Heiße Naechte im Strandhaus
Erinnerungen zurückgebracht, die sie seit Monaten rigoros verdrängte. Aber jetzt hatte sie es Gott sei Dank hinter sich, sodass sie sich wieder auf angenehmere Dinge konzentrieren konnte.
Sie würde ihn nie wieder sehen müssen, versuchte sie sich selbst zu trösten, während sie entschlossen das Lenkrad umklammerte.
Als sie die Blicke gesehen hatte, die diese Rothaarige ihm zugeworfen hatte, war ihr ganz schlecht geworden. Ihm konnte unmöglich entgangen sein, dass sie schwanger war – wie hätte er es übersehen können? Hatte er blitzschnell nachgerechnet, ob das Kind von ihm war? Sie wusste es nicht.
Und ihm war es wahrscheinlich egal. Für ihn war das, was sich auf Ischia zwischen ihnen abgespielt hatte, nur ein Urlaubsflirt unter unzähligen anderen gewesen. Er würde die Sache ganz schnell vergessen und sich einreden, dass sie an ihrer Schwangerschaft selbst schuld war. Und dass sie schon zurechtkommen würde.
Was ihr nur recht sein konnte.
Nachdem sie sich ein weiteres Mal davon überzeugt hatte, dass sein Herz ebenso rabenschwarz war wie sein Haar, verbot sie es sich, noch weiter an ihn zu denken und drehte den Zündschlüssel um.
Der Motor gab ein klägliches Winseln von sich … und erstarb. Nach dem vierten Versuch musste Anna sich eingestehen, dass die Batterie leer war. Nein, jetzt nur nicht anfangen zu weinen. Hektisch kramte Anna in ihrer Handtasche nach ihrem Handy. Selbst schuld. Nick hatte sie schon vor längerer Zeit darauf aufmerksam gemacht, dass sie eine neue Batterie brauchte, aber die Reparaturrechnungen für Ryland waren immer wichtiger gewesen. Und etwas zu essen musste schließlich auch jeden Tag auf den Tisch.
Die fruchtlose Suche nach ihrem Handy zog sich hin, bis Anna schließlich die bittere Erkenntnis dämmerte, dass sie es zu Hause vergessen haben musste. Völlig entnervt schlug sie mit ihren kleinen Fäusten auf das Lenkrad ein und beschimpfte sich selbst: „Was bin ich nur für eine Idiotin!“ Dann sackte sie erschöpft in ihrem Sitz zusammen und stellte sich der niederschmetternden Tatsache, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als bei den Rosewalls zu klingeln.
Und da sich das Ehepaar bereits für die Nacht zurückgezogen hatte, würden da nur noch Francesco und seine derzeitige Gespielin sein. Oder auch nicht, falls sie sich ebenfalls beeilt hatten, ins Bett zu kommen, was anzunehmen war. Dieser Gedanke brachte sie auf Trab. Bis nach Ryland waren es ungefähr acht Meilen. Und es regnete in Strömen. Wenn sie nicht schwanger wäre, würde sie zu Fuß gehen. Aber so …
Francesco genehmigte sich einen kleinen Grappa, nachdem die Rothaarige endlich den Raum verlassen hatte. Eingeschnappt.
Zu unruhig, um schon ins Bett zu gehen, tigerte er mit seinem Glas in der Hand auf und ab. Im Lauf der Zeit hatte er einiges Geschick darin entwickelt, sich die Frauen auf relativ charmante Art vom Hals zu halten. Heute aber nicht. Nicht dass er grob gewesen wäre. Nur kalt, überdeutlich und präzise.
An Karten für diesen Wohltätigkeitsball, den sie organisierte, war er nicht interessiert gewesen. Ebenso wenig an einer Verabredung zum Abendessen, wenn sie wieder in London waren. Sein randvoller Terminkalender ließe ihm in absehbarer Zukunft keine Zeit für private Verabredungen, hatte er erklärt.
Daraufhin war sie beleidigt abgezogen, ins Bett, allein.
Deshalb müsste es ihm doch jetzt eigentlich gelingen, sich zu entspannen. Aber er schaffte es nicht. Das Wiedersehen mit Anna Maybury hatte ihm all die beschämenden Erinnerungen zurückgebracht, die zu verdrängen er sich so bemüht hatte. Und ihre fortgeschrittene Schwangerschaft verunsicherte ihn zutiefst, weil sie Fragen aufwarf, auf die er dringend Antworten brauchte.
Morgen würde er sie zur Rede stellen, doch bis dahin war es noch unerträglich lang hin.
Verzagt drückte Anna auf die Klingel. Der Regen hatte ihr Haar in tropfende Rattenschwänze verwandelt, und die Vorderseite ihres Overalls war völlig durchnässt, weil ihre Öljacke wegen ihrem dicken Bauch nicht zuging. Sie war so aufgeregt, dass ihr richtig übel war, und die Gewissheit, dass sie schrecklich aussah, machte die Sache nicht besser.
Aber irgendwie musste sie Nick erreichen, damit er herkommen und sie abholen konnte. Und das hieß, dass sie Francesco gegenübertreten, mit ihm sprechen, ihn bitten musste, das Telefon der Rosewalls benutzen zu dürfen.
Die Alternative wäre, den langen Weg über kleine einsame Nebenstraßen zu Fuß zu gehen. Die
Weitere Kostenlose Bücher