Heiratsmarkt
- wie steht es mit ihrem Vermögen, Alverstoke?"
„Ganz ansehnlich."
Sie rümpfte die Nase. „Ach, das ist ein Jammer! Na ja -man kann nie wissen! Mit dem Gesicht braucht wenigstens die Jüngere nicht zu zweifeln, ob ihr eine passende Verbindung gelingt. Wir werden ja sehen!"
11. KAPITEL
Zumindest ein Teil der Prophezeiung Lady Jerseys erfüllte sich sehr rasch: Man konnte wirklich sagen, dass Miss Charis Merriville über Nacht zum letzten Schrei geworden war. Lange bevor Alverstoke und seine Schwester Louisa die letzten Gäste empfangen hatten, war ihre Hand für jeden Tanz vergeben, und den jungen Modeherren, welche spät eintrafen, blieb die Seligkeit versagt, ihre Taille im Walzer zu umfangen oder Charis wenigstens auch nur bei einer Gruppe ländlicher Tänze führen zu dürfen. Sie wollte nicht öfter als zweimal mit ein und demselben Herrn tanzen, erlaubte hingegen Endymion, sie zum Souper hinunterzuführen, weil er ihr ernstlich versicherte, dass ja dank ihrer Verwandtschaft alles in Ordnung sei. Als er ihr zweifelndes Gesicht bemerkte, fügte er hinzu: „Ich bitte Ihre Schwester, sich uns anzuschließen, ja? Da ist sie ja schon, mit dem jungen Greg - meinem Vetter nämlich. Das würde Ihnen doch gefallen, oder?"
„O ja, wie gemütlich! Und bitten Sie doch auch Ihre Schwester mitzukommen!"
Danach stand ihm keineswegs der Sinn, da Chloe im Augenblick vom jungen Lord Wrenthorpe begleitet wurde, einem der Spätankömmlinge, dem es nicht gelungen war, sich einen Tanz mit Charis zu sichern. Als Offizierskamerad En-dymions hatte er sofort seine Meinung über gewisse heimtückische Schurken geäußert, die ihren Freunden den Rang ablaufen. Da er - ein temperamentvoller Draufgänger - jedoch als Liebling der Damen galt, war Endymion durchaus nicht erpicht, ihn mit beim Souper zu haben. Er sagte: „Oh - äh -ja, aber sie hat nämlich Wrenthorpe dabei."
„Würde der nicht gern mit uns kommen?", fragte Charis unschuldig. „Ihre Mama hat ihn mir vorgestellt, und er war so liebenswürdig und auch so drollig, als ich ihm sagen musste,
dass ich nicht mit ihm tanzen kann! Ihre Mama sagte, er sei ein Freund von Ihnen -
ist er denn das nicht?"
„O doch! Ja, natürlich! Der denkbar beste Kamerad", beteuerte Endymion. „Ich habe nur gemeint, dass Sie vielleicht nicht gern ... Verwandte unter sich nämlich - er gehört nicht zur Familie!"
Aber da wurde ihm die Sache auch schon durch diesen denkbar besten Kameraden aus der Hand genommen, der soeben, mit Chloe am Arm, auf sie losstürzte, denn er hatte dieselbe glückliche Idee gehabt, eine gemütliche Soupergesellschaft zusammenzustellen. Darin wurde er von Chloe wärmstens unterstützt, die eine jugendliche Bewunderung für ihre wundervolle neue Base entwickelt hatte und schüchtern hoffte, unter deren Freundinnen aufgenommen zu werden. Es nützte Endymion wenig, von „Verwandten unter sich" zu reden. Sein unbekümmerter Freund erwiderte fröhlich, Verwandte gerieten einander doch immer in die Haare, wenn sich nicht ein Fremder zu ihnen gesellte. Daher blieb Endymion nichts anderes übrig, als Frederica und seinen Vetter Gregory zu suchen und sie zum Festmahl zu bitten. Auf diesen Botengang entsandte ihn sein perfider Freund, der ihn beschwor:
„Rühr dich, Dummer, oder wir kommen nicht mehr rechtzeitig, um alle Hummerpastetchen zu schnappen!"
Lady Buxted hatte die Befürchtung geäußert, dass ein Ball, in so kurzer Frist abgehalten, gewiss schlecht besucht sein würde. Außerdem waren die verschiedenen Veranstaltungen der Season noch keineswegs alle angelaufen. Doch als sie zum Souper hinuntergingen, hatte sie bereits bemerkt, dass nicht eine der bevorstehenden Redouten, Bälle oder Abendgesellschaften dieses Fest hier an Pracht und Vornehmheit übertreffen würde, und sie wurde zwischen Stolz und Groll hin und her gerissen. Ihr hassenswerter Bruder hatte nur mit dem Finger geschnippt, und die elegante Weh war in sein Haus geströmt, genau wie er es vorausgesagt hatte. Natürlich entsprach dies ganz genau ihren eigenen Wünschen, trotzdem machte es sie wütend.
Einige niederschmetternde Absagen hätten ihm keineswegs geschadet. Zugegeben, er hatte ihr die Gelegenheit geboten, Jane in die höchsten und mondänsten Kreise einzuführen, das war jedoch nicht sein Ziel gewesen: Er hatte vielmehr beabsichtigt, die Merriville-Mädchen in diesen Kreisen zu lancieren, und so war es auch geschehen. Mindestens ein halbes Dutzend Gastgeberinnen waren mit der Bitte
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