Heisse Liebe in eisiger Nacht
musste. Die letzten Meter legte er in Rekordgeschwindigkeit zurück. Der Motor heulte auf, als Taggart den kleinen Hügel hinaufraste und ins Schlingern geriet.
Taggart fluchte herzhaft, als er sah, dass die Lichtung vor der Hütte leer war. Er kam zu spät. Er stürzte aus dem Jeep, noch bevor er richtig zum Stillstand gekommen war. Er nahm die Stufen mit einem einzigen Satz, rannte über die Veranda und riss die Tür auf.
Wie erwartet war sein älterer Bruder der einzige Mensch im Raum. „Verdammt noch mal, Gabe, was hast du getan?“, verlangte er zu wissen und ging drohend auf ihn zu. „Wo ist sie?“
Gabriel betrachtete ihn ruhig von Kopf bis Fuß, die Anspannung verließ allmählich sein Gesicht, jetzt, da er selbst sah, dass Taggart nichts fehlte. „Freut mich auch, dich wiederzusehen“, antwortete er gelassen.
„Wo zum Teufel ist Genevieve?“, wiederholte Taggart.
„Jetzt in diesem Moment?“ Gabriel warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Wahrscheinlich in einem Flugzeug nach Silver County und in Begleitung einer bewaffneten Eskorte, die vom Gericht geschickt worden ist.“
Taggart schlug zu. Ohne zu überlegen und zum ersten Mal, seit er dreizehn und Gabriel vierzehn gewesen war, schlug er seinen Bruder so hart, dass dieser auf den Boden fiel.
Gabriel setzte sich auf, betastete behutsam sein Kinn und wischte sich mit dem Handrücken das Blut von der verletzten Unterlippe. Dann betrachtete er Taggart nachdenklich, und offenbar ging ihm ein Licht auf. „Aha, so ist das also, was?“, sagte er leise mit einer Mischung aus Mitgefühl und Bedauern.
„Ja. Vielleicht. Verdammt …“ Taggart fuhr sich ungeduldig mit einer Hand durch das Haar. „Ich weiß nicht, okay? Aber ja“, fügte er schließlich hinzu. „Ich glaube schon.“
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube. Die Knie wurden ihm weich, als ihm zu dämmern begann, was er vielleicht verloren hatte.
Er hatte Genevieve nie gesagt, was er für sie empfand. Und jetzt hatte er sein Versprechen gebrochen, dass sie nicht ins Gefängnis zu gehen brauchte, ohne dass er bei ihr wäre, wenn auch nicht absichtlich. Womöglich dachte sie sogar, dass er weggefahren war und Gabriel an seiner Stelle geschickt hatte, um ihr nicht mehr begegnen zu müssen.
„Tut mir echt leid, Taggart.“
Die Stimme seines Bruders riss ihn aus seinen trüben Gedanken. Er konzentrierte sich mühsam darauf, was er tun konnte, um Genevieve zu helfen. Seine Ängste und Sorgen konnten bis später warten. „Was hast du gesagt?“
„Dass es mir leidtut. Wenn ich die geringste Ahnung gehabt hätte, wäre das nie geschehen.“
„Nun, es sollte dir auch leidtun.“ Er reichte seinem Bruder die Hand, um ihm hochzuhelfen. „Was machst du überhaupt hier?“
Gabriel zuckte die Achseln. „Es ist fast eine Woche her, dass du dich nicht mehr gemeldet hast. Lilah fing an, sich Sorgen zu machen …“
„Lilah?“ Dominics frischgebackene Ehefrau? Taggart verlor seine Gelassenheit. „Seit wann hat denn Lilah das Sagen bei uns, und seit wann darf sie sich in mein Leben einmischen?“
Gabriel seufzte. „Seit Dominic erfahren hat, dass sie schwanger ist. Glaub mir, die nächsten sechs Monate werden uns wie eine Ewigkeit vorkommen.“
„Geht es ihr denn gut?“, fragte Taggart abrupt.
„Alles okay. Dominic ist derjenige, der jedes Mal durchdreht, sobald sie auch nur das kleinste Wehwehchen hat.“
„Na ja, mit ihm werde ich mich später beschäftigen. Im Moment will ich nur wissen, was mit Genevieve geschehen ist.“
„Es wird dir nicht gefallen.“
„Ja, dachte ich mir schon.“ Sein Magen zog sich wieder schmerzhaft zusammen. Taggart ging zur Tür, nahm Genevieves Reisetasche und reichte sie Gabriel, während er je einen Karton unter die Arme nahm. „Aber ich werde dich zunächst noch leben lassen, weil du mir helfen wirst, alles Nötige zu tun, um Genevieve so schnell wie möglich aus dem Gefängnis zu holen.“
Gabriel seufzte wieder leise. „Ich nehme an, das bedeutet, dass wir beweisen müssen, dass ihr Bruder unschuldig ist?“
„Ich habe doch gesagt, alles Nötige“, antwortete Taggart ungeduldig und ging an Gabriel vorbei aus der Hütte hinaus.
Aber während er das tat, wurde er von einer Verzweiflung erfasst, die er nur zu gut kannte. Vielleicht würde es ja reichen, Seth Bowen zu entlasten, um Genevieve die Freiheit zu sichern. Aber Taggart war nicht sicher, dass es genügte, um ihm wieder eine Chance bei ihr zu geben.
Wenn er
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