Heiratsmarkt
dem weiteren Versuch, den Mittelpunkt zu erreichen.
Alle drei waren übermütig und hielten es jedes Mal für einen vortrefflichen Spaß, wenn sie wieder in einer Sackgasse landeten. Der Wärter, der von seinem Hochstand aus das ganze Labyrinth überblicken konnte und dessen Pflicht es war, erschöpfte Besucher herauszuführen, bot seine Dienste mehrmals an, aber sie wurden ohne Zögern zurückgewiesen, denn jeder der drei Merrivilles war überzeugt, dass er beziehungsweise sie den Schlüssel entdecken würde.
Frederica, die neben dem Marquis durch die Gänge streifte, hielt es für einen glücklichen Zufall, dass sie zum Mittelpunkt des Labyrinths gelangten. Als er sie jedoch ohne einen einzigen Fehler wieder zum Eingang zurückführte, schaute sie lachend zu ihm auf und rief: „Sie kennen das Geheimnis! Ein solcher Schwindel! Und dabei habe ich Sie schon fast für Ihren Orientierungssinn bewundert!"
„Nur vorsorglich", antwortete er. „Die Aussicht, den größten Teil des Nachmittags zwischen hohen Hecken zu verbringen, finde ich höchst reizlos - Sie etwa nicht?"
Sie lächelte. „Ich gestehe ja, ich möchte auch lieber durch die Gärten und die Wildnis gehen. Aber die Kinder halten es für einen großartigen Spaß. Danke, dass Sie sie hergebracht haben! Sie sind sehr gütig, denn für Sie muss es bestimmt recht langweilig sein."
„Durchaus nicht", antwortete er. „Es hat den Reiz der Neuheit."
„Haben Sie denn nie Ihre Neffen und Nichten ausgeführt?", fragte sie neugierig.
„Nie!"
„Nicht einmal, als sie noch Kinder waren? Wie seltsam!"
„Ich versichere Ihnen, es wäre noch viel seltsamer, wenn ich es getan hätte."
„Nicht für mich."
„Das sollte es aber. Ich habe Sie gewarnt, Frederica, ich bin weder gefällig noch gutmütig."
„Also, ich muss ja gestehen, Sie sind Ihren Schwestern gegenüber überhaupt nicht gutmütig", bekannte sie offen. „Ich mache Ihnen keinen Vorwurf daraus - zumindest keinen großen. Es scheint die Damen nämlich entschieden zu entzücken, wenn sie Sie in Wut bringen können. Ich staune nur, dass die beiden nicht wissen, wie verhängnisvoll es ist, auf Brüder loszuhacken. Und was immer Sie sagen mögen, Sie sind kein selbstsüchtiges Ungeheuer, denn dann wären Sie nicht so nett zu Jessamy und Felix."
„Doch, wenn sie mich langweilten", warf er ein.
„Es hat Sie doch bestimmt gelangweilt, die Gießerei zu besichtigen", antwortete sie.
„Ja, deshalb wird ja auch Charles den kleinen Felix in das Neue Münzamt führen", erklärte er kühl.
„Aber warum haben Sie ihn heute nicht zu unserer Begleitung mitgeschickt?", fragte sie in einem unschuldigen Ton, der im Gegensatz zu der Spitzbüberei in ihren Augen stand. „Sie können doch nicht angenommen haben, dass ein solcher Ausflug Sie nicht genauso langweilt wie das Münzamt!"
Er schaute auf sie herunter, lächelnd zwar, doch mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen. Sie war darüber verblüfft, aber nach einem Augenblick sagte sie spöttisch: „Fragen Sie sich jetzt gerade, ob Sie mir wohl vorschwindeln können, dass Sie Ihr Gespann Mr. Trevor nicht anvertrauen würden?"
„Nein", antwortete er langsam, „obwohl das stimmen könnte! Ich dachte nur, wie gut Ihnen dieses Hütchen steht."
Es war wirklich ein reizendes Gebilde, mit einer weichen rosa Feder, die sich über den Schutenrand aus gefalteter Seide kräuselte. Aber sie brach in glucksendes Gelächter aus und
rief: „O Vetter, was sind Sie doch für ein durchtriebener Kerl! Warum sind Sie so entschlossen, mich zu veranlassen, Sie als selbstsüchtig und völlig abscheulich zu beurteilen? Haben Sie Angst, ich könnte Ihre Gutmütigkeit ausnützen? Das täte ich bestimmt nicht!"
„Nein, davor habe ich keine Angst."
„Sicher, denn Sie könnten mich ja jederzeit mit einer Ihrer eisigen Abfuhren umschmeißen, nicht?", stimmte sie ihm zu und zwinkerte lustig.
„Das ist unwahrscheinlich - Sie stünden sofort wieder auf den Beinen!", erwiderte er und führte sie zu einer bequem gelegenen Bank. „Wir setzen uns jetzt hierher, um auf die Kinder zu warten - falls es Ihnen nicht zu kühl ist?"
Sie schüttelte den Kopf, als sie sich auf der Bank zurechtsetzte. „Als ob es Ihnen etwas ausmachte, wenn es mir zu kühl wäre!"
„Das ist ungerecht, Frederica! Ungerecht wie Ihre Bemerkung vorhin. Wann habe ich denn je versucht, Ihnen eine Abfuhr zu erteilen, bitte sehr?"
„Oh, als wir einander zum ersten Mal trafen. Sie waren grässlich
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