Heiße Rache aus Leidenschaft
weckte in Emma verbotene Wünsche.
Langsam ging sie voraus zum Haus. „Es liegt ein Satz Schlüssel für Sie bereit und eine Fernbedienung für die Alarmanlage. Ich werde Ihnen den Code und das Passwort aufschreiben, denn die könnten sich seit Ihrem letzten Besuch geändert haben.“
„Ich habe vorhin gesehen, wie Sie die welken Blüten aus den Rosen gepflückt haben“, sagte Rafaele. „Wo sind die Gärtner? Erzählen Sie mir nicht, mein sparsamer Vater wollte sie nicht mehr bezahlen.“
Emma schüttelte unwillig den Kopf. „Ihr Vater war seinen Angestellten gegenüber sehr großzügig. Wie Sie sicher wissen, wurden sie alle in seinem Testament bedacht. In der momentanen Übergangszeit haben sie die Gelegenheit genutzt, ihren Jahresurlaub zu nehmen, und ich habe mich bereit erklärt, mich bis zu Ihrer Ankunft um das Anwesen zu kümmern.“
„Was für eine vielseitig talentierte, kleine Krankenschwester!“, spottete er. „Ich frage mich, wo Sie sonst noch alles Hand anlegen können …“
Nervös fummelte sie mit dem Schlüsselbund und zuckte heftig zusammen, als Rafaele plötzlich seine Hand auf ihre legte und ihr die Schlüssel wegnahm.
„Erlauben Sie?“
Errötend wich sie zur Seite, bemüht, ihre Fassung wiederzufinden, während Rafaele die schwere Eingangstür öffnete. „Nach Ihnen, Miss March“, erklärte er dann mit einer übertriebenen Verbeugung.
Obwohl sie sich sehr beeilte, an ihm vorbeizukommen, konnte sie nicht verhindern, dass der Duft seines Aftershaves erneut ihre Sinne reizte. Rafaele folgte ihr langsam und blickte sich scheinbar gleichmütig in der mit schwarzem und weißem Marmor gestalteten Eingangshalle um, die einen imposanten Rahmen für einige kostbare Skulpturen und Gemälde bildete.
„Es ist ein sehr schönes Haus“, bemerkte Emma, als ihr das Schweigen zu lang wurde. „Bei all dem Platz müssen Sie die Ferien hier genossen haben.“
Er sah sie unergründlich an. „Ein Domizil kann auch zu groß und zu prächtig sein, Miss March.“
Trotz der milden Frühlingsluft fröstelte ihr, denn mit Betreten des Hauses schien Rafaele noch abweisender geworden zu sein. Kalten Blickes betrachtete er die verschiedenen Familienporträts an den Wänden.
„Sie ähneln Ihrem Vater sehr, als er noch jünger war“, meinte Emma unwillkürlich und deutete auf das Porträt von Valentino Fiorenza, das einen Ehrenplatz innehatte.
Rafaele wandte sich zu ihr um. „Ich bin nicht sicher, ob mein Vater das gern gehört hätte. Hat er es Ihnen nicht erzählt? Ich war doch der Sohn, der ihn tief enttäuscht hat. Das schwarze Schaf, das dem Namen Fiorenza Schande gebracht hat.“
Sie schluckte befangen. „Nein, das hat er mir nicht erzählt.“ Er ging weiter durch die Eingangshalle und verharrte einen Moment vor dem Porträt einer jungen Frau mit schwarzem Haar und ausdrucksvollen tiefbraunen Augen. Emma wusste von der Haushälterin Lucia, dass es seine Mutter Gabriela Fiorenza darstellte, die mit nur siebenundzwanzig Jahren an einem
Infekt gestorben war, als Rafaele sechs und sein jüngerer Bruder erst vier Jahre alt gewesen waren. Wieder hielt Emma die bedrückende Stille nicht aus. „Sie war eine sehr schöne Frau.“
„Ja.“ Rafaele blickte sie erneut unbewegt an. „Das war sie.“
Emma räusperte sich befangen. „Soll ich Ihnen noch einen Kaffee oder einen Tee machen, bevor … ich gehe? Die Haushälterin hat, wie gesagt, Urlaub, aber ich kenne mich in der Küche aus.“
„Sie sind ein richtiges Organisationstalent, nicht wahr, Miss March?“, meinte er stichelnd. „Anscheinend nehmen sogar die Angestellten von Ihnen Anordnungen entgegen und gehen in Urlaub, wann Sie es für gut halten.“
Sie presste die Lippen zusammen. „Der Urlaub der Bediensteten war seit langem fällig. Abgesehen davon, musste sich irgendjemand um alles hier kümmern … in Abwesenheit von Signore Fiorenzas einzigem Sohn, von dem man wenigstens hätte erwarten können, dass er kurz vor dem Tod seines Vaters hier aufgetaucht wäre.“
Rafaele betrachtete sie mit versteinerter Miene. „Glauben Sie, ich sehe nicht, was Sie im Schilde geführt haben, Miss March? Sie dachten, Sie könnten sich ein Vermögen angeln, indem Sie mich bei meinem Vater schlechtgemacht haben. Aber es hat nicht ganz funktioniert, oder? Sie kommen an das Erbe nicht heran, ohne mich zu heiraten.“
„Ich habe Ihnen doch gesagt, ich hatte keine Ahnung von den Plänen Ihres Vaters“, protestierte sie erneut empört. „Ich war
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