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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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es den Damen nach ihrem - wie er es mit etwas schwerfälligem Humor bezeichnete - ausschweifenden Abend erginge.
    Er war jedoch keineswegs ihr einziger Besucher, da sich mehrere andere Gentlemen unter höchst durchsichtigen Vorwänden eingefunden hatten; Endymion Dauntry erschien überhaupt ohne Ausrede. Man hatte jedoch allgemein das Gefühl, Buxted habe den anderen einen Punkt voraus, da er seine Verwandtschaft mit den Merrivilles betonte und sich ihnen gegenüber in einer onkelhaften Freundlichkeit gab. Er hätte die drei Herren, die er bereits vorfand, wohl arg verstimmt, hätte er nicht deutlich gezeigt, dass es Frederica war und nicht Charis, der seine Besorgtheit galt.
    In der Woche nach dem Alverstoke-Ball erhielten die Damen Merriville mehrere Einladungen, und Miss Winsham wurde von Lady Jersey, die die versprochenen Clubkarten für Almack mitbrachte, mit einem Besuch beehrt. Sie kam, weil sie neugierig war, Alverstoke gern gefällig und seiner Schwester Louisa ungefällig sein wollte. Als sie hinter Buddle die Treppen hinaufstieg, bereute sie schon, sich zu diesem Schritt herabgelassen zu haben. Ungeachtet ihrer kuriosen Einfälle hielt sie große Stücke auf ihren Rang, und es war bisher noch nie von ihr bekannt geworden, dass sie Emporkömmlinge geduldet, geschweige denn ihnen eine gesellschaftliche Stellung verschafft hätte. Ihrem Urteil nach war das Haus von schäbiger Noblesse.
    Sie erinnerte sich, dass Fred Merriville seinerzeit irgendein Nichts aus der Provinz heiratete. Zu einem Rückzug war es nun zu spät, doch sie betrat den Salon mit der festen Absicht, Miss Winsham in gebührendem Abstand zu halten. Es genügten jedoch zwei Minuten, und sie ließ ihr hochfahrendes, imponierendes Benehmen fallen. Miss Winshams Kleid mochte ja altmodisch sein, und sie war sicherlich exzentrisch, aber schäbig-nobel war sie keineswegs, und dieser Besuch der Königin der eleganten Welt imponierte ihr genauso wenig wie der von Lady Buxted zuvor.
    Wäre Lady Jersey gerade in einer ihrer hochmütigen Stimmungen gewesen, dann wäre sie wohl hochgegangen. Stattdessen geruhte sie jedoch, sich zu amüsieren, und als Miss Winsham ihr ihre Meinung über Londoner Häuser im Allgemeinen und die möblierten im Besonderen, über Heirat, Stutzer und die grundlose Selbstzufriedenheit des männlichen Geschlechtes anvertraute, lachte Lady Jersey hell auf und verbreitete später unter ihren Freunden, Miss Winsham sei das denkbar drolligste Geschöpf ... ein großer Blaustrumpf ... voll trockenen Humors ... und es fände sich nicht eine Spur von leerem Gewäsch an ihr.
    Lady Jersey war nicht allgemein beliebt, da übel gesinnte Leute ihr vornehmes Getue als theatralisch bezeichneten, und ihre zahllosen groben Unhöflichkeiten jenen Unglücklichen gegenüber, die ihr Missfallen erregten, selbst so hochmütige Damen wie Mrs. Btirrell und die Gräfin Lieven schockierten. Wo sie hingegen befehligte, weigerten sich nur wenige Damen, ihr zu folgen. Miss Winsham erhielt mehrere Besuche, die sie weit mehr hätten erfreuen müssen, als es tatsächlich der Fall war.
    Sie begleitete - unter starkem Protest -ihre Nichten zu Almack und war dort so gesucht, und selbst ihre geringfügigsten Aussprüche wurden so sehr akklamiert, dass sie sich für einen Witzbold reinsten Wassers hätte halten können, wäre sie für Schmeichelei empfänglich gewesen. Sie musste doch tatsächlich einen kleinen rheumatischen Anfall zu einer schweren Ischias-Attacke aufbauschen, um unter diesem Vorwand alle Einladungen ablehnen zu können, mit denen sie überschüttet wurde. Die Aufgabe, die Anstands-dame für ihre Nichten zu spielen, übertrug sie Lady Buxted beziehungsweise Mrs. Dauntry.
    Welche der beiden Damen dieses Amt mit größerem Widerwillen erfüllte, war schwer zu entscheiden. Beide waren durch ähnliche Überlegungen gezwungen, es zumindest mit dem Anschein von gutem Willen zu tun. Lady Buxted befürchtete, ihr widerwärtiger Bruder würde andernfalls den ständig wachsenden Stapel von Rechnungen auf der Stelle
    zurückweisen, durch die Jane - aber auch sie selbst - mit Kleidern, Schals, Hüten, Handschuhen und all jenen Verschönerungen versorgt wurden, die für ein rühmliches Auftreten in eleganten Kreisen unentbehrlich waren. Mrs. Dauntry wiederum tat es zwar um keine Guinee leid, die sie auf die Kleidung ihrer älteren Tochter verschwendete, aber sie sah es kommen, dass sie, wenn sie sich nicht auf Alverstokes Hilfe verlassen konnte, gezwungen sein

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