Heiße Höschen - Kaltes Blut
Information: Ein Stinger besteht aus gleichen Teilen Brandy und weißer
Crème de menthe , auf zerstoßenem Eis serviert«,
klärte ich sie auf.
Langsam hob sie den Kopf, und
das nachte Entsetzen stand ihr in den kobaltblaugen Augen. »Und ich habe sie getrunken wie Limonade — nur noch schneller !«
»Dann versuch mal das hier .« Ich stellte eine Bloody Mary
vor sie hin.
»Schaut wie frisches Blut aus .« Sie schüttelte sich.
»Probier’s nur mal .«
Sie nahm einen ängstlichen
Schluck, schien darauf zu warten, daß es sie in Krämpfen zu Boden werfen würde,
und als das ausblieb, trank sie herzhafter.
»Es läßt sich ertragen«, gab
sie fünf Minuten später zu. »Ich glaube, ich nehme noch einen .«
»Drei sind das äußerste«,
bestimmte ich. »Danach könntest du sogar wieder Hunger verspüren .«
»Essen gehört meiner
Vergangenheit an«, stellte sie nachdrücklich fest. »Ich lasse mich ab sofort
nur noch intravenös ernähren .« Fest preßte sie die
Augen zu und stöhnte auf. »Gerade ist’s mir wieder eingefallen. Es besteht wohl
kaum die Hoffnung, daß Dr. Layton gestern abend rechtzeitig aus dem Lokal verschwunden ist ?«
»Nicht die Bohne«, ernüchterte
ich sie. »Er hat dich hierher zurückgebracht .«
»Wenn ich mich nur wenigstens
daran erinnern könnte, ob ich unter dem Kleid gestern wenigstens irgend etwas
anhatte .« Ein schwacher Hoffnungsschimmer glomm in
ihren Augen auf. »Aber ich weiß noch, daß du mich zu Bett gebracht hast. Hast
du mir vielleicht zufällig unter den Rock geschaut ?«
Ich schüttelte den Kopf. »Worin
bist du denn heute morgen aufgewacht ?«
»Ach, hättest du bloß nicht
gefragt! In einem Rollkragenpullover, einer halben Strumpfhose auf dem linken
Bein, und den rechten Fuß in einem Kleid verheddert, für das ich in Paris
zweihundert Dollar bezahlt habe .« Sie brütete über ihrem
Glas. »Ist dir ebenfalls aufgefallen, daß es mitten in der Nacht plötzlich so
kalt wurde ?«
Ich nickte feierlich. »Wie ich
hörte, ist die Quecksilbersäule auf mindestens fünfundzwanzig Grad Celsius
gefallen .«
Sie schauerte zusammen. »Kein
Wunder, daß ich so gefroren habe! Und was ist aus Dr. Layton geworden, nachdem
du mich ins Bett gebracht hattest ?«
»Er blieb noch auf ein
Stündchen und ein paar Drinks .«
»Das lügst du, Boyd! Ich wette,
du warst so beleidigend, daß er auf der Stelle kehrtmachte .«
»Ich schwöre«, sagte ich. »Als
er sich schließlich verabschiedete, standen wir per du miteinander .«
Ihre Augen suchten in meinem
Gesicht nach verräterischen Anzeichen für eine Lüge. »Worüber habt ihr denn
gesprochen ?«
»Über dies und das .« Ich hob die Schultern. »Du kennst es ja, Nachtgeschwätz
über einem Gläschen...«
»Nein, das kenne ich nicht .« Ihre Stimme klang plötzlich geistesabwesend. »Zumindest
nicht bei meinem eigenen Psychotherapeuten!«
»Vielleicht solltest du’s
gelegentlich mal nachholen ?«
»Das hört sich an wie meiner
besten Freundin Sonia in den Mund gelegt .«
»Ich habe Hunger«, lenkte ich
ab. »Und zwar auf ein Steak. Willst du was abhaben ?«
»Nein«, sagte sie übellaunig.
Dann: »Mann! Du hast ein tolles Leben, nicht wahr, Boyd? Gratisausflug nach Australien,
ein Monatshonorar von fünftausend Dollar in bar, und alles bloß fürs
Herumsitzen und Nichtstun.« Die Röte stieg ihr ins Gesicht. »Und nicht zu
vergessen die kleinen Sondervergütungen. Ab und zu steigst du mit deiner
Klientin ins Heu, und wenn sie zufällig nicht greifbar ist, dann eben mit ihrer
besten Freundin, die nur zwei Ecken weiter wohnt, weshalb es dich nicht mal
Taxispesen kostet. Und zur seelischen Wiederauffrischung kannst du dich
jederzeit gratis und franko des Hauspsychiaters bedienen. Das heißt, wenn ihr
euch beim Plauderstündchen über eure gemeinsame Freundin nicht gerade halb tot
lacht !«
»Wie magst du dein Steak ?« erkundigte ich mich leise. »Blutig, halb durch oder ganz
durch — oder vielleicht direkt aufs Auge geklatscht ?«
Sie vergrub den Kopf in den
Armen, während ihre Schultern krampfhaft zu beben begannen. »Entschuldige,
Danny, entschuldige bitte! Oh, du weißt ja nicht, wie leid es mir tut...«
»Denk nicht mehr dran«,
beruhigte ich sie. »Das Steak wird in zehn Minuten serviert .«
»Ich möchte am liebsten nicht
mehr leben«, flüsterte sie. »Sterben kann doch unmöglich schlimmer sein als zu
leben, nicht ?«
»Der Jammer ist nur«,
informierte ich sie, »die Sache ist so schlecht koordiniert.
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