Heiratsmarkt
Hand und wandte den Kopf, um das Mädchen anzusehen. Ungewohnt sanft sagte er: „Mein Kind, ist Ihnen nie der Gedanke gekommen, dass die Zukunft, die Sie für Charis geplant haben, nicht das ist, was sie persönlich wählen würde?"
„Nein - wieso auch? Ja, wenn ich etwas plante, das Sie eine glänzende Partie nennen würden - aber das tue ich doch nicht. Ich versichere Ihnen, wirklich nicht! Ich wünsche nur, sie gut versorgt zu sehen, damit sie nicht gezwungen ist, zu knausern, doch imstande, sich ... sich die Annehmlichkeiten des Lebens zu gönnen!" Sie sah, dass er die Brauen hob, und fügte hinzu: „Sie glauben vielleicht, solche Überlegungen seien unwichtig. Aber bedenken Sie, Sie haben nie erlebt, was es bedeutet, knapp bei Kasse zu sein."
„Das stimmt", gab er zu. „Ich muss mich Ihrer besseren Kenntnis Ihrer Schwester beugen. Doch nach dem wenigen, das ich beobachtet habe, hätte ich gesagt, sie fände mehr Glück darin, einen Haushalt zu führen, als eine große Rolle in der Welt zu spielen. Sie erzählte mir nämlich, dass sie Bälle auf dem Land lieber habe als die Londoner Unterhaltungen."
„Heiliger Himmel, wirklich?", rief Frederica ganz erstaunt. „Da muss sie gescherzt haben! Denken Sie doch bloß an ihren Erfolg! Die Blumen, die ihr geschickt werden!
Wie unser Türklopfer nie stillsteht! Oh, Sie müssen sich geirrt haben, Vetter!"
Er bemerkte ihre betrübte Miene und antwortete leichthin: „Schon möglich. Wie dem auch sei, ich sehe nicht ein, warum Sie niedergeschlagen sind."
„Aber wenn ihr an all diesen Dingen nichts liegt ... sie nicht wünscht, eine ordentliche Partie zu machen ... dann habe ich das alles ja umsonst getan!"
„Unsinn! Wenigstens Sie genießen das Londoner Leben."
„Das ist doch gleichgültig!", rief sie ungeduldig. „Als hätte ich auch nur im Traum daran gedacht, die Jungen nach London zu schleppen, um meine eigenen Wünsche zu befriedigen!"
„Ich bin überzeugt, Jessamy wäre lieber daheim geblieben, aber es wird ihm nicht schaden, wenn er etwas von der Welt gesehen hat. Was Felix betrifft, der ist kreuzfidel! Ich möchte jedoch gern wissen, warum Sie eigentlich meinen, dass Charis Ihren Geschmack teilt."
Sie schüttelte den Kopf. „Das meine ich gar nicht. Ich dachte nur, es wäre zu schändlich gewesen, sie versteckt zu halten oder zuzulassen, dass sie den jungen Rushbury heiratet oder einen von den übrigen Männern unserer Bekanntschaft, bevor sie eine Londoner Season mitgemacht hat." Sie zögerte und bemerkte dann ziemlich schüchtern: „Sehen Sie, Charis ist nämlich so leicht zu beeinflussen. Sie neigt sehr dazu, allem zuzustimmen, was man ihr vorschlägt; sie hat zwar feste Grundsätze, ist aber so nachgiebig, dass mir manchmal, wie ich gestehe, der Mut sinkt!"
„Das kann ich mir vorstellen - wenn sie sich die Belästigungen eines jeden unreifen Jünglings gefallen lässt, der ihr nachläuft! Verliebt sie sich in sie?"
„Ich glaube nicht, dass sie sich überhaupt verlieben kann", antwortete Frederica aufrichtig. „Ich meine, in den einen nicht mehr als in einen anderen. Sic ist ein höchst liebevolles Mädchen, und so gütig, dass es einen wirklich nervös machen kann."
„Der ganzen Welt gegenüber wohlwollend, wie? Arme Frederica!"
„Sie haben leicht reden! Sehen Sie, es ist eine große Verantwortung! Sie muss einfach irgendjemanden heiraten, und denken Sie nur, wie entsetzlich es wäre, wenn ich zuließe, dass sie von einem unreifen Jüngling, wie Sie es ausdrücken, weggeschnappt wird, der nicht weiß, wie er sie glücklich machen kann, oder von irgendeinem ... irgendeinem Pfennigfuchser!"
Seine Lippen zuckten, aber er antwortete ernst: „Wirklich entsetzlich. Aber - hm -
Pfennigfuchser sind im Allgemeinen nach Erbinnen aus."
„Nun ja, so habe ich das auch nicht gemeint", gestand sie ihm zu. „Und vielleicht sollte ich auch nicht sagen, dass Cha-ris sich nicht verlieben kann. Ich selbst habe mich noch nie verliebt, daher kann ich das nicht beurteilen. Mir scheint es eben nicht so, als täte sie es."
Er hatte ihr mit müßig anerkennendem Vergnügen zugehört, doch diese Bemerkung erschreckte ihn. „Sie haben sich noch nie verliebt?", wiederholte er ungläubig.
„Wirklich nie, Frederica?"
„Nein - das heißt, ich glaube wenigstens nicht. Ich habe einmal eine Schwäche verspürt, aber das geschah, als ich noch jung war, und ich habe mich davon so schnell erholt, dass ich keinesfalls wirklich verhebt gewesen sein kann. Ja,
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