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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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selbst wenn dieser Hund der Königin gehöre -, womit er jedoch nichts Unehrerbietiges gegen sie gesagt haben wollte.
    Dazu rief die scharfgesichtige Dame
    mit blitzenden Augen: Wenn die Parkwächter nicht wüssten, was ihre Pflicht sei, sie wüsste es und wolle die Angelegenheit dem Aufseher zur Kenntnis bringen. So blieb anscheinend nichts übrig, als der jungen Dame zu folgen. Die scharf-gesichtige Dame verkündete, auch sie wolle mitkommen und würde, falls - was sie jedoch bezweifelte
    - tatsächlich ein Marquis erschiene, ihm gehörig die Meinung sagen.
    Die Tür des Alverstoke-Palais wurde von einem Lakaien geöffnet. Es war ein gut geschulter junger Mann, aber seine Augen schienen, als sie die Einlass begehrende Menschenmenge erblickten, aus dem Kopf zu fallen. Frederica, die die Lage kühn beherrschte, sagte mit einem freundlichen Lächeln: „Guten Morgen! Bestimmt ist Seine Lordschaft noch nicht ausgegangen?"
    Der Lakai, dem die Augen noch stärker hervorquollen, antwortete verwirrt: „Nein, Miss. Das heißt ..."
    „Gott sei Dank!", unterbrach ihn Frederica. „Kein Wunder, dass Er erstaunt ist, mich so ... so schwer eskortiert zu sehen. Ich bin selbst überrascht. Sei Er so gut und sage Er Seiner Gnaden, dass seine Base, Miss Merriville, hier ist und ihn zu sprechen wünscht."
    Dann betrat sie das Haus und lud mit einer Geste über die Schulter ihre Gefährten ein, zu folgen. Ihre Sicherheit war so groß, dass der Lakai instinktiv beiseitetrat. Er setzte der Invasion des Hauses seines Herrn durch diese Schar fragwürdiger Gestalten keinerlei Widerstand entgegen, außer der gestammelten Auskunft, dass sich Seine Lordschaft noch immer im Ankleidezimmer befinde.
    „Dann sage Er ihm bitte, dass die Sache einigermaßen dringlich ist", befahl Frederica.
    „Möchten Sie ... möchten Sie vielleicht mit dem Sekretär Seiner Lordschaft sprechen, Miss?", fragte der Lakai schwach.
    „Mr. Trevor?", erwiderte Frederica. „Nein, danke. Uberbringe Er nur meine Botschaft Seiner Lordschaft persönlich!"
    Der Lakai hatte noch nie von Miss Merriville, der Base Seiner Lordschaft, gehört, dass sie aber den Namen Mr. Tre-vors erwähnte, erleichterte sein Gemüt. Sie musste wohl die Base Seiner Lordschaft sein; was sie freilich in einer so seltsamen Gesellschaft trieb, warum sie zwei Parkwächter und einen offenkundigen Bauernlümmel in das Alverstoke-Palais mitbrachte, das konnte er sich keineswegs vorstellen. Zwar wusste er nicht, was er mit den schlecht zusammenpassenden Besuchern anfangen sollte, dass es aber seine Pflicht war, Miss Merriville und ihre weibliche Begleiterin in den Salon zu führen, war ihm klar. Weder Seine Lordschaft noch der erhabene und weit schrecklichere Mr. Wicken wären jedoch darüber erfreut, entdeckten sie, dass er auch Miss Merrivilles männliche Begleiter in diese Räumlichkeit geführt hatte.
    Aus diesem sozialen Dilemma wurde er von Mr. Wicken persönlich erlöst, der würdevoll auf dem Schauplatz erschien. Zum ersten Mal in seinem Leben froh, seinen gefürchteten Mentor zu erblicken, informierte er ihn hastig, dass Miss Merriville - Mylords Base - Mylord zu sehen wünsche.
    James, der Lakai, mochte ja noch nicht von Miss Merriville gehört haben, Mr.
    Wicken hingegen war nicht so unwissend. Er, wie auch der Kammerdiener Seiner Gnaden, der Hausverwalter, die Haushälterin und der Stallmeister wussten alles über die Merrivilles. Das, was sie als Seiner Lordschaft neuesten Tick bezeichneten, war tagelang das Hauptthema der Erörterungen in den Dienstbotenräumen gewesen. Außerdem konnte Mr. Wicken nichts aus seinem würdevollen Gleichgewicht bringen. Er verbeugte sich vor Miss Merriville, überblickte ungerührt ihr Gefolge und ging durch die Halle, um die Tür zur Bibliothek zu öffnen. „Seine Lordschaft wird informiert werden, Ma'am. Wenn Sie bitte im Bücherzimmer Platz nehmen? Und Sie, Ma'am, natürlich auch", fügte er gnädig hinzu und gönnte der scharfgesichti-gen Dame, die er als Erzieherin oder vielleicht bezahlte Gesellschafterin einschätzte, eine entsprechend leichte Verbeugung.
    „Ja, und diese Männer sollten lieber auch hereinkommen", sagte Frederica.
    „Gewiss, Ma'am, falls Sie es wünschen", antwortete Wicken. „Nur dürften sie sich in der Halle durchaus wohlfühlen."
    Mit dieser Ansicht war selbst der Kuhhirte voll einverstanden, doch Frederica wollte nichts davon hören. „Nein - da sie ebenfalls mit Seiner Lordschaft zu sprechen wünschen", erklärte sie. Dann

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