Heiß verführt in einer Wüstennacht (Julia) (German Edition)
Überraschung blaffte sie nicht zurück, schüttelte aber energisch den Kopf. „Nein, er ist schon seit sieben Jahren trocken. Und das wird er auch bleiben.“
„Woher wollen Sie das so genau wissen? Der Verkauf des Hofes, die Umstrukturierung hier, vielleicht wird ihm das alles zu viel. Vermutlich hat sein Alkoholproblem überhaupt erst dazu geführt, dass das Gestüt bankrottging?“
Noch nie hatte Iseult mit jemandem darüber gesprochen. Und so wunderte es sie noch mehr, dass sie sich ausgerechnet mit dem Scheich ganz vernünftig darüber unterhalten konnte. „Nun, alles begann mit der Krankheit meines Großvaters. Wir hatten eine Menge Pech in dieser Zeit, viele Probleme mit der Zucht … und plötzlich … Keine Ahnung. Immer weniger Züchter brachten ihre Stuten zum Decken zu uns. Plötzlich hatten wir nur noch Ausgaben und kaum mehr Einnahmen … und dann ist kurz nach meinem Opa auch noch meine Mutter verstorben.“
Sie konnte nicht weiter sprechen. Und sie wollte auch gar nicht. Der Scheich sah sie immer noch aufmerksam an. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er diese Fakten den Unterlagen noch gar nicht entnommen hatte.
„Und wie ging es danach weiter? Hat ihr Vater jemand Neues eingestellt?“
„Nein.“ Sie lachte verstört. „Wir haben eben alle mit angepackt – ich natürlich mehr, als meine drei jüngeren Geschwister. Allerdings mit wenig Erfolg, wie Sie ja sehen.“
Nadim war bestürzt. Nach außen hin verriet nichts seine Gedanken, doch er kochte innerlich vor Wut auf Iseults Vater. Wie hatte dieser seiner Tochter nur die Jugend rauben können? Und wofür? Sie hatte Schule und Beruf quasi gleichzeitig durchgezogen, und sich außerdem noch um ihre jüngeren Geschwister und ihren alkoholkranken Vater kümmern müssen.
Das Merkwürdige war nur, dass er jetzt, wo er ihre Geschichte kannte, plötzlich ein völlig anderes Bild von Iseult hatte. Noch nie hatte er innerhalb so kurzer Zeit seine Meinung zu einer Person so radikal geändert.
Sie unterhielten sich noch eine Weile über Devil’s Kiss, und Nadim erkannte auch hier Iseults Begabung und Ehrgeiz.
Schließlich deutete er auf den Stuhl ihm gegenüber vor dem Schreibtisch, und Iseult gehorchte und nahm Platz. Scheich Nadim zog einen Stapel Papiere aus einer ledernen Mappe.
„Es ist alles unterschrieben, Iseult. Jetzt gehört alles mir.“ Für einen Sekundenbruchteil huschte ein Lächeln über sein Gesicht. „Auch du.“
Fassungslos starrte Iseult ihn an. Hatte sie gerade richtig gehört? Der Scheich hatte sie plötzlich bei ihrem Vornamen angeredet, sie geduzt und – was noch viel schlimmer war – auch schon wieder behauptet, sie wäre jetzt quasi sein Eigentum!
„Und …?“, gelang es ihr endlich hervorzustammeln, „Was …?“
„Ich habe einen neuen Manager eingestellt“, fuhr er fort, ohne ihr in die Augen zu sehen.
„Wie bitte? Sie hatten doch meinem Vater die Stelle versprochen? Was für eine Frechheit!“, erboste sich Iseult. „Wenn Sie glauben, dass Sie damit durchkommen …“
„Iseult!“, unterbrach er sie wütend. „Halt den Mund.“
Ihr Herz schlug bis zum Hals, erstens, weil er sie angeschrien hatte, und zweitens, weil er es gewagt hatte, ihr den Mund zu verbieten. Dennoch war da gleichzeitig wieder diese fast greifbare, erotische Spannung zwischen ihnen, die Iseult kaum mehr ertragen konnte.
„Dein Vater bleibt ja auch weiterhin Manager“, fuhr er endlich fort, nachdem er sich wieder in seinem Sessel zurückgelehnt hatte. „Ganz wie ich es versprochen hatte. Doch ich sehe ihn eher als eine Art Berater, der dem neuen Manager zur Hand geht. Dir müsste klar sein, dass diese Aufgabe den Fähigkeiten deines Vaters viel eher entspricht.“ Er sah kurz auf, wartete aber keine Antwort ab. „Der Neue wird morgen früh anfangen. Deine Aufgabe wird es sein, ihm alles zu zeigen und ihm all seine Fragen zu beantworten. Sieh zu, dass du bis mittags damit fertig bist, denn am Nachmittag wirst du Devil’s Kiss nach Merkazad begleiten.
3. KAPITEL
Mit fragendem Blick sah Iseult ihn an. „Merkazad? Wo ist Merkazad? Ich gehe nirgendwo hin, ich werde hier gebraucht.“
Scheich Nadim verzog keine Miene. „Merkazad ist das Land, aus dem ich komme. Es ist ein unabhängiges, kleines Scheichtum im Süden von Al-Omar. Und doch, du wirst dorthin fliegen.“
Für einen Moment schien Iseults Herz stehen zu bleiben. Sie sollte weggehen? Das Gestüt verlassen? Aber für wie lange? „Aber warum? Sie brauchen mich
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