Heiratsmarkt
an sie herangetreten, ihre reizenden Schützlinge doch zu ihren geplanten Gesellschaften mitzubringen - ha, nicht zu fassen, ihre Schützlinge! -, und um allem die Krone aufzusetzen, hatte ihnen Sally Jersey Karten für Almack versprochen und die Frechheit gehabt, sie, Lousia, zu beschwören - sie! -, die Merrivilles doch in die Gesellschaftsräume des Clubs zu führen! „Und deine eigene - Jane heißt sie, nicht? -
natürlich auch!", hatte Lady Jersey hinzugefügt, mit einer Herablassung, dass Lady Buxted sie am liebsten geohrfeigt hätte. „Ich schicke eine Karte - ja, ganz bestimmt!
Und wenn ich es vergesse, dann erinnere mich daran, Louisa! Du weißt ja, wie zerstreut ich immer bin."
Wenn Lady Buxted an die impertinente kleine Sally Fane zurückdachte, ein elendes Schulmädchen, dem sie damals eine Anzahl wohlverdienter Niederlagen zufügte, verwandelten sich die Delikatessen, die der französische Koch ihres Bruders zur Erfrischung der Gäste zubereitet hatte, in ihrem Mund zu bitterer Galle. In diesem Augenblick hätte ihr nichts mehr Vergnügen bereitet, als Sally noch eine weitere Abfuhr zu verabreichen. Aber wie groß die Wut in ihrem Inneren auch immer war -
nie ließ Lady Buxted ihr eigenes Interesse aus dem Auge. Keine Mutter mit einer Tochter, die sie standesgemäß unterbringen wollte, konnte es sich leisten, die Bürgschaft der Lady Jersey zu verachten, der anerkannten Königin des exklusivsten Londoner Clubs, der den Respektlosen als der „Heiratsmarkt" bekannt war. Daher fühlte sich Lady
Buxted, ungeachtet ihres verdorbenen Appetits, gezwungen, Sallys Angebot mit dem gleichen falschen, süßen Lächeln anzunehmen, wie es um Sallys Mund spielte.
Nur ein einziger Ärger wurde ihr an diesem Abend, an dem sich Verdruss mit Triumph vermengte, erspart. Alverstoke forderte seine Mündel nie zum Tanzen auf.
Nicht nur die Augen der Lady Buxted verfolgten neugierig, was er wohl tun würde, und alle Beobachter waren je nach Veranlagung erleichtert oder enttäuscht, als sie sahen, dass die einzigen Damen, die er auf die Tanzfläche führte, jene von Rang oder Alter waren. Er blieb zwar stehen, um einige Worte mit Frederica zu wechseln, aber daraus konnte man gar nichts schließen, denn er brachte es, trotz seiner lässigen Art, geschickt fertig, mit jedem seiner Gäste zu sprechen.
„Zufrieden, Frederica?", erkundigte er sich.
Sie antwortete impulsiv: „Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll! Und ob ich zufrieden bin!" Ihr plötzliches Lächeln blitzte auf. „Es ist der Abend meines Triumphs, glauben Sie nicht? Ich wusste doch, man muss Charis nur sehen lassen, damit sie geschätzt wird!" Als er darauf nichts sagte, fügte sie ängstlich hinzu: „Es ist doch nicht nur meine Voreingenommenheit, oder? Sie hat wirklich eingeschlagen, nicht?"
„Entschieden. Gönnen Sic jemals einen Gedanken jemandem anders als Charis?"
„Aber natürlich!", rief sie, ziemlich entsetzt. „Ich denke an alle meine Geschwister, nur jetzt mache ich mir wirklich mehr Gedanken um sie als um die anderen, weil sie ja meine drückendste Sorge ist."
Er sah sie neugierig an. „Kümmern Sie sich nie um sich selbst, Frederica?"
„Um mich selbst?!", fragte sie stirnrunzelnd. „Nun, wenn ich mich um mich kümmern müsste, dann natürlich. Aber so wie die Dinge stehen ..."
„Ich hätte sagen sollen: ,Denken Sie nie an sich?'", unterbrach er sie. „Sie haben dies den Abend Ihres Triumphes genannt, bloß weil Charis eingeschlagen hat - doch mir scheint, als würden Sie ebenso oft zum Tanzen aufgefordert wie Charis."
Sie lachte. „Ja - ist das nicht lustig? Ich bin einfach überwältigt: Denn meine Partner hoffen, wenn sie äußerst höflich und aufmerksam zu mir sind, könnten sie mich dazu bewegen, sie meiner Schwester vorzustellen!"
„Sie sind ein seltsames Geschöpf", bemerkte er.
Er ging mit einem Nicken und einem leichten Lächeln weiter, als Buxted herbeikam, um Frederica zu einer Quadrille zu führen.
Sie war verblüfft über die letzte Bemerkung Seiner Lordschaft, verschwendete aber keine Zeit auf die Überlegung, was er wohl damit gemeint haben konnte, und fragte sich erst recht nicht, ob die verschiedenen Herren, welche sie zum zweiten Mal zum Tanz aufgefordert hatten, es wirklich mit dem Hintergedanken taten, mit ihrer Schwester bekannt zu werden. Sie hätte es nicht geglaubt, hätte man ihr gesagt, dass es unter den vielen, die sich sichtlich in Bewunderung von Charis verloren, mehrere gab, welche
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