Frederica sei anscheinend ein wohlerzogenes Mädchen, und sie würde ihr Bestes für sie tun. „Aber ich verpflichte mich nicht, einen Gatten für sie zu finden", warnte sie ihn. „Ohne Vermögen und ohne außerordentliche Schönheit kann sie nicht erwarten, mehr als nur eine anständige Partie zu machen, wie du weißt. Falls sie hofft, einen Gatten zu finden, wenn sie sich in den ersten Kreisen bewegt, dann bildet sie sich zu viel ein."
    „Oh, das werde ich nicht von dir verlangen!", antwortete Alverstoke. „Du wirst bestimmt genug damit zu tun haben, einen Gatten für Jane zu finden."
    Nur die Überlegung, dass die Rechnungen für Janes Putz beträchtliche Ausmaße erreicht hatten, machte es Lady Buxted möglich, ihre Zunge im Zaum zu halten.
    Denn wie unverlässlich ihr Temperament auch sein mochte - auf ihre Leidenschaft fürs Sparen konnte man sich verlassen. Sie warf ihrem Bruder zwar einen zornigen Blick zu, sagte jedoch nichts, verließ ihn, setzte sich auf das Sofa und lud Frederica ein, neben ihr Platz zu nehmen.
    Der Besuch dauerte nur eine halbe Stunde. Obwohl Lady Buxted Frederica zahllose Fragen stellte, blieb sie weiterhin förmlich, bot keine Erfrischungen an und bemühte sich nicht, sie aufzuhalten, als sie aufstand, um sich zu verabschieden.
    Sie lud sie auch nicht ein, Charis zum Grosvenor Place mitzubringen, sagte aber doch, sie müsse Zeit finden, um irgendwann einmal Miss Winsham zu besuchen.
    Frederica, die ihre Fragen mit kühler Zurückhaltung beantwortete, entdeckte mehr Neugier als Güte in ihnen. Sie sagte, mit einem Lächeln auf den Lippen, aber einem gefährlichen Funkeln in den Augen, dass diese Nachricht ihre Tante in einen Sturm des Entzückens versetzen würde - worauf Alverstoke kicherte und murmelte: „Mit deinen eigenen Waffen geschlagen, Louisa."
    Dann verneigte er sich übertrieben höflich, folgte Frederica aus dem Salon und ließ Schwester und Nichten voll Staunen über sein Interesse an einem gewöhnlichen Frauenzimmer (Denn Mädchen konnte man sie nicht mehr nennen!) zurück,

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