Heiße Kuesse im Paradies
Rohre ächzten so laut, dass sie es selbst aus der Entfernung hören konnte. Sie, ahnte, dass Hugh ihr schlechte Nachrichten bringen würde. Kurz nach ihr kam er mit seinem Kaffee auf die Veranda und lehnte sich an das Geländer.
"Ich hab dir ein bisschen Holz mitgebracht."
"Danke." Das war nicht ironisch gemeint. So etwas machten die Nachbarn in Paradise: wenn man mit nichts in die Stadt kam, brachten sie einem Holz oder boten ihre Hilfe an.
"Die Wasserleitungen müssen erneuert werden",, eröffnete er ihr nüchtern.
Sie zuckte die Schultern. "Rick sie mit Spucke und Klebeband."
"Du wirst die Dusche nicht benutzen können."
"Dann bade ich eben im See."
"Dafür ist es noch zu kalt."
"Du weißt wohl alles, wie?"
"Ich weiß, dass die Rohre erneuert werden müssen", konterte er.
"Das kann ich mir nicht leisten."
"Wie lange bleibst du?"
Sie sah auf und begegnete seinem Blick. "Den Sommer über. Ich komme schon zurecht."
"Das bezweifle ich. Irgendetwas anderes wird im Bad kaputtgehen oder in der Küche."
"Mir fehlt das Geld für neue Leitungen."
"Liegt es wirklich nur am fehlenden Geld, oder ist das Haus es dir vielleicht nicht wert, Carrie? Hast du vor, einfach wieder für fünfzehn Jahre zu verschwinden?"
Oh, das Haus war es schon wert. Es war ein solide gebautes altes Haus in einer malerischen Kleinstadt in Maine, und stellte momentan fast ihr ganzes Vermögen dar. Das brauchte Hugh allerdings nicht zu wissen. Sie sah ihn an, und ihr gefiel nicht, wie er sie musterte.
"Ich kann es mir nicht leisten", wiederholte sie, diesmal leise.
"Gut, dann mache ich es nebenbei. An den Nachmittagen, Abenden, Wochenenden. Das wird dich nicht so viel kosten, und es wird den Wert des Hauses um zehntausend Dollar steigern."
"Ich hatte nicht die Absicht, es zu verkaufen."
"Auch gut. Ich kann die Dusche so weit reparieren, dass du sie heute benutzen kannst."
"Ich habe schon geduscht, vielen Dank. Sorg nur dafür, dass es morgen nicht gleich wieder eine Überschwemmung gibt."
"Ich kümmere mich um die Leitungen."
"Fein. Wer bin ich, mit dir zu streiten?" Sie stand auf. "Ich nehme deine Tasse mit." Carrie streckte die Hand aus. Hugh berührte sie mit seinen langen, kräftigen Fingern und ließ den Blick über ihren Körper gleiten. Ein Schauer überlief sie.
Himmel, nach all den Jahren reagierte sie immer noch so heftig auf ihn? Das durfte sie nicht zulassen.
"Ich habe noch Arbeit zu erledigen", sagte sie abrupt, da sie sich des noch immer nassen T-Shirts, ihrer nackten Beine und der magnetischen Anziehungskraft seiner dunklen Augen bewusst war.
"Ich nehme die Fensterläden ab."
Sie wollte seine Hilfe nicht. "Hugh ..." Es hatte keinen Zweck zu protestieren. Noch bevor sie etwas sagen konnte, hatte er eine Leiter ans Haus gestellt. Daher ging sie wieder hinein und begann den nassen Fußboden im Flur und im Wohnzimmer aufzuwischen.
Hugh entfernte die Fensterläden und stapelte das Holz, das er mitgebracht hatte, an einer Seite der Veranda. Nachdem Carrie den Fußboden soweit wie möglich getrocknet hatte, befasste sie sich mit den Küchentresen, während Hugh ihre Koffer, Kartons und Zeichenutensilien aus dem Umzugswagen ins Haus trug. Danach zog sie die Betten ab und saugte die Schlafzimmer, während Hugh ihren Computer auspackte und im Wohnzimmer aufbaute. All diese Arbeiten verrichteten sie in freundschaftlicher Stille, hinter der sich eine fast beängstigende Spannung verbarg.
Carrie bekam geradezu Panik, als sie Hugh in ihrem
Schlafzimmer beobachtete. Plötzlich stand er auf der Türschwelle, als würde er auf sie warten. Sofort entstand eine sinnlich aufgeladene Atmosphäre. Carrie blieb eine lange Minute regungslos, gebannt von seinem glühenden Blick. Es war verrückt. Sie war doch keine siebzehn mehr, und dass manchmal wieder alte Gefühle in ihr aufstiegen, bedeutete nichts. Hughs Ausstrahlung war einfach zu stark, und sie selbst war zu verwundbar. Sie bewegte sich zuerst und wich zurück.
Er folgte ihr, Schritt für Schritt.
Sie betrachtete ihn von oben bis unten und wandte sich demonstrativ der Haustür zu.
"Ich fange morgen mit der Arbeit an", erklärte er.
"Ich dachte, du hättest schon angefangen", erwiderte sie in scharfem Ton.
"Ich fange nie etwas an, was ich nicht zu Ende führen kann.
Eine harte Lektion, die ich in meiner Jugend gelernt habe."
Damit ging er zu seinem Pick-up, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Jetzt war es kein Haus des Schreckens mehr.
Nach ihrem Besuch bei Jeannie war
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