Heiß wie die Naechte Siziliens
von Rücksichtslosigkeit, gepaart mit geradezu sagenhaftem Erfolg. Geschäftlich besaß Dario Parisi längst keine ernst zu nehmenden Rivalen mehr, weil er es niemandem gestattete, sich ihm in den Weg zu stellen.
Und in der Liebe …
Auch dort eilte ihm der Ruf voraus, ebenso rücksichtslos und fordernd zu sein, wenn es darum ging, eine spektakuläre Schönheit in den Olymp zu erheben oder sich ihrer zu gegebener Zeit zu entledigen.
„Es freut mich zu sehen, dass Sie sich offensichtlich an meinen Namen erinnern“, sagte er gedehnt, doch sein Sarkasmus prallte an Alissa ab. Zumindest hoffte sie, dass es den Eindruck machte. „Ich dachte schon, Sie hätten mich ganz aus dem Gedächtnis gestrichen.“
Wie sollte sie das, wenn ihr sein Name doch förmlich ins Bewusstsein eingebrannt war? Ihr Großvater war entschlossen gewesen, sie mit Dario Parisi zu verheiraten. Dabei hatte er ihr abwechselnd die Vorzüge ihres zukünftigen Gatten angepriesen oder seiner Enkelin drakonische Strafen angedroht, sollte sie es wagen, sich seinem Willen zu widersetzen. Mit besonders viel gern Vergnügen hatte er ihr Artikel aus der italienischen Presse vorgelesen, die von Parisis phänomenalem Erfolg oder seinen skrupellosen Taktiken berichteten.
Wieder überlief sie ein kalter Schauer. Alissa presste die Kiefer zusammen und versuchte, das haltlose Zittern ihrer Glieder zu beherrschen.
Egal, welche Macht Mario Parisi auf seinem Terrain ausübte, im Grunde genommen war er auch nur ein Mann wie jeder andere. Nur reicher, skrupelloser und entschlossener, aber über sie hatte er keine Gewalt. Das musste sie sich nur immer wieder in Erinnerung rufen.
„Sie hätten sich mir auch gleich vorstellen können, oder haben Sie etwa eine Schwäche für Melodramen?“, fragte sie scheinbar gelassen. „Erwarten Sie womöglich von mir, dass ich in Ihrer überwältigenden Gegenwart in Ohnmacht falle?“
Egal, wie heftig ihr Herz im Hals schlug und wie nah sie mit ihren Worten der Wahrheit kam, sie hatte gelernt, dass es nur einen Weg gab, dieser Sorte Mann zu begegnen. Indem man auf Augenhöhe blieb und keinen Meter zurückwich, egal, was es einen kostete.
„Wie hätte ich denn ahnen sollen, dass du den Namen deines zukünftigen Ehemanns vergessen könntest, Alissa“, forderte er sie absichtlich heraus. „Du weißt sehr gut, dass unsere Hochzeit eine beschlossene Sache zwischen mir und deinem Großvater war.“
„Aber nicht für mich!“, fuhr sie ihn gereizt an, ohne zu registrieren, dass er wie selbstverständlich zum familiären du übergegangen war. „Und als potenzielle Braut habe ich in dieser Sache doch wohl auch ein Wörtchen mitzureden!“
„Nicht unbedingt!“
Nicht unbedingt? Fassungslos starrte Alissa ihn an.
Er besaß die gleichen Eigenschaften, mit denen ihr Großvater sie fast in den Wahnsinn getrieben hatte: Er war dominant, manipulativ und chauvinistisch! Dabei war Dario Parisi erst Anfang dreißig! Was war dieses Sizilien nur für ein Land, dass es Männer hervorbrachte, die nur aus einem übersteigerten Ego und einer Überdosis Testosteron bestanden?
„In diesem Land hat eine Frau das gleiche Recht wie ein Mann zu entscheiden, wen sie heiratet und wen nicht“, erklärte sie barsch. „Und ich werde Sie auf keinen Fall heiraten, Mr. Parisi!“
Seine dunklen Augen schienen schwarze Blitze auf sie abzufeuern. „Glaubst du etwa, ich wäre scharf darauf, dich zur Frau zu nehmen?“, erwiderte er kalt. „Glaubst du allen Ernstes, ich würde es womöglich als Ehre empfinden, eine Mangano zu ehelichen? Eine Braut mit derart verdorbenem Blut? Eine verachtenswerte, skrupellose Intrigantin, die …“ Nur mit Mühe gelang es ihm, seinen auflodernden Hass zu bezwingen, um ihr nicht noch mehr Einblick in sein Innerstes zu geben. „Du weißt verdammt genau, warum ich auf dieses perfide Spiel eingehe. Also hör endlich auf, den Unschuldsengel zu spielen. Auf jeden Fall hat meine Entscheidung nichts mit Liebe oder Begehren zu tun, wie dir langsam klar sein sollte.“
Vor Empörung blieb Alissa förmlich der Atem weg. Was bildete sich dieser widerliche Macho eigentlich ein?
„Nein …“, keuchte sie heiser. „Mir ist sehr wohl bewusst, dass es Ihnen nur um den sizilianischen Besitz geht, den ich quasi als Mitgift in die Ehe einbringe. Ein marodes Castello inmitten verwahrloster Weinberge.“
Ihr war absolut unverständlich, wie man ein derartiges Theater um einen Haufen alter Steine machen konnte. Dafür sogar eine Frau
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