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Heiße Höschen - Kaltes Blut

Heiße Höschen - Kaltes Blut

Titel: Heiße Höschen - Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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erzielt man in manchen Fällen in
verhältnismäßig kurzer Zeit spektakuläre Heilungserfolge. Mein Fach ist ein
Mischlingskind aus Kunst und Wissenschaft, Danny. Oft denke ich, wir sollten es
lieber Schwarze Magie nennen. Oder vielleicht Graue Magie?«
    »Vielleicht sollte ich das
nicht fragen, Paul, aber glauben Sie, daß Marcia von ihrer Mutter her erblich
mit einer Geisteskrankheit belastet ist ?«
    »Die Statistik würde das
bejahen. Aber in Ihrem besonderen Fall, Danny — Sie heiraten ja nicht eine
statistische Zahl, sondern einen Menschen. Bei Marcia besteht eine größere
Wahrscheinlichkeit als bei Ihnen, daß sie an Geistesgestörtheit leidet — vorausgesetzt,
Sie haben keinen einschlägigen Fall in Ihrer Familie. Aber das ist auch schon
alles, was man behaupten kann. Es wird immer Menschen geben, die für eine
bestimmte Krankheit anfälliger sind als andere .«
    »Sie hat mir erzählt, was in
der Nacht von Kevins Tod geschah«, beharrte ich. »Und von ihrem vorübergehenden
Gedächtnisverlust. Das scheint sie fürchterlich zu ängstigen. Sie kommt einfach
nicht darüber hinweg .«
    »Würde es nicht auch Ihnen
Angst einjagen? Wenn Sie sich auch nicht an das kleinste Detail erinnern
könnten — während einer Zeitspanne, in der jemand eines gewaltsamen Todes starb ?«
    »Bestimmt würde es das«, gab
ich zu. »Aber es muß doch noch irgendwo in einer Ecke ihres Bewußtseins sitzen. Die Wahrheit über die Ereignisse jener Nacht, meine ich .«
    »Natürlich, so ist es .« Er trank hastig. »Wenn wir es jemals ans Licht bringen
könnten... Glauben Sie, Danny, daß Marcia dies zu wünschen wäre ?«
    »Sie meinen...«
    »Nein!« Er bellte mir das Wort
fast ins Gesicht. »Nein, nicht so, wie Sie glauben. Ich habe nicht die
geringste Ahnung, ob Marcia mit dem Tod des jungen Mannes etwas zu tun hat oder
nicht. Aber das Ereignis, was es auch gewesen sein mag, rief bei ihr eine so
starke Reaktion hervor, daß sich ihr Geist weigerte, sich damit zu
beschäftigen. Er verdrängte es so nachhaltig, daß sie sich nicht mehr daran
erinnern kann — einfach aus Gründen der Selbsterhaltung .« Er seufzte leise. »Ich würde ja gern glauben, daß ich schlauer bin als meine
Patienten, aber manchmal zweifle ich daran .«
    »Könnte weiteres Analysieren
Marcia helfen ?«
    »Auch darauf weiß ich keine
verbindliche Antwort .« Wieder fuhr er sich durchs
Haar. »Vor etwa drei Monaten war ich überzeugt, daß wir beachtliche
Fortschritte erzielten und daß es zu einem völligen Durchbruch käme. Und jetzt
glaube ich, es war ein schwerer Fehler von mir, Marcia in meine Überlegungen
einzuweihen. Zwei Tage, nachdem ich ihr meine Hoffnungen erklärt hatte, rief
sie mich an, sie brauche keinerlei Analyse mehr, sondern einen radikalen
Ortswechsel, und sie würde noch am selben Tag nach Europa abfliegen. Der Geist
will seine Geheimnisse niemals mit einem anderen teilen, Danny; während man
daran arbeitet, die eine Barriere abzubauen, errichtet er unterdessen
vielleicht zehn andere.«
    »Vielen Dank für die Auskunft,
Paul«, sagte ich ernsthaft.
    »Offensichtlich hielt sie diese
Psychose während ihres ganzen Auslandsaufenthalts fest unter Kontrolle. Wenn
ich nur herausfinden würde, wie !« Mit unvermuteter
Heftigkeit ließ er die Faust auf die Bartheke niederknallen. »Das müßte der entscheidende Hinweis sein, nach dem wir die
ganze Zeit gesucht haben .«
    »Allem Anschein nach haben Sie heute abend nicht nur zufällig mal vorbeigeschaut«, sagte
ich. »Was ist geschehen ?«
    »Sie rief mich gleich morgens
nach Ihrer Ankunft aus Hawaii an; als Sie noch schliefen. Und sie redete eine
Stunde lang ununterbrochen .« Er lächelte. »Ich weiß im
Augenblick wahrscheinlich mehr über Sie als Ihr bester Freund. Marcia war
nervös, voller Vorahnungen; sie war mit dem Mann nach Australien zurückgekehrt,
den sie heiraten wollte, aber vor ihm hatte es zwei andere gegeben, und sie konnte
nicht vergessen, was ihnen zugestoßen war. Obendrein kam sie in das Penthouse
zurück, wo ihr zweiter Verlobter gestorben war .«
    »Vielleicht wäre es besser für
sie, Australien ganz zu verlassen und irgendwo anders zu leben ?« schlug ich vor.
    »Aber das kann sie doch nicht .« Er zuckte die Schultern. »Sie ist hier bis zu ihrem
fünfundzwanzigsten Geburtstag angekettet, entsprechend dem Testament ihrer
Mutter. Vielleicht kommen wir noch so weit, daß die Anwälte uns Psychiater zu
Rate ziehen. Es wäre tausendmal besser für sie gewesen, wenn ihr

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