Heiß wie die Naechte Siziliens
strengen aristokratischen Züge auf eine Art und Weise, die sie, wenn auch widerstrebend, nur als herzerwärmend und unglaublich sexy bezeichnen konnte. Wenn sie nicht genau wüsste, was für ein Mensch Dario Parisi in Wirklichkeit war, hätte sie sich in dieser Sekunde in ihn verliebt!
Himmel! Dieser Mann war ja noch viel gefährlicher, als sie bisher gedacht hatte!
Die verunsicherte Angestellte schien ihre Meinung nicht zu teilen. Die strenge Miene der Frau schmolz unter seinem warmen, jungenhaften Blick wie Schnee in der Mittagssonne, während sie verzückt Darios aalglatter Entschuldigungsarie lauschte, die er mehrfach mit nichtssagenden, aber wohllautenden italienischen Phrasen spickte.
Erst als Alissa die verdächtig klingende Vokabel fidanzata aufschnappte, wurde ihr klar, dass sie selbst, als seine angebliche Verlobte , inzwischen Gegenstand seines seichten Monologs war. Ihren Versuch zu intervenieren, als er auch noch von einem winzigen Disput unter Liebenden zu reden begann, verhinderte Dario ganz einfach dadurch, dass er seine angebliche Braut fest an sich zog und damit ihren Protest wirkungsvoll erstickte.
Woraufhin die Standesamtsangestellte ihm eilfertig versicherte, er könne ihr Büro gern den ganzen Tag nutzen, da sie ohnehin anderweitig zu tun habe.
„Nein, nein“, wehrte er charmant ab. „Wir haben Sie wirklich lange genug von Ihrer Arbeit abgehalten. Komm, cara “, forderte er Alissa mit zärtlichem Lächeln auf, während er ihre Hand nahm und sie einfach mit sich zog. Steifbeinig und völlig benommen folgte sie ihm wie eine willenlose Marionette zuerst aus dem Zimmer und dann aus dem Gebäude.
Die feuchte Kühle des Regens auf ihrer Haut brachte Alissa langsam wieder zur Besinnung.
„Ich bin hier, fidanzata mia “, ertönte eine verführerisch sanfte, dunkle Stimme dicht neben ihr.
Sie zuckte zurück wie von der Tarantel gestochen. „Ich bin nicht Ihre Verlobte!“, zischte sie den Mann an ihrer Seite an. „Sie können jetzt mit der albernen Scharade aufhören, wir haben kein Publikum mehr!“
Völlig ungerührt von ihrem Ärger ging Dario einfach weiter und hielt ihr jetzt demonstrativ die Tür zu einer schwarzen Luxuslimousine, komplett mit Chauffeur und dunkel getönten Scheiben, auf. Natürlich stand die Luxuskarosse unbehelligt im absoluten Halteverbot, und der uniformierte Chauffeur sah eher nach einem Bodyguard als nach einem Fahrer aus.
„Ich werde auf keinen Fall in Ihren Wagen einsteigen“, erklärte Alissa kategorisch.
„Wir haben einige wichtige Dinge zu klären. Und das weißt du ebenso gut wie ich.“
Unglücklicherweise hatte er damit sogar recht. Nichts hätte sie jetzt lieber getan, als sich einfach umzudrehen und für immer und ewig aus Dario Parisis beunruhigender Gegenwart zu verschwinden. Aber sie musste an Donna denken. Also blieb ihr keine Wahl.
„Okay …“, murmelte sie widerstrebend, während sich ihre Gedanken überschlugen. „Zwei Blocks weiter gibt es ein nettes Café. Dort sollten wir einen ruhigen Tisch bekommen.“
Dario betrachtete sie schweigend und eindringlich, als gehöre sie zu einer fremden, ihm unbekannten Spezies. Vielleicht war es ja tatsächlich so. Unwillkürlich schob Alissa ihr Kinn noch ein Stückchen weiter vor. Jede Wette, dass er es sonst eher mit der Kategorie Frauen zu tun hatte, die versuchten, sich im Wetteifer um seine Gunst gegenseitig auszustechen.
Für eine Sekunde dachte sie an sein sexy Lächeln und schwor sich insgeheim, niemals zu der langen Schlange seiner Eroberungen zu gehören.
„Daccordo“ , entschied er schließlich knapp. „Lass uns gehen, du zeigst mir den Weg.“ Bevor er ihr folgte, machte er eine entsprechende Geste und wechselte noch rasch ein paar Worte mit seinem Chauffeur.
Während sie stumm nebeneinander herliefen, ging Alissa immer wieder seine unfassbare Eröffnung durch den Sinn. Sie werden nämlich mich heiraten …
Ach ja, inzwischen hieß es bereits du! Das verstand sie neben den zahlreichen Briefen in den letzten Monaten als weiteren kleinen Hinweis, dass es ihm tatsächlich ernst damit war, ihre bisher eher flüchtige Bekanntschaft auf einer … sehr viel intimeren Basis zu etablieren!
Dario Parisis Braut! Wenn der Gedanke nicht so abstrus und beängstigend wäre, hätte Alissa laut gelacht. Aber ein kurzer Blick auf sein entschlossenes Profil belehrte sie eines Besseren.
Hatte sie letztes Jahr im Haus ihres Großvaters für ihren entschlossenen Widerstand nicht schon genug
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