Heisse Liebe in eisiger Nacht
Die harmloseste Berührung von Taggart genügte, um sie zum Schmelzen zu bringen. „John?“, sagte sie leise und schloss die Augen, als er ihren Hals liebkoste.
„Hm?“
„Wenn du jetzt nicht gehst, gehst du überhaupt nicht.“
„Nein?“ Seufzend löste er sich von ihr und lächelte schuldbewusst. „Wahrscheinlich hast du recht.“
Sie wich widerwillig einen Schritt zurück, um nicht der Versuchung zu erliegen, sich wieder an ihn zu schmiegen. „Ja, bestimmt sogar.“
„Na schön. Und du bist sicher, du möchtest nicht doch …“
„Geh jetzt“, befahl sie ihm mit einem atemlosen Lachen und sah ihm nach, wie er den Raum durchquerte und zur Tür hinausging. Hin- und hergerissen zwischen Erleichterung und Bedauern, wollte sie sich wieder dem Kühlschrank zuwenden, als sie sich plötzlich an die Verteilerkappe erinnerte. „Warte!“, rief sie und jagte Taggart nach.
Er war schon die Treppe hinuntergegangen. „Was ist?“
„Einen Moment noch.“ Genevieve beugte sich über den Holzstapel und fand die Verteilerkappe nach einigem Suchen. Sie richtete sich auf und drehte sich zu ihm um. „Das hier wirst du brauchen.“ Und damit warf sie ihm die Zündverteilerkappe zu.
Taggart fing sie in der Luft auf, betrachtete sie einen Moment lang und schüttelte den Kopf. „Sollte ich jemals in ernsten Schwierigkeiten sein, möchte ich dich an meiner Seite haben“, bemerkte er trocken.
Genevieve lächelte geschmeichelt. „Ich liebe dich, John Taggart Steele“, sagte sie leise. „Und jetzt verschwinde, damit du bald wieder da bist.“
„Verlass dich darauf.“ Und damit machte er sich auf den Weg.
Es war geschafft.
Genevieve stand mit dem Rücken zum Fenster und sah sich langsam im Inneren der Hütte um.
All ihre Sachen, einschließlich Taggarts bescheidener Tasche, waren gepackt und ordentlich neben der Tür aufgestapelt. Der Kühlschrank war sauber und nicht mehr angeschlossen, und die wenigen Essensreste waren verpackt. Genevieve hatte sich vergewissert, dass das Kaminfeuer aus war, und das Wasser war abgestellt. Der Strom war kurz nach dem Morgengrauen zurückgekommen, und Taggart hatte sich schon um den Generator gekümmert. Genevieve musste jetzt nur noch dafür sorgen, dass alle Lampen und Geräte abgestellt waren.
Je länger Taggart fortblieb, desto unangenehmer wurde ihr das Warten. Sie hatte nicht gelogen, als sie sagte, dass sie ihm vertraute, und obwohl sie seinen Optimismus nicht teilte, was ihre unmittelbare Zukunft anging, wusste sie, dass sie es irgendwie durchstehen würde. Sie war jung, stark, widerstandsfähig und daran gewöhnt, auf sich selbst aufzupassen.
Und es blieb ihr ja auch gar nichts anderes übrig.
Aber es würde schon ein wenig helfen, wenn Taggart endlich zurückkäme, bevor sich ihr Zustand von Unruhe zu leichter Hysterie wandelte.
Sie sah auf die Uhr. Er müsste jetzt eigentlich zurück sein, dachte sie besorgt. Sie beschloss, mit ihrem Buch draußen in der Sonne zu warten. Sie war schon auf halbem Weg zur Tür, als jemand die Klinke herunterdrückte.
Gerade als Genevieve erleichtert aufatmen wollte, hielt sie mitten im Schritt inne, als ihr auffiel, dass sie Johns Wagen nicht gehört hatte. Im nächsten Augenblick krachte die Tür gegen die Wand, und ein hochgewachsener dunkelhaariger Fremder stürmte herein.
Genevieves Herz setzte einen Schlag aus, als sie eine riesige schwarze Pistole direkt auf sich gerichtet sah. „Aufden Boden! Jetzt!“, schrie sie der Eindringling an. „Lassen Sie die Hände, wo ich sie sehen kann!“
Sie war so erschrocken, dass sie kein Wort hervorbrachte, geschweige denn sich bewegen konnte. In ihrer Erstarrung nahm sie jede kleine Einzelheit wahr, das Stampfen schwerer Stiefel, raue männliche Stimmen, die ihr zuschrien, sie solle sich hinlegen, das attraktive Gesicht des Mannes, der sie an der Schulter packte.
Im selben Moment, als er sie herumwirbelte und zu Boden drückte, wurde ihr bewusst, dass er eine unheimliche Ähnlichkeit mit Taggart hatte. Er hatte das gleiche schwarze Haar, die gleiche kräftige, gerade Nase, die gleichen bemerkenswerten grünen Augen und war genau wie er hochgewachsen. Seine Augen waren ein wenig dunkler und seine Züge etwas feiner. Seine schwarze Kleidung ließ ihn nicht nur gefährlich wirken, sondern auch elegant.
Genevieves Angst ließ nicht nach, als er anfing, sie von oben bis unten auf unpersönliche, sachliche Art abzutasten. Als er sich davon überzeugt hatte, dass sie unbewaffnet war,
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