Heiße Nächte - eiskalte Intrigen
beeindrucken lassen. Sie war einfach gegangen, wohl wissend, dass es keinen Weg zurück gab.
Das Einzige, was ihr geblieben war, war ihre Entschlossenheit und eine tiefe Liebe, die niemals erloschen war. Aber das konnte sie Tariq nicht sagen. Sein Mitleid wäre weitaus schlimmer als sein Zorn. Sie hatte sich nun für ihn entschieden und auf alles andere verzichtet.
Kam sie zu spät?
„Wir kommen jetzt nach Zulheina. Falls du hinausschauen möchtest.“
Jasmine drückte auf den Knopf neben ihrem Ellenbogen. Die Scheibe glitt nach unten, und warme Luft strich über ihre Wangen. „Ah.“
Zulheina war eine Stadt, um die sich Legenden rankten. Nur ganz selten gewährte man Fremden Zutritt zu diesem inneren Heiligtum von Zulheil. Geschäfte wurden in der Regel in der Großstadt Abraz im Norden des Landes abgeschlossen. Jasmine konnte durchaus verstehen, weshalb das Volk von Zulheil diesen Ort so eifersüchtig behütete. Diese Stadt war atemberaubend schön.
Schlanke Minarette ragten weit in den Himmel, fast schon unwirklich, so zerbrechlich wirkten sie. Der Fluss, der durch die Stadt floss, rauschte hell und klar wie ein Gebirgsbach an ihnen vorbei und spiegelte sich in den blanken, weißen Marmorwänden der Gebäude.
„Fast wie aus einem Märchen.“ Fasziniert blickte Jasmine in das sprudelnde, kristallklare Wasser, als sie eine Brücke überquerten, die sie direkt in das Zentrum führte.
„Deine Heimat ab jetzt.“ Tariqs Worte klangen wie ein Befehl.
Der warme Wind brachte exotische Düfte und Klänge mit sich. Jasmine war berauscht von den unglaublich farbenfrohen Trachten der Menschen auf dem Marktplatz, den die Limousine als Nächstes passierte.
Sie spürte Tariqs harten Griff um ihren Oberarm. „Ich sagte, dies ist ab jetzt deine Heimat. Hast du dazu nichts zu sagen?“
Heimat, dachte sie. Nie zuvor hatte sie eine Heimat gehabt. Sie strahlte Tariq an. „Ich denke, es wird nicht schwierig sein, diesen wundervollen Ort als Heimat zu betrachten.“ Sie hatte den Eindruck, als würde sich das Raubtier in Tariq ein wenig entspannen. Im nächsten Moment sah sie draußen etwas, das ihr den Atem nahm. „Ich glaube es nicht. Das kann nicht wahr sein.“
Niemals in ihrem Leben hatte sie ein solches Bauwerk gesehen. Es wirkte unglaublich kostbar und filigran, als ob es aus Nebelschleiern und Regentropfen gemacht wäre. Es war auf unvorstellbar kunstvolle Weise aus einem weißen, marmorartigen und doch durchscheinend wirkenden Material herausgearbeitet. Jasmine war wie betäubt.
Mit großen Augen sah sie Tariq an. „Dieses Gebäude sieht aus, als bestünde es aus Zulheil-Rose.“
Zulheil war nur ein kleines Scheichtum, das hauptsächlich aus Wüste bestand. Es war an drei Seiten von weit mächtigeren Nachbarn umgeben und grenzte mit der vierten ans Meer. Dennoch war es ein reiches Land, das nicht nur über große Ölvorkommen verfügte, sondern auch über einen einzigartigen Bodenschatz, einen Edelstein, bekannt unter dem Namen Zulheil-Rose.
Dieser unglaublich schöne Stein, dessen strahlendes Funkeln von einem geheimnisvollen inneren Feuer zeugte, war von allen Edelsteinen auf der Erde der seltenste und wurde bisher nur in Tariqs Land gefunden.
„Wenn deine Augen jetzt noch größer werden, machen sie dem Himmel Konkurrenz“, neckte er sie.
Jasmine vergaß alles um sich herum, angesichts seines humorvollen Tones. Offenbar hatte Tariq beschlossen, für den Augenblick seinen Zorn zu vergessen.
„Das ist dein neues Zuhause.“
„Was?“
Belustigt betrachtete er ihre geröteten Wangen. „Der königliche Palast besteht tatsächlich aus Zulheil-Rose. Jetzt verstehst du wohl, weshalb wir nur selten Fremden Zugang zu unserer Hauptstadt gewähren.“
„Du liebe Güte.“ Jasmine beugte sich vor, dabei stützte sie sich unwillkürlich auf Tariqs Oberschenkel ab. „Ich weiß, dieser Kristall ist härter als Diamant, aber geraten die Menschen nicht in Versuchung, sich … irgendwie Stücke davon abzubrechen?“
„Das Volk von Zulheil ist zufrieden, es wird gerecht regiert. Niemand gerät in Versuchung, aus Geldgier seinen Platz in dieser Gesellschaft zu verlieren.“ Tariqs Blick schweifte in die Ferne. „Außerdem gilt der Palast als heiliger Ort. Er wurde auf Veranlassung des Gründers von Zulheil an Ort und Stelle aus diesem Stein herausgearbeitet. Niemals sonst wurde Zulheil-Rose in einer solchen Konzentration vorgefunden. Es heißt, solange es diesen Palast gibt, steht das Schicksal des Landes
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