Heisse Liebe in eisiger Nacht
überhaupt eine verdiente.
14. KAPITEL
Genevieve zog den Mantel fester um sich, als sie auf die breite Treppe vor dem Gefängnis von Silver County hinaustrat. Nach neun Tagen Aufenthalt in einer engen Zelle, die nur ein einziges, mit Maschendraht versehenes Fenster hatte, war das Sonnenlicht an diesem Nachmittag ihr willkommener denn je, obwohl es sie blendete.
Sie atmete ein paar Mal tief die kühle Luft ein und genoss die Frische des Tages. Dann schloss sie die Augen und dankte dem Himmel für ihre Freiheit.
Trotz der Versicherungen ihres Anwalts, der ihr gesagt hatte, dass er von Steele Security engagiert worden war, konnte Genevieve es immer noch nicht ganz glauben, dass der Albtraum, der sie mehr als acht Monate ihres Lebens gekostet hatte, endlich vorüber war.
Sie hörte Schritte die Treppe hinaufkommen, und als sie die Augen öffnete, sah sie ein vertrautes männliches Gesicht vor sich.
„Seth!“ Einen ungläubigen Moment konnte sie ihren jüngeren Bruder nur fassungslos anstarren. Dann schlang sie ihm überglücklich die Arme um den Hals. „Oh Gott, du bist draußen! Du bist wirklich frei!“
Lachend und weinend zugleich, klammerte sie sich an ihn und streichelte unaufhörlich seine Arme und Hände, als könnte sie nicht glauben, dass er wirklich hier draußen mit ihr stand. „Ich kann es nicht fassen. Wann? Warum?“
„Heute Morgen“, sagte er und drückte sie fest an sich. „Es war Lauras Bruder, Genevieve. Er hat Jimmy umgebracht.“
Sie erstarrte. „Was?“, sagte sie schockiert. „Martin? Aber warum?“
„Wie sich herausgestellt hat, heißt er gar nicht so. Und er ist auch nicht Lauras Bruder, sondern ihr Liebhaber“, sagte Seth grimmig. „Sie hatten es von Anfang an geplant. Offenbar hatten sie nach jemandem wie Jimmy gesucht, noch bevor sie ihn überhaupt kennenlernten. Und später erzählte er ihr wohl, dass er ihr alles vermachen würde, und so führten sie dann also ihren Plan durch. Es sollte so aussehen, als hätte er einen Einbrecher überrascht, wie ich auch geglaubt habe, aber dann bin ich aufgetaucht und habe Martin weggejagt, bevor er den Tatort entsprechend präparieren konnte.“
„Aber er war doch zu der fraglichen Zeit bei Jimmys Eltern, oder nicht?“
„Laura war bei ihnen. Martin kam etwas später und behauptete, das Haus nicht sofort gefunden zu haben. Und niemand hat daran gedacht, das zu erwähnen, weil man ja sofort mich festgenommen hat.“
„Aber das Testament und die Versicherung …“
„Du kennst Jimmy. Er machte immer alles in letzter Minute, und auch in diesem Fall hat er darüber gesprochen, bevor er es wirklich in die Wege geleitet hatte.“ Er schüttelte den Kopf. „Er fehlt mir so.“
Sie dachte daran, was er durchgemacht hatte, umarmte ihn wieder und drückte ihn an sich. „Ich weiß. Aber ich bin so froh, dass diese Geschichte für uns vorbei ist.“
„Ja, ich auch.“ Seth löste sich sanft von Genevieve, schob sie ein wenig von sich weg und strich ihr das dunkle Haar aus der Stirn.
Eine Weile standen sie nur da und sahen sich glücklich lächelnd an. „Und?“, fragte er schließlich und hob eineAugenbraue. „Willst du mich gar nicht fragen, wer dafür verantwortlich ist, dass wir beide hier stehen können?“
„Ich bin ziemlich sicher, dass ich das schon weiß“, sagte sie und schluckte mühsam. Sie war entschlossen, sich diesen schönen Moment durch nichts zerstören zu lassen. Dass Seth bei ihr war und in Freiheit, bedeutete natürlich, dass sie Taggart viel mehr schuldete, als sie ihm je zurückzahlen könnte. Es war nicht wichtig, dass sie seit ihrer Festnahme weder von ihm gehört, noch ihn gesehen hatte.
Oder es sollte wenigstens nicht wichtig sein. Nein, sie würde nicht zulassen, dass es ihr etwas ausmachte. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass es wahrscheinlich keine Zukunft für sie und Taggart gab und dass ihre gemeinsame Zeit in Montana alles sein konnte, was sie je zusammen haben würden. Genauso wusste sie mit einer Sicherheit, die keine Beweise verlangte, dass er nichts mit der entsetzlichen Festnahme in der Hütte zu tun hatte. Was auch schiefgegangen war, es war nicht seine Schuld gewesen.
„Ich mag ihn“, sagte Seth.
„Du hast ihn kennengelernt?“
„Klar. Wir haben ein paar Mal miteinander geredet, während ich noch im Gefängnis war. Und vorhin kam er vorbei, kurz nachdem ich entlassen worden bin.“
„Er ist ein guter Mensch“, sagte sie so gelassen, wie sie konnte.
„Ja, sicher. Nur …
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