Heiße Kuesse im Paradies
alles funktioniert."
"Es gibt vieles, woran sie sich erinnern muss", bemerkte Bob nachdenklich. "Was glaubst du, welche Geschichte wirklich dahinter steckt?"
"Du hast sie ja gehört - Ruhe, Entspannung, Urlaub."
"In Paradise, Maine, statt in Paris, Frankreich? Wohl kaum."
"Mir kommt es entgegen." Hugh öffnete die Fliegentür und trat in den Laden. "Apropos, ich arbeite noch. Hast du die Lunch-Bestellung? Ich fahre heute Nachmittag runter nach Portland, um einen neuen Kunden zu besuchen."
"Alles fertig", erwiderte Bob. "Wirst du später nach Carrie schauen?"
"Kann sein", antwortete Hugh unverbindlich. Nachdem er das Wortgeplänkel zwischen ihm und Carrie mit angehört hatte, erwartete Bob garantiert, auf dem Laufenden gehalten zu werden.
Hugh musste ihn von der richtigen Fährte ablenken. "Ich bin nicht der Einzige, der in der Pond Road wohnt."
"Aber du wohnst am nächsten. Im Übrigen entspricht es nur dem Gebot nachbarschaftlicher Hilfe, nachzuschauen, ob bei ihr alles in Ordnung ist."
"Wenn du so besorgt bist, statte du ihr doch einen Besuch ab."
"Wobei könnte ich ihr schon helfen? Ich könnte ihr höchstens Kuchen bringen, aber ich kann ihre Wasserleitungen nicht reparieren. Außerdem bin ich verheiratet. Ach komm schon, Hugh. Bist du nicht neugierig, warum Carrie nach Paradise zurückkommt?"
"Nein." Lügner, dachte Hugh, zuckte die Schultern und warf einen Fünfdollarschein auf den Tresen. "Wir sehen uns morgen. Wahrscheinlich", fügte er hinzu und ging zur Tür.
Bob kannte ihn viel zu gut. Doch Hugh war nicht auf Ärger aus. Er war ganz zufrieden mit den Dingen, so wie sie waren, und dass Carrie Spencer ein Stück die Straße hinunter wohnte, sollte ihn nicht weiter kümmern.
Als Kinder hatten Carrie und er sich gehasst. Sie war eine Expertin im Anmachen gewesen und hatte genau wusste, wie sie jeden Jungen in der Schule um den Finger wickeln konnte, ohne selbst etwas zu geben. Er hatte jedoch kein Interesse an solchen Spielchen gehabt, und schon gar nicht mit ihr. Doch im Abschlussjahr geschah etwas mit ihnen. Er hatte sich verändert.
Oder sie. Plötzlich genügte ein Blick, und beide spürten die sexuelle Anziehung zwischen ihnen. Von da an war die erotische Spannung zwischen ihnen mit jedem Tag größer geworden, während sie einander vorsichtig umkreisten. Der erste Kuss war wild und stürmisch. Sie verbrachten Stunden zusammen, in denen Hugh zärtlich und überaus gründlich ihren Körper erforschte. Eines blieb ihm jedoch vorenthalten.
Aber Hugh wartete. Er zügelte sein überwältigendes
Verlangen, endlich mit ihr zu schlafen, da er instinktiv ahnte, dass es dadurch zu etwas ganz Besonderem werden würde.
Damals war es ihm so vorgekommen, als hätte er sich sein ganzes Leben lang auf diesen Moment vorbereitet. Und dann, unmittelbar bevor es geschah, entwand sie sich seiner Umarmung und behauptete, sie habe ihn lediglich so benutzt, wie er sie benutzt hatte. Sie hatte schlichtweg behauptet, sie wolle ihn doch nicht. Hugh erinnerte sich daran, als sei es gestern gewesen, während er auf der Route l nach Portland fuhr.
Weder davor noch danach hatte er sich so gefühlt wie damals. Und er wollte sich auch nie mehr so fühlen. Es kostete zu viel Kraft. Es war einfacher, wenn Beziehungen locker und unverbindlich blieben. So hatte er seitdem gelebt, seit er zurückgekehrt war und die Firma übernommen hatte, und er hätte von sich behauptet, dass er ein zufriedener Mann war.
Nur konnte er das Verlangen nach Carrie nicht ignorieren, das nach all den Jahren noch da war.
Im Stillen verfluchte er sie. Er hätte wetten können, dass ihre Erinnerungen ganz anders aussahen als seine und er bestimmt nicht darin vorkam. Plötzlich verspürte er das überwältigende Bedürfnis, die Romanze wieder aufleben zu lassen. Nur würde er diesmal dafür sorgen, dass sie ihn niemals mehr vergaß.
Carrie hatte ganz vergessen, wie Kleinstädte sind. Nach der langen Zeit hatte sie Paradise geradezu verklärt. Das war ein großer Fehler. Hier hatte sich überhaupt nichts verändert. Das machte den Charme des Ortes aus. Bei jedem Besuch in den ersten Jahren in New York war Carrie immer wieder aufs Neue von der Gleichheit beeindruckt gewesen. Als sie heute in die Stadt gekommen war, hatte es sie wieder erstaunt, dass die Main Street noch ganz genau wie früher in ihrer Kindheit aussah. Doch in gewisser Weise ist es auch tröstlich, dachte sie, während sie am Friseur, der Bank, dem Möbelgeschäft, Longford's
Weitere Kostenlose Bücher