Heiß verführt in einer Wüstennacht (Julia) (German Edition)
arbeiten.“
Er sagte das mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass Iseult eine Gänsehaut bekam. „Ich muss also nach Merkazad fliegen, oder ich werde für immer vom Hof verwiesen, richtig?“
Nadims Gesichtszüge blieben hart. Doch er durfte seiner Lust, sie seinem Willen untertan zu machen nicht weiter nachgeben. „Ich denke, du hast sehr wohl die Wahl. Du hast jede Menge Erfahrungen als Pferde-Trainerin sammeln können. Du musst nicht für mich arbeiten. Die Welt steht dir offen“, schlug er nun sanftere Töne an. „So aber kannst du weiter in Devil’s Kiss’ Nähe bleiben. Und du weißt, dass es auch keine schlechte Referenz ist, für mich gearbeitet zu haben. Überleg es dir.“
Iseult dachte nach. Es hätte tatsächlich weit schlimmer kommen können. Die Bank oder der neue Eigentümer des Gestütes hätte sie und ihren Vater hochkant hinauswerfen können. Dann würden sie jetzt ohne Haus, Hof und Pferde dastehen und dazu noch arbeitslos sein.
Kämpferisch sah sie ihm direkt in die Augen. Eine Sache ließ ihr keine Ruhe: „Warum machen Sie das überhaupt? Sie hätten uns doch auch alle entlassen können.“
Scheich Nadims Augen funkelten verärgert. Es schien nicht viele Menschen zu geben, die seine Entscheidungen hinterfragten, kam es Iseult plötzlich in den Sinn. Sein Kiefer wirkte angespannt, als er entgegnete: „Weil ich weiß, was es bedeutet, alles zu verlieren. Dies hier ist ein relativ kleines Gestüt, eine eingeschworene Gemeinschaft, wenn man so will. Ihr kennt einander, kommt gut miteinander aus, jeder weiß, was er zu tun hat. Und die Nachbarn, die Leute im Dorf, die respektieren und kennen euch. Das kann für mich natürlich nur von Vorteil sein. Würde ich komplett neue Mitarbeiter einstellen, müsste das alles erst noch wachsen. Summa summarum kommt es mich günstiger, euch alle zu behalten und zu bezahlen, als einen Neuanfang zu machen.“ Dann fügte er ungeduldig hinzu. „Also, Iseult, du musst dich jetzt entscheiden. Ich bin bereit, dich zu behalten, aber wenn du nicht willst, kannst du auch gerne gehen.“
Sie überlegte. „Wie lange soll ich denn in Merkazad bleiben?“
„So lange, wie ich es für richtig halte“, entgegnete er entnervt.
So lange, wie ich es für richtig halte. Wie arrogant, wie lächerlich autokratisch das klang! So völlig unpassend. Und dennoch fehlte Iseult in diesem Moment die Kraft, ihm zu widersprechen. „In Ordnung, ich werde also morgen mit Ihnen und Devil’s Kiss zusammen nach Al-Omar reisen.“
Scheich Nadim lächelte triumphierend, doch es lag eine gewisse Verachtung in seiner Stimme: „Du wirst nicht zusammen mit mir reisen. Du wirst mit dem Pferd nachkommen. Und ich erwarte, dass Devil’s Kiss in gutem Zustand in Merkazad ankommt.“
Dann warf er einen schnellen Blick auf seine Armbanduhr. „Und jetzt entschuldige mich bitte, Iseult. Ich habe alles für Devil’s Kiss’ Reise vorbereitet. Ihr werdet morgen Nachmittag fliegen, und einer meiner Tierärzte wird euch begleiten. Ich gehe davon aus, dass du alles hast, was du für die Reise brauchen wirst?“
Zu gerne hätte Iseult geantwortet, dass sie leider keinen Pass besitze – was aber leider nicht stimmte, obwohl sie in ihrem Leben nie weiter als bis nach England gekommen war. Sie nickte nur. „Ja, alles klar.“
Als seine Privatmaschine am nächsten Morgen vom Dubliner Flughafen abhob, schaute Nadim nachdenklich aus dem Fenster. Doch der Blick auf das endlose Grün der Felder und Wiesen und die Stadt unter ihm konnten nicht das Bild auslöschen, das er pausenlos vor sich sah. Iseult. Ihr Gesicht, ihr Haar, ihr Körper. Es war wie verhext. Was war nur los mit ihm?
Iseult O’Sullivan. Eine freche Göre vom Lande, mehr nicht. Doch er konnte nicht vergessen, wie sehr sein Blut in Wallung geraten war, als sie im Stall gegen ihn gestoßen war. Er hatte förmlich spüren können, wie auch sie erbebte. Und am liebsten hätte er ihre Taille umfasst und sie fest an seine Hüften gezogen, sie dort gehalten und dem drängenden Gefühl in seinen Lenden nachgegeben.
Nadims Körper spannte sich an. Er war so wütend – auf sich selbst. Nicht zuletzt auch, weil er ihr Dinge verraten hatte, die nicht einmal seine engsten Vertrauten über ihn wussten. Natürlich war bekannt, dass er als Jugendlicher seine Eltern verloren hatte. Doch wie er damit umgegangen war und dass er sich für seinen kleinen Bruder verantwortlich gefühlt hatte … diese Gefühlsdinge , darüber hatte er noch
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